Das Land Hessen will alle Impfzentren, auch das zentrale Impfzentrum an der Frankfurter Messe, Ende September schließen. Die Stadt kritisiert das Vorgehen und sieht den Impferfolg gefährdet.
Die Task Force Impfen des Landes Hessen hat heute angekündigt, dass der Betrieb der hessischen Impfzentren nicht über den 30. September hinaus erfolgen und der Impfprozess danach ausschließlich in die Regelversorgung überführt werden soll.
Gesundheitsdezernent kritisiert die Entscheidung
Frankfurts Gesundheitsdezernent Stefan Majer kritisiert: „Die Entscheidung des Hessischen Innenministeriums bedeutet, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Erst brauchen wir ein einvernehmlich zwischen allen Beteiligten abgestimmtes Konzept für die Sicherstellung der Immunisierungsraten zum Schutz der Bevölkerung. Und erst dann kann man die bewährten Impfzentren schließen. Diese Vorgehensweise bedroht die Nachhaltigkeit der Impfbemühungen – nicht nur – in Frankfurt.”
In der Konsequenz ergibt sich daraus, dass Auffrischungs- und nachträgliche Impfungen ausschließlich durch die niedergelassenen Ärzt:innen erfolgen sollen. Dezernent Majer: “Wir erwarten, dass die Impfungen der Allgemeinbevölkerung von den niedergelassenen Ärzt:innen sichergestellt wird und, dass besonders vulnerable Gruppen und solche außerhalb des gesetzlichen Krankenversicherungssystems vom Gesundheitsamt geimpft werden können. Uns liegen bisher keine Konzepte vor, wie diese nächste Mammutaufgabe erfüllt werden könnte.“
Die Ankündigung der Schließung der Impfzentren kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der öffentliche Gesundheitsdienst sich auch in Frankfurt noch einmal verstärkt den ungleichen Gesundheitschancen und Krankheitsrisiken in der Corona-Pandemie zuwendet. Die Frage nach sozialen Aspekten und Zugangshindernissen bei Impfungen in den Stadtteilen spielt hier eine wichtige Rolle. Diese werden auch nach dem 30. September relevant sein und erfordern gezielte und dauerhafte Impfangebote.
Sorge um das Frankfurter “Erfolgsmodell”
Die Impfzentren haben eine große Zahl von Menschen in kurzer Zeit entsprechend der Priorisierung geimpft und hätten bei Verfügbarkeit einer entsprechenden Impfstoffmenge auch noch wesentlich mehr Menschen impfen können. „Gerade die besonders gefährdeten Gruppen erreichen wir in Frankfurt sehr gut über das Impfzentrum und die daran angeschlossenen mobilen Impfteams. Ich habe die große Sorge, dass unser Erfolgsmodell, so viele Menschen wie möglich mit Impfungen zu versorgen, dadurch unterbrochen wird. Eine Schließung des Impfzentrums darf nicht dazu führen, dass die damit verbundenen mobilen Teams ihre Arbeit einstellen müssen“, fordert Gesundheitsdezernent Majer.
Eine mögliche Schließung der Impfzentren im September fällt zudem mit dem Einsetzen der kälteren Jahreszeit zusammen, in der im letzten Jahr, nach einem entspannten Sommer, die Infektionszahlen schnell in die Höhe geschossen sind. Dazu kommt die schon jetzt absehbare Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen. Eine kurzfristige Wiedereinrichtung des Impfzentrums bei Bedarf wäre aufgrund der aufwendigen Logistik aber nicht umsetzbar.
Majer betont: „Ich plädiere dringend dafür, dass insbesondere die Arbeit der mobilen Teams, die den Impfstoff bisher über das Impfzentrum erhalten haben, fortgeführt werden kann. Wir brauchen dauerhaft mehrere Säulen für einen erfolgreichen Impfprozess. Denn die gesellschaftlich und ökonomisch teuerste Variante wäre eine vierte Corona-Welle im Herbst.“
Foto: CDC / Unsplash.com