Die Tage wurde im Rahmen einer Pressekonferenz die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Neben vielen anderen Zahlen und Trends gab es eine besonders positive Meldung im Bereich der Jugendkriminalität.
Hier ergab sich im letzten Jahr ein Rückgang der Fallzahlen unter Beteiligung von mindestens einem Tatverdächtigen im Alter von unter 21 Jahren. So sank die Zahl der Fälle von 11.760 auf 11.309 Fälle (-451 Fälle; -3,8 %). Unter Ausschluss ausländerrechtlicher Verstöße sogar um 1.084 Fälle (-11,8 %).
Zurückgeführt wurde dieser erfreuliche Trend auf die inzwischen vier sogenannten “Häuser des Jugendrechts”, durch die Kinder und Jugendliche, die delinquentes Verhalten an den Tag gelegt haben, ganzheitlich betreut werden. Die verschiedenen Institutionen (Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe und der Verein für Kinder- und Jugendhilfe – nur im Haus des Jugendrechts-Nord) arbeiten hier Hand in Hand und unter einem Dach zusammen. Der sachleitende Erziehungsgedanke des Jugendstrafrechts steht dabei im Vordergrund.
2015 wurde im Mertonviertel das zweite „Haus des Jugendrechts“ in Frankfurt eröffnet. Drei Staatsanwälte, 18 Polizeibeamte, 8 Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe sowie Sozialarbeiter des Vereins „Kinder- und Jugendhilfe Frankfurt“ und der Vermittlungsstelle für den Täter-Opfer-Ausgleich des Evangelischen Regionalverbandes arbeiteten damals in dem umgebauten Bürohaus an der Louis-Pasteur-Straße 65 unter einem Dach.
Verfahren gegen jugendliche Straftäter aus den Stadtteilen im Frankfurter Norden und Osten sollten möglichst schnell abgearbeitet werden. Bei den jugendlichen Straftätern soll die Reaktion des Staates auf ihr kriminelles Verhalten schnell ankommen. Aber es soll eine so angemessene Reaktion sein, dass damit kriminelle Karrieren verhindert oder früh abgebrochen werden.
Etwa 10 Tage vor der offiziellen Eröffnung erfolgte noch ein Brandanschlag auf das Gebäude, der einen Sachschaden von 60.000 Euro verursachte. Trotzdem konnte das Haus des Jugendrechts wie geplant eröffnet werden. Ein Signal an die Täter: Gute Ideen lassen sich mit sinnloser Gewalt nicht verhindern. Etwa 1 Million Euro waren in die Renovierung des Gebäudes investiert worden.
In Wiesbaden gibt es bereits seit Ende 2010 ein „Haus des Jugendrechts“, in Höchst wurde Anfang 2011 eines eröffnet. Aufgabe der jeweiligen Teams ist es, die Jugendlichen durch Ermittlungs- und Strafverfahren zu begleiten, ihnen bei Problemen in Schule, Beruf oder zu Hause Unterstützung anzubieten. Schon bevor Strafverfahren eröffnet werden, erfahren die Mitarbeiter von der Polizei, wo es bei den Jugendlichen hakt. Dabei wird die Gesamtheit der Lebensumstände mit betrachtet.
Manchmal werden statt Verfahren sogenannte Erziehungsgespräche anberaumt oder im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs Auflagen und Verhaltensregeln festgelegt, die den Jugendlichen aufzeigen, wo die gesellschaftlichen und juristischen Grenzen liegen.
Das Dach im Logo des Hauses des Jugendrechts symbolisiert eine Klammer für die Kooperation verschiedener Instanzen, die auf diesem Wege ihre Zusammenarbeit optimieren können, Verfahren beschleunigen und Zeit und Geld sparen.
Gespräche, kurze Verfahrenswege, unmittelbare Hilfe sind für jugendliche Straftäter häufig der Schlüssel, zukünftig nicht mehr straffällig zu werden. Positiver Nebeneffekt: Jugendliche selbst geben den Mitarbeitern im Haus des Jugendrechts Hinweise, wenn Anstiftung zu Krawall im Stadtteil im Gange ist.