Schlagwort: Gräueltaten

Dem Vergessen entrissen – ein Kunstobjekt im MPI für Hirnforschung

Never Forget, MPI für Hirnforschung

Die Skulptur mit dem Titel „Never Forget“ wurde zum Gedenken an einen schrecklichen und grausamen Tag im Oktober des Jahres 1940 errichtet, als 58 Kinder aus ihrer Anstalt für geistig Behinderte in Brandenburg-Görden abtransportiert und ermordet wurden, damit ihre Gehirne zu Forschungszwecken verwendet werden konnten.

Das Max-Planck-Institut (MPI) für Hirnforschung ist seit einigen Jahren hier am Riedberg in der Max-von-Laue-Str. 4 angesiedelt. Gegründet wurde es 1914 in Berlin als Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Hirnforschung. Erst 1962 zog es nach Frankfurt um, in ein neues Institutsgebäude in der Deutschordenstraße.

Zu den Gräueltaten, die an den Kindern verübt wurden, kam es, weil zwischen 1940 und 1945 die Direktoren Hugo Spatz und Julius Hallervorden, bekennende Nationalsozialisten, ihre Machtpositionen ausnutzten, um so an die für ihre Hirnforschung benötigten Gehirnpräparate zu gelangen. Selbst während der Nürnberger Prozesse entging Direktor Hallervorden jeglicher Rechenschaftspflicht. Bis in die 1960er Jahre hinein verwendete er die Gehirne von mehr als 800 Opfern für seine Forschung.

MPI für Hirnforschung, Interneurone im Kleinhirn

MPI für Hirnforschung, Interneurone im Kleinhirn

Erst 1984 deckte der Journalist und Historiker Götz Aly auf, dass sich mikroskopische Hirnpräparate von 33 Kindern, die am 28.10.1940 auf Anweisung von Julius Hallervorden ermordet worden waren, noch immer im Frankfurter Institut befanden, ohne dass die damaligen Direktoren des Instituts dies wussten.

Insgesamt 58 Kinder wurden unter Hallervordens Aufsicht in der Berliner Anstalt Brandenburg-Görden in den Tod geschickt. Etwa 40 der Kinder verloren ihr Gehirn an die Sammlung der Hirnforschung. All diese Hirnpräparate wurden im Februar 1990 auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.

Never Forget, MPI für Hirnforschung

Die Gedenkskulptur besteht aus Stühlen in Kindergröße, die auf engem Raum angeordnet sind. Gestaltet wurde sie vom Frankfurter Atelier Goldstein, einem Kunstatelier für Künstlerinnen, die als kognitiv behindert wahrgenommen werden. Die Namen von 38 der ermordeten Kinder, handgeschrieben von den Künstlern des Ateliers Goldstein, sind als Intarsien in die Oberfläche der Plattform eingelegt.

Die matte Farbe und die ärmlich aussehenden Materialien wurden gewählt, um die Tristesse des Lebens der Heimkinder darzustellen. Die Stühle sind unordentlich arrangiert und befinden sich auf einer schwebenden Fläche, um das Chaos und die Tragödie dieses Tages (und aller anderen Tage), an denen unschuldige Opfer im Namen der Wissenschaft und zur Unterstützung des Nazi-Regimes getötet wurden, darzustellen.


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