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EZB-Chefin Lagarde verärgert über Frankfurts Schulpolitik

Europäische Schule

Bei der Eröffnung neuer Unterrichtscontainer für die Europäische Schule Frankfurt (ESF) am Praunheimer Weg in Niederursel entlud sich die Wut von EZB-Präsidentin Christine Lagarde über die anhaltende Provisorien-Politik der Stadt. „Es ist beschämend, dass wir immer noch Container eröffnen müssen“, erklärte sie vor Eltern und Medienvertretern.

Platznot und wachsende Schülerzahlen

Die ESF, ursprünglich für 900 Kinder konzipiert, platzt mit aktuell 1.650 Schülern aus allen Nähten. Bis 2032 wird ein Anstieg auf 2.244 Schüler erwartet. Die beiden neuen Containergebäude – finanziert von der EZB mit 6,9 Millionen Euro – bieten nur kurzfristige Entlastung. George Betts, Geschäftsführer der Euro-Kids gGmbH, warnt: „Ohne dauerhafte Lösung droht 2028 ein Aufnahmestopp.“

Standort-Debatte: Festplatz oder andere Alternativen

Seit Jahren ringt die Stadt um einen neuen Standort. Der Festplatz am Ratswegkreisel gilt als Favorit, stößt aber auf Widerstand von Anwohnern und Schaustellern. Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) kündigte an, in drei Wochen mit der EZB über 20 geprüfte Alternativen zu beraten. Der Offenbacher Vorschlag einer Ansiedlung am Kaiserlei wurde von Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) jedoch als „zu klein“ abgelehnt.

Bereits 2019 erklärte Günter Murr, Sprecher von Stadtrat Jan Schneider (CDU): „Mehrere mögliche Standorte für die Schule würden derzeit gleichberechtigt geprüft.“ Damals wurden bereits 900 Schüler an der ESF unterrichtet, und dabei war die Schule anerkannter Maßen schon am Limit. Aus dem Prüfen ist die Stadt seitdem nicht mehr rausgekommen. Die Chance im Mertonviertel nach dem Abriss des Lurgi-Gebäudes und eines Rechenzentrums der Telekom das Gelände für die ESF zu nutzen, wurde nicht ergriffen.

Wenn den Verantwortlichen bei der EZB der Geduldsfaden platzt, kann es womöglich das Ende für bestehende und zukünftige EU-Behörden in Frankfurt bedeuten. Der Wegzug der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) nach München sollte Frankfurt eine Warnung sein.

Politische Schelte und Imageschaden

Die FDP-Stadtverordnete Isabel Schnitzler spricht von einem „enormen Imageschaden für Frankfurt“. Sie wirft Frau Weber „Verschleppung“ vor und fordert OB Mike Josef (SPD) auf, das Thema zur Chefsache zu machen. Andreas Beckmann, Generalsekretär der Europäischen Schulen, kritisiert: „Wir erleben Container-Eröffnungen statt langfristiger Schul-Visionen.“

Druck von der Europäischen Union

Direktor Christian Linder, als Vertreter der Europäischen Union, betont die strategische Bedeutung: „Diese Schule ist essenziell, um Frankfurt als Finanzstandort attraktiv zu halten.“ Lagarde pocht auf schnelle Entscheidungen – insbesondere zur Nutzung des benachbarten Ackers, der Teil des geplanten „Stadtteils der Quartiere“ ist.

Ausblick: Entscheidung bis Jahresende?

Frau Weber versprach eine Lösung bis Ende 2025: „Wir sind uns unserer Versprechen bewusst.“ Bis dahin bleibt die ESF ein Symbol für Frankfurts Balanceakt zwischen Bildungsauftrag, Stadtentwicklung und kulturellem Erbe. Für die Eltern bleibt die Frage: Wann wird aus dem Provisorium endlich ein Zuhause?


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Die Wachstumsdynamik von Provisorien

Aufstellung von Containern

Ein Blick zurück

Ende 2014 – Anfang 2015 ließ das Stadtschulamt Frankfurt als Bauherr durch die Firma Kaufmann Bausysteme GmbH das bestehende Schulgebäude der Europäischen Schule in Niederursel (Praunheimer Weg 107) erweitern.

Das Gebäude wurde im modularen Holzbau konzipiert, da das Schulgebäude in kurzer Bauzeit erstellt werden musste. Der Schulneubau umfasste 10 Klassenräume mit Nebenräumen und integrierten Sanitärbereichen für die Vorschule und 7 Klassenräume und Sanitärbereiche für die Grundschule.

Räume für das Lehrpersonal sowie Arbeits- und Mehrzweckräume komplettierten das Raumprogramm der Schule. Im Erdgeschoss gibt es einen Bewegungsraum mit 12 Meter Spannweite und eine Aufwärmküche mit angeschlossenem Speisesaal.

Die Holz-Module haben Spannweiten von bis zu 9 Metern als freitragende Konstruktionen. Hierbei wurden erstmals Holzträger aus Baubuche eingesetzt, die aufgrund einer hohen Festigkeit speziell für schlanke Konstruktionen mit großen Spannweiten angewendet wurden. Damit wurde eine Grundfläche von 1.250 m² mit dreigeschossigen Containern überdeckt.

Zurück in die Gegenwart

Seit 2014 ist die Zahl der Einwohner Frankfurts von 700 Tausend auf 750 Tausend Einwohner angestiegen. Auch die Europäischen Institutionen in Frankfurt haben prächtig zugelegt:

  • Die Europäische Zentralbank, die bereits vor 2014 in Frankfurt war, hat in den letzten Jahren ihre Präsenz und Aktivitäten vor Ort ausgeweitet.
  • Das Europäische Bankenaufsichtsamt hat seinen Sitz 2019 von London nach Frankfurt verlegt. Diese Institution ist verantwortlich für die Regulierung und Aufsicht von Banken innerhalb der EU.
  • Das Europäische Institut für Innovation und Technologie hat zwar seinen Hauptsitz in Budapest, doch es eröffnete in den letzten Jahren Büros in verschiedenen europäischen Städten, einschließlich Frankfurt, um Innovation und Zusammenarbeit zu fördern.
  • Die Europäische Investitionsbank hat in Frankfurt eine Niederlassung, die sich auf die Finanzierung von Projekten in Deutschland und der EU konzentriert. Sie hat ihre Aktivitäten in den letzten Jahren verstärkt.
  • Die Europäische Kommission hat inzwischen verschiedene Abteilungen in Büros in Frankfurt, um die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden und Institutionen zu fördern.
  • Die Europäische Behörde für Geldwäsche wurde im Jahr 2021 gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.
  • Auch die Europäische Versicherungsaufsichtsbehörde, sie wurde 2011 gegründet, hat ihren Sitz in Frankfurt.

Aus diesen Gründen ist der Anteil der Familien, deren Kinder auf eine Europäische Bildungseinrichtung gehen wollen, stetig gestiegen. Während die Stadt Frankfurt dringend einen Bauplatz für einen Neubau der Europäischen Schule sucht, wird der Raumnot am bisherigen Standort durch die Aufstellung weiterer Containeranlagen begegnet, die bis August errichtet werden sollen.

Temporär (befristet bis 31.12.2030) werden auf dem Gelände der EuroKids zwei dreigeschossige Containeranlagen zur Flächenerweiterung um 29 Klassenräume mit Nebenräumen für die Europäische Schule sowie die EuroKids gGmbH gebaut.

Als Bauherr tritt die EuroKids gGmbH in Erscheinung. Der Entwurf stammt von der Firma Wentz Planungsgesellschaft aus Frankfurt. Die Container kommen diesmal von der Firma KB Container GmbH aus Schlüsselfeld – Eisendorf aus der Region Würzburg/Bamberg.

Das eingeschossige Gebäude, das bisher auf diesem Platz stand, wurde abgerissen. Das neue Fundament ist schon gegossen und die ersten Container wurden bereits darauf positioniert.

Es bleiben die Fragen …

  • Reichen die neu geschaffenen Kapazitäten bis 2030?
  • Wird bis dahin ein entsprechender Neubau an anderer Stelle zur Verfügung stehen?
  • Wie sieht der Alternativplan aus, wenn neue Kapazitäten nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen?

 

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Wohin mit der Europäischen Schule in Niederursel?

Europäische Schule

Diese Schule wurde 2002 errichtet. Ihr typisches Klientel sind Kinder von Eltern, die bei Europäischen Institutionen arbeiten (EZB, ESRB, EIOPA). Ziel der Schule ist, dass die Kinder der Familien, die oft umziehen müssen, jederzeit nahtlos in das jeweilige nationale Bildungssystem zurückkehren können. Das Abitur wird in allen Ländern anerkannt.

Die Schule wird von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union getragen und mitfinanziert. Die Europäische Schule ist aber weder eine Privatschule noch eine EZB-Schule, wie Schulleiter Ferdinand Patscheider immer wieder betont. Auch Kinder aus Frankfurter Familien können die Bildungseinrichtung besuchen, sofern es die Platzkapazitäten zulassen. Doch auch diese Schule platzt aus allen Nähten!

Die Europäische Schule am Praunheimer Weg 126 in Niederursel (Nordweststadt) wurde für maximal 900 Schüler konzipiert. Derzeit wird sie aber von 1.600 Kindern und Jugendlichen besucht. In den nächsten Jahren rechnet die Schule mit 2.200 Schülerinnen und Schülern.

Die Stadt Frankfurt hat vom Bund – der für den Bau dieser Bildungseinrichtungen verantwortlich ist – diese Aufgabe übernommen. Seit 2012 sucht sie nun nach einem neuen Standort für diese Schule auf Frankfurter Gebiet. Derzeit werden drei potenzielle Standorte geprüft:

  • ein Gelände in der Nähe des Kaiserleikreisels (Mainwasen)
    allerdings zu viel Verkehr und andere Hindernisse
  • der Festplatz am Ratsweg
  • eine Fläche nördlich der Heerstraße in Praunheim

Sollte sich in absehbarer Zeit in Frankfurt kein Platz finden lassen, könnte die Schule auch ins Umland ziehen. Für das Renommee der Stadt als Ort für Wissenschaft und Bildung ein herber Rückschlag. Für die Kinder der Familien in Frankfurt wäre das mit längeren Fahrtzeiten (und damit erhöhtem CO2-Ausstoß) verbunden.

Auch die kulturellen Impulse, die diese Schule in den Ortsteil ausstrahlt, kämen dann dem Frankfurter Speckgürtel zu Gute. Für die weitere Ansiedlung europäischer Institutionen in Frankfurt wäre das kein Aushängeschild.

Die Kommunikation zwischen der Stadt und der Schule bietet Optimierungspotenzial: Bisher erfuhr der Schulleiter aktuelle Entwicklungen (welche Gelände gerade im Gespräch sind) zuerst aus der Zeitung.

Vielleicht wären die gerade frei werdenden Flächen im Mertonviertel (Nähe zum Unicampus Riedberg!) hier eine Chance?

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