Bereits ein Jahr nach dem ersten Mainzer närrischen Umzug hatten die Heddernheimer ihre Fastnachtszug-Premiere im Jahr 1839. Die Initiatoren waren zwei Handwerksburschen. Sie kamen von der damals üblichen Wanderschaft in ihr Heimatdorf zurück.
Heddernheim hatte damals weniger als 2000 Einwohner. Heute sind es zehnmal so viel. Fließendes Wasser gab es damals nur in der Nidda. Im Dorf holten die Bürger sich ihr Trinkwasser mühsam aus Ziehbrunnen.
Was für ein bahnbrechendes Ereignis war das damals, als der Gemeinde eine Wasserpumpe geschenkt wurde. Die zwei eingangs erwähnten Handwerksburschen waren im Jahr davor bei der ersten Fastnacht in Mainz gewesen.
Davon begeistert, starten sie einen Versuch, Fasching auch in Heddernheim zu etablieren. Sie fertigten eine Kopie der im Original tonnenschweren Pumpe an, hievten sie auf einen Karren und zogen sie unter Gejohle durch die Straßen. Nicht ahnend, dass sie damit eine Jahrhunderte währende Tradition begründet hatten.
Inzwischen wird Fastnacht in „Klaa Paris“ zum 184. Mal gefeiert. Der große Faschingsumzug im Stadtzentrum von Frankfurt, der vorher am Wochenende stattgefunden hat, wurde somit zur Auftaktveranstaltung, um die Faschingslust so richtig in Schwung zu bringen.
Das Zeitgeschehen hinterlässt seine Spuren
Corona-Pandemie, die steigenden Anforderungen der Bürokratie und die sinkende Bereitschaft sich in Vereinen ehrenamtlich zu engagieren haben ihre Spuren hinterlassen. Die Zahl der Musikzüge, die sich beim Umzug einbringen, ist auf neun gesunken. Deutlich weniger als sonst.
Die Kosten für Sicherheitspersonal sind kräftig gestiegen. Auch die Kosten für Betonblöcke und Absperrgitter sind zu stemmen. Doch allen Widerständen zum Trotz gibt es immer noch genug Enthusiasten, die sich für den Faschingsumzug ins Zeug legen. Mit mindestens 100.000 Besuchern wird gerechnet.
Vor Ort parken – Des könne se vergesse!
Klaa Paris wird vehement abgeriegelt. Die einzige legale Parkmöglichkeit ist im Nordwestzentrum. In Heddernheim herrscht zu dieser Zeit Halteverbot. Wer‘s nicht glaubt, der wird rigoros abgeschleppt. Aus tollem Faschingstreiben wird dann lustiges Auto suchen und statt Knöllchen einsammeln heißt es dann Knöllchen bezahlen.
Wer dagegen an der U-Bahnstation Heddernheim aussteigt, ist zu Fuß in 5-10 Minuten mitten närrischen Treiben. Und darf dabei auch alkoholische Getränke genießen, ohne Angst zu haben, dass der Führerschein deswegen in Gefahr ist.
Auch für die Notdurft ist gesorgt
Eine stattliche Anzahl mobiler Toilettenhäuschen wird entlang der Umzugsstrecke aufgestellt. Wer sich orientieren will, druckt am Besten den Toiletten-Plan aus und nimmt ihn mit oder legt sich einen entsprechenden Link auf sein Handy.
Geschichte
184 Jahre Faschingstradition. Das hat etwas mit der besonderen Geschichte Heddernheims zu tun. Historisch nicht verbürgt ist, warum sich das Dorf irgendwann mit dem Titel „Klaa Paris“ schmückte. Eine Erklärung besagt, dass die Frankfurter nach dem Fall ihrer Stadt an das machthungrige Preußen zu Fastnacht gerne nach Heddernheim zogen, das ehedem zu Kurmainz gehörte. „Hier ist die Luft freier. Hier ist es wie in Paris“, sollen die genervten Frankfurter geseufzt haben. Egal, auch wenn die Faschings-Hochburgen in Mainz und Köln verortet werden, Heddernheim ist die Faschings-Hochburg in Frankfurt seit vielen Jahren und wird diese schöne Tradition auch in Zukunft weitertragen.
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