FIAS beruft theoretische Physikerin als erste Frau und jüngstes Mitglied.
Pünktlich zum 40. Geburtstag „Senior“ zu werden, klingt erst mal nicht so schmeichelhaft. Und dennoch ist die Ernennung von Prof. Dr. Hannah Elfner zum Senior Fellow am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) eine Auszeichnung.
Sie ist damit die erste Frau, die es im theoretischen Forschungsinstitut in diese höchste Kategorie geschafft hat – vergleichbar einer W3-Professur an der Universität. Die Senior Fellows, aktuell 12 an der Zahl, bilden die FIAS Faculty, beraten das unabhängige Forschungsinstitut, leiten die Forschungsgruppen und ernennen die Fellows.
Schon der vorige runde Geburtstag bescherte Frau Elfner eine verdiente Beförderung: Mit 30 Jahren wurde sie zu einer der jüngsten Physik-Professorinnen Deutschlands ernannt – zumindest in der theoretischen Physik noch eine Ausnahme. “Mich fasziniert, wie die kleinsten Bausteine unserer Welt funktionieren – das will ich verstehen,” so Frau Elfner.
Sie beschäftigt sich mit einem Materiezustand, wie er im frühen Universum nur Mikrosekunden nach dem Urknall existierte. „Danach verwandelten sich die kleinsten und freien Bestandteile der Materie, das Quark-Gluon-Plasma, in die heutigen Bausteine der Materie, die Protonen und Neutronen“.
In energieintensiven Teilchenbeschleunigern lässt sich dies nachahmen, indem Atomkerne aus Blei oder Gold auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, sodass bei ihrer Kollision miteinander Temperaturen und Dichten entstehen, wie sie kurz nach dem Urknall existiert haben.
Frau Elfner beschreibt diese Vorgänge in mathematischen Modellen: Sie berechnet die zeitliche Entwicklung der mikroskopischen Schwerionenkollisionen und gleicht verschiedene Annahmen für die Eigenschaften der Materie mit experimentellen Daten ab.
Aktuell 16 Wissenschaftler ihrer Gruppe forschen in 7 nationalen und internationalen Kooperationen. So versuchen sie im Cluster-Projekt ELEMENTS mit Kollegen aus Darmstadt zu verstehen, wie die Eigenschaften von Materie bei hohen Dichten aus Schwerionenkollisionen bestimmt werden können, um die astrophysikalischen Prozesse beim Verschmelzen von Neutronensternen aufzuklären.
Frau Elfner engagiert sich sehr für den wissenschaftlichen Nachwuchs. So hat sie bereits fast 40 Nachwuchswissenschaftler erfolgreich zum wissenschaftlichen Abschluss begleitet. Neben der Ausbildung von Studierenden und Promovierenden gewährt sie regelmäßig der Öffentlichkeit Einblick in ihre Forschung in Vorträgen und bei Veranstaltungen – dabei zeigt sie ganz nebenbei, wie erfolgreich Frauen in der Physik sein können.
Für ihre wissenschaftliche Leistung wurde Frau Elfner mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter kürzlich als „Scientist of the Year“ der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung sowie 2016 mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ihre außergewöhnliche Leistung und ihr hohes Engagement hat nun das FIAS mit der Ernennung zum Senior Fellow unterstrichen.
Der Stiftungsrat berief sie einstimmig in die Reihen der FIAS Faculty. „Ich freue mich über die Ernennung“, so die gebürtige Frankfurterin – „und dass ich weiterhin am FIAS und seiner Gestaltung mitwirken kann“. FIAS-Direktor Elsen ergänzt: „Mit dieser Berufung wird die theoretische Beschreibung der Wechselwirkung von Kernbausteinen auch zukünftig kompetent und prominent am FIAS vertreten sein“.
Die Erforschung der Welt im Kleinen wird Hannah Elfner auch in Zukunft nicht loslassen: „Ein besseres Verständnis des Übergangs von Protonen/Neutronen zum Quark-Gluon-Plasma bei hohen Dichten wäre großartig“. Im Fokus steht künftig zudem ein kleiner Mensch: In diesen Tagen beginnt Frau Elfners Mutterschutz und damit zeitnah zur Senior-Auszeichnung auch ein Junior-Leben.
Kontakt
Prof. Dr. Hannah Elfner
Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
Ruth-Moufang-Straße 1
60438 Frankfurt am Main
Tel.: +49 69 798 47652
eMail: elfner@fias.uni-frankfurt.de
Web: https://www.fias.science/de/theoretische-naturwissenschaften/gruppen/hannah-elfner-petersen/