Im Dezember 2022 wurde die Römische Straße am Riedberg nach 7 Jahren Planung und Bauzeit endlich eingeweiht. Damit war sie offiziell fertig gestellt worden. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Auf der Straße waren 6 Stelen errichtet worden, die mit einem passenden Informationstext versehen werden wollten um auf die historische Bedeutung der Römischen Straßen und damit auch auf diesen Teilabschnitt hinzuweisen.
Im März dieses Jahres berichtete die Frankfurter Neue Presse aus der Sitzung des Ortsbeirates, dass nur 3 Infotafeln auf den Stelen angebracht werden sollen. „Diese ließen sich aufgrund der fachlichen Expertise sowie der inhaltlichen und grafischen Unterstützung durch das Archäologische Museum sowie Finanzierung durch das Grünflächenamt zeitnah umsetzen.“ „Die Kosten für die drei Tafeln schätzt das Kulturamt der Stadt auf einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag.“
MainRiedberg hat sich von Herrn Harry Haarstark M.A. einem Frankfurter Fachmann für Römische Straßen alternative Entwürfe für die 6 Stelen zur Verfügung stellen lassen und möchte Ihnen diesen Schatz hier weitergeben.
Bei Interesse an einem Fachvortrag – zum Beispiel für Schulen oder Vereine – kann ein entsprechender Kontakt zu dem Experten hergestellt werden.
Tafel 1
Römische Straße am Riedberg
Neben dem „Riedberg Campus“ der J.W. Goethe-Universität ist noch die „Steinstraße“ als Feldweg erhalten. Das beschreibt schon etwas Außergewöhnliches: Diese Straße war – wie alle römischen Straßen – komplett aus Steinen gebaut.
Die Straße war hier etwa 10 Meter breit. Bei Ausgrabungen fand sich ein römisches Skelett mit einer Bronzemünze aus dem 2. Jahrhundert. Die Römische Straße zieht sich durch den jungen Stadtteil Riedberg wie ein grünes Band. Als langgestreckter Park wird die historische Straße nun auch im modernen Stadtbild dauerhaft sichtbar bleiben.
Von der Römischen Straße hat man einen schönen Ausblick nach Frankfurt mit den typischen Hochhäusern, der Frankfurter Skyline. In der anderen Richtung schaut man auf die „Höhe“, die erst seit einiger Zeit „Taunus“ heißt. Sehr gut ist der Einschnitt im Taunuskamm, der sogenannte Saalburg-Sattel, zu erkennen.
Die Tafeln am Wegesrand geben weitere Informationen und Hinweise zum historischen Verlauf der Römischen Straße
Tafel 2
Die Römerstadt NIDA
Die Römerstadt Nida heute zwischen Praunheim und Heddernheim war Hauptstadt und Verwaltungssitz der CIVITAS TAUNENSIUM. Diese Provinz umfasste die ganze Wetterau, von Hofheim im Taunus bis zum Rand des Vogelsbergs, im Süden war der Main die Grenze.
Wie in allen römischen Städten gab es hier einen Marktplatz (Forum), Tempel für die Götter, ein Theater und große öffentliche Badeanlagen.
Die Römerstadt lag auf einem Höhenrücken zwischen Urselbach und Steinbach, in der Gemarkung des heutigen Stadtteils Heddernheim, heute im Bereich des Nordwestzentrums, wo der blaue hohe Schornstein des Müllheizkraftwerks Frankfurt steht.
Als unsere Gegend von den Römern erobert wurde, gab es hier Kastelle für die Soldaten, die später an die Grenze, den Limes, verlegt wurden. Die Römische Straße verlief vom Nordtor von NIDA schnurgerade bis zum Limes. Das Tor der Stadtmauer befand sich in Höhe der heutigen Feuerwache, direkt neben dem Nordwest-Zentrum.
Hier gabelten sich drei wichtige Straßen: Nach Nordwest die Straße zum Feldberg, nach Nordost nach Friedberg und zum Vogelsberg und geradeaus ging es zur Saalburg – deshalb nennt man diese römische Straße auch die „Saalburgstraße“.
Tafel 3
Römerstraßen – Planung & Bau
Römische Straßen wurden möglichst gradlinig, auch unter Missachtung des Geländes angelegt. Es wurde immer versucht, die Endpunkte auf kürzestem Weg miteinander zu verbinden.
Überall im römischen Reich waren diese Straßen einheitlich konstruiert. Wie die heutigen Autobahnen nahmen sie den Fernverkehr auf.
Nachdem die Ingenieure die Trasse vermessen hatten, wurde der Untergrund ausgehoben und zunächst grobe Steine verlegt, die noch zusätzlich mit Mörtel befestigt wurden.
Der Aufbau der Straßen erfolgte durch die Aufschüttung einzelner Schichten, der sich durch die regionale Verfügbarkeit bestimmter Baustoffe unterschied.
In unserer Gegend waren sie meist mit Bockenheimer Basalt oder Quarzit aus dem Taunus geschottert.
Links und rechts verliefen Gräben, die das Regenwasser der gewölbten zweispurigen Straße aufnehmen konnten.
Obwohl die meisten Römerstraßen in erster Linie für das Militär angelegt wurden, nutzten Kaufleute und Händler, aber auch die Bürger gerne die Römerstraßen für ihre Reisen, denn hier war man sicher und konnte die Entfernung zum nächsten Ort an Meilensteinen ablesen.
Eselsweg-Pflasterung am Heiligenstock
Tafel 4
Die Römerstraße zur Saalburg
Die Römerstraße von NIDA zu Saalburg ist ein Bodendenkmal, das heutzutage vom hessischen Denkmalschutzgesetz als historisches Bodendenkmal nicht überbaut werden darf.
Schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen, verläuft sie über eine Entfernung von 10 km im Gelände. Neben dem „Riedberg Campus“ der J.W. Goethe-Universität ist noch die „Steinstraße“ als alter Feldweg erhalten – ein Teilstück der Römerstraße das immer noch für Spaziergänge genutzt wird.
Der Name „Kreuzerhohl“ erinnert noch an den Hohlweg zur alten Crutzenkirche, die man an einem Steinkreuz für den heiligen Bonifatius hier gebaut hatte. Nach der Legende war hier eine Raststation der Überführung der toten Bonifatius von Mainz nach Fulda.
Nördlich der Autobahn A 5 ist die Römerstraße heute weitestgehend verschwunden und manchmal nur noch in Bewuchsspuren in den Feldern und Freiflächen zu erkennen. Ein Feldweg in Oberursel an einer Kleingartenanlage ist noch mit „Die alte Römerstraße“ bezeichnet, dann sieht man sie erst wieder kurz vor der Saalburg.
Tafel 5
Römerstraßen um Frankfurt
Die ganze Wetterau, die römische CIVITAS TAUNENSIUM, war mit einem Netz von stabil gepflasterten Straßen überzogen. Das waren die ersten Straßen, die planmäßig gebaut und einheitlich konstruiert wurden.
Dieses Provinzgebiet erstreckte sich von Hofheim im Taunus im Westen bis zum Rand des Vogelsbergs, im Süden war der Main die Grenze zur nächsten Provinz.
Obwohl die meisten Römerstraßen in erster Linie für das Militär angelegt wurden, verhalfen sie den Römern zu bequemen und schnellen Reisen. Ausgangspunkt vieler Römerstraßen war der Hauptort NIDA. Durch die verkehrsgünstige Lage war man schnell in den anderen Siedlungen und auch am Limes, der römischen Grenze nach Germanien.
Die Römerstraßen waren so stabil gebaut, dass sie an vielen Stellen heute noch erhalten sind – die Autobahn A 66 nach Hofheim (Elisabethenstraße) liegt heute noch über der alten römischen Straße.
In Mainz-Kastel gab es eine Brücke über den Rhein. Von dort aus konnte man die Römerstadt MOGUNTIACUM (Mainz) erreichen. Diese war damals Hauptstadt und Verwaltungssitz der römischen Provinz Obergermanien – aber auch ein wichtiger Standort der Militär-Legionen am Rhein.
Tafel 6
Das Ziel: Die Saalburg am Limes
Das Kastell Saalburg am Taunuskamm überwachte den Limes – bergauf ging es auf den Sattel zwischen dem Höhenzug.
Dort kontrollierten Soldaten den Übergang an der Grenze des römischen Reiches ins freie Germanien, der MAGNA GERMANIA.
Das Steinkastell der Saalburg war direkt nach NIDA ausgerichtet die Hauptachse des Römerlagers, die VIA PRAETORIA, zielte also genau auf diese römische Hauptstadt der Provinz TAUNENSIUM.
Das Militärlager war wie fast alle Kastelle am Limes als Rechteck angelegt – jeder Römer konnte sich dort schnell orientieren und wusste dadurch, wo sich die Lagereinrichtung befand.
Vor dem Kastell entwickelte sich bald ein Lagerdorf, in dem sich Handwerker und Bauern ansiedelten.
Auch ein Römerbad (Therme), durfte hier nicht fehlen denn die Römer waren sehr auf die Gesundheit bedacht und badeten gerne im warmen Wasser.
Der Limes war eigentlich keine undurchdringliche Grenze oder Sperranlage – eher eine Kontrolllinie mit vielen Durchgängen, um den Warenverkehr über die römische Grenze zu überwachen.
Für die zur Verfügungstellung der Grafiken einen herzlichen Dank an das Atelier Goddenthow, das Saalburg Museum und die Kantonsarchäologie Bern (Schweiz)
Kontakt für Vorträge:
Harry Haarstark M.A.
c/o HFX Effects UG
Gutleutstrasse 294
60327 Frankfurt am Main
Tel.: 069-39048100
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