Schlagwort: Großbritannien

Wenn Neulinge an den Hebeln der Macht spielen

Großbritanniens Wirtschaft

Großbritanniens Premierministerin Liz Truss und ihr Finanzminister Kwasi Kwarteng wollten Parteiträume ungebremst in praktische Politik umsetzen. Nur wenige Wochen im Amt verkündeten sie, dass sie im großen Stil die Kapitalmärkte nutzen, um mit Milliardensummen die Energiepreise zu deckeln und ihre wohlhabende Wählerschaft mit sinkenden Steuern zu beglücken. Dafür wollten sie ähnlich wie Deutschland 200 Mrd. Pfund ausgeben und entsprechend Kredite aufnehmen.

Doch die Investoren wurden davon überrascht und eine leichte Panik war die Folge. Die Kreditzinsen für zweijährige Hypotheken kletterten von 2,25 % auf über 6 %. Da etwa zwei Drittel der Briten im selbst finanzierten Eigenheim sitzen und überwiegend kurzfristige Kredite dafür aufgenommen haben, explodieren für sie jetzt die Kreditkosten. Steigende Zinskosten und steigende Kosten für Heizung und Strom. Dies könnte in der Folge zu einer erhöhten Zahl von Zwangsverkäufen führen. Auch die Zahl der Kreditangebote hatte sich in Folge um die Hälfte reduziert.

Auf der anderen Seite führte die angekündigte Politikänderung dazu, dass Investoren aus dem britischen Pfund flohen und englische Staatsanleihen auf den Markt schmissen. Doch nur wenige Käufer hatten Interesse. So war die britische Notenbank gefordert, einzuspringen um den Kursverfall der Staatsanleihen aufzufangen. Trotzdem entstanden innerhalb weniger Tage Kursverluste von 200 Mrd. Pfund.

Vor allem Pensionskassen hatten große Mengen dieser Staatsanleihen im Bestand. Einen Teil davon hatten sie an Banken verliehen, um mit dem Geld Derivate zu erwerben, um auf diese Weise ein Zusatzeinkommen zu verdienen. Doch die Wetten gingen nicht auf. Die fallenden Kurse führten dazu, dass die Banken die Sicherheitsleistungen für die aufgenommenen Kredite erhöhten. Die Pensionsfonds waren aber nicht liquide genug um diese gigantischen Beträge, die da auf sie zukamen zu bezahlen. Sie drohten zu kollabieren.

Zum Glück konnte die Zentralbank den Kursverfall stoppen und das britische Wirtschaftssystem auf diese Weise noch einmal retten. Doch die Premierministerin und ihr Finanzminister haben dieses Manöver politisch nicht überlebt. Eine schwere Belastung für den neuen Premierminister. Denn die Märkte sind jetzt besonders nervös. Ein falscher Schritt und der Ausverkauf geht weiter.

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