Schlagwort: Buchmesse

Wenn der Tag zum Erlebnis wird

Der Doppelleckerbus

Ein umgebauter Doppeldecker Bus wird zum Café auf Rädern
und macht Station am Riedberg.

Wer glaubte, die Buchmesse seit weit weg, in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs, hat sich getäuscht. Die Auswirkungen sind bis an den Riedberg zu spüren. So mancher Spaziergänger rieb sich verwundert die Augen beim Anblick dieses Busses, der auf dem Nelly-Sachs-Platz neben der katholischen St. Edith Stein Kirche parkt. Blaue Stromkabel führen in das Kirchengebäude und versorgen den Bus mit Licht und Strom.

Der Doppelleckerbus

Vor dem Bus stehen Tische und Stühle und laden die Besucher ein, sich einen freien Platz zu schnappen und bei der freundlichen Bedienung leckere Getränke und guten Kuchen zu bestellen. Die Handys werden nicht nur zum Fotografieren des seltenen Gastes gezückt, sondern um auch noch Freunde, Verwandte und die beste aller Ehefrauen herbei zu rufen, um gemeinsam – bei herrlichem Sonnenschein – eine Tasse Kaffee oder eine der anderen Köstlichkeiten zu genießen.

So kommen auch schnell Gespräche auf, denn sowohl das Äußere als auch das Innenleben des Busses bieten zahlreiche Reize für Augen und die anderen Sinne. Michel Malcin und Helene Volkensfeld bewirten mit Feuereifer die Gäste, und wer wollte, konnte auch gleich ihr neu erschienenes Buch „Abgefahren – Vom Mut, aufzubrechen und anzufangen“ erwerben.

Michel Malcin, ehemaliger evangelischer Pfarrer wurde von einem Burn-out geplagt und entschied sich, mal etwas ganz anderes auszuprobieren. Er erwarb einen alten Berliner Doppeldeckerbus und tourt seit 2023 mit ihm durch die Welt. Mit gesundem Gottvertrauen und Mut zum Chaos. Unterwegs stieg Helene Volkensfeld mit ein, die eigentlich nur einen Cappuccino im Bus trinken wollte. Sie blieb und beide bilden inzwischen ein harmonisches Team, das sich dem Besucheransturm tapfer entgegenstemmt und die Gäste liebevoll verpflegt. Schönster Spruch des Tages: „Ich hoffe, Sie haben auch eine Macke, denn die Tasse hat eine und ich auch!“

Wer die Gelegenheit, sich dieses spannende Buch zu kaufen, nicht ergriffen hat, der kann es noch über den Buchhandel bestellen oder über die Website: https://doppellecker.de/buch.html

Wer durch Spenden dieses einmalige Kommunikationsprojekt unterstützen möchte, kann dies auf der folgenden Seite machen: https://doppellecker.de/support.html#info3-4f


Leseprobe aus Abgefahren – Vom Mut, aufzubrechen und anzufangen

Voller Bus und leere Kasse
Es ist für mich jedes Mal ein ganz besonderer Augenblick. Am Ende eines langen Tages, wenn der Trubel leise geworden, wenn der letzte Gast gegangen ist, die Musik verstummt, das Türschild auf »closed« gedreht wurde. Ich nehme mir eine letzte Tasse Tee, setze mich an einen der leeren Tische und beginne zu zählen. Vor mir liegt das Geld, das ich heute verdient habe. Als freikirchlicher Pastor war mein Einkommen immer ein Stück weit unkalkulierbar. Es war abhängig von den Spenden und dem Wohlwollen der Gemeindemitglieder. Jetzt ist es anders. Das Geld, das ich jetzt verdiene, ist frei davon. Es steht für meine Arbeit, nicht für meine Rolle. Es ist nicht gebunden an das, was ich wie sage oder glaube. Und genau das macht es so befreiend. Das, was ich verdient habe, kann ich annehmen, ganz und gar ohne schlechtes Gewissen. Diese Scheine und Münzen, die vor mir auf dem Tisch liegen, sind das Ergebnis eines langen Tages …

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Wie aktuell sind gedruckte Bücher noch?

Der fantastische Buchsalon

In wenigen Wochen (vom 16.10. – 20.10.) eröffnet die 76. Frankfurter Buchmesse. Der diesjährige Ehrengast ist Italien. Vier Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde die erste deutsche Buchmesse wieder eröffnet. Etwa 200 Verlage zeigten ihr Angebot. Letztes Jahr waren es dann schon 4.200 Aussteller.

Während 1949 „nur“ 8.400 Titel präsentiert wurden, liegt die Zahl der Buchtitel (wobei inzwischen auch digitale Medien, Hörbücher und E-Books dazugehören) bei etwa 400.000. Letztes Jahr kamen über 200.000 Besucher in die Messehallen.

Dass neben Leipzig Frankfurt zu einer der bedeutendsten Städte für den Buchhandel wurde, hängt mit einer langen Tradition zusammen. Die erste Buchmesse, von der berichtet wurde, fand schon 1370 statt.

Seit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1450 wurde Frankfurt zum Zentrum des deutschen und europäischen Buchhandels. Die Buchmesse fand zweimal jährlich ab 1480 an der Buchgasse statt, wo Buchhändler und Verleger ca. 20 Messegewölbe besaßen, in denen Bücher verkauft wurden.

Im 15. Jahrhundert entwickelte Johannes Gutenberg im nahe gelegenen Mainz den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Der adlige Patrizier Holzhausen unterstützte die Ideen Martin Luthers, dessen Schriften, die anderswo wegen Ketzerei verboten waren, zu Beginn der Reformation auf der Buchmesse gehandelt werden konnten, insbesondere auch die Lutherbibel. Die ersten gedruckten Ausgaben der revolutionären neuen Bibelübersetzung Martin Luthers wurden hier vertrieben. Von hier aus nahm die Verbreitung der Bibel ihren Ausgang.

Durch die Zensur des kaiserlichen (katholischen) Bücherkommissars verlor die Frankfurter Buchmesse gegenüber dem Druckzentrum der (protestantischen) Stadt Leipzig (wo keine Zensur ausgeübt wurde) ab dem Ende des 16. Jahrhunderts so an Bedeutung, dass sie im 18. Jahrhundert ihre Vormachtstellung verlor.

„Die Frankfurter Messe verkam weitgehend zu einer Zusammenkunft von Raubdruckern und versank im 19. Jahrhundert gar gänzlich in der Bedeutungslosigkeit“.

Der anfänglich ausschließliche Deutschlandbezug verlor sich bereits bei der zweiten Buchmesse 1950, als auch Verlage aus dem europäischen Ausland und den USA vertreten waren. 2023 kamen Verlage aus 95 Ländern.

Neugründung eines Buchsalons

Ein Zitat aus 2013: „Die Presse berichtet erneut verstärkt über das Dilemma des stationären Buchhandels: Rückläufige Umsätze, schließende Ladengeschäfte und kleiner werdende Verkaufsflächen sind die beklagten Phänomene.“

Trotzdem hat die Riedbergerin Sandra Thoms zu Beginn dieses Jahres einen Spezial-Buchladen in Frankfurt eröffnet (Eschersheimer Landstraße 293). Sie ist die Inhaberin des „Fantastischen Buchsalons“. Sie teilt sich die recht übersichtliche Fläche mit dem Immo-Café von Möbus Immobilien, das dort bereits länger seinen Standort hat und sich verkleinern wollte.

Sandra Thoms

Die Unternehmerin S. Thoms

Hier findet man rechter Hand Bücher aus dem Fantastik-Genre, links kann man sich über Wohnungen und Häuser informieren. Es sind auf jeden Fall zwei Geschäftsbereiche, die sich nicht in die Quere kommen. Im Gegenteil, vielleicht profitiert man auch voneinander.

In dem Buchladen werden Werke aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und auch Horror angeboten. Es sind Bücher von kleineren, unabhängigen Verlagen oder Selfpublishing-Autoren, die man in den großen Buchhandlungen eben nicht findet. So werden auch Autoren gefördert, die bei großen Buchverlagen untergehen.

Sind Antiquariate nicht Fossilien einer längst vergangenen Zeit?

Klaus Willbrand, Antiquar in Köln ist mit seinen 83 Jahren eher der »Albus Dumbledor«-Typ in seinem Zauberreich der antiken Bücher. Sein Geschäft ist vollgestopft mit antiker Literatur, die einen ganz eigenen Geruch verströmt. Antiquariate gehörten schon immer zu den Geschäftsideen, mit denen man nicht reich wird.

Eigentlich wollte er dieses Jahr schon den Laden aufgeben. Der Umsatz näherte sich der Nulllinie. In seinem langen Leben hat er über 6.000 Bücher gelesen. Wenn andere schon lang schlafen, liest er noch seine Bücher. So hat sich in seinem Kopf ein riesiger Schatz an Wissen angehäuft.

Da traf er auf eine junge Lektorin, Frau Daria Razumovych. Man kam ins Gespräch. Nach anfänglichem Zaudern probierten die beiden sich in der Nutzung von „Social Media“. Frau Razumovych filmte und führte die Regie. Herr Willbrand und sein Wissen standen im Fokus. Wer nach Willbrands Meinung fragte, wurde umfangreich und unverblümt bedient.

Menschen aus der rein analogen Zeit sind für die jungen digitalen Vielfachnutzer (Handys, PC, Fernsehen, …) wie Dinosaurier. Eher selten, etwas schräg, aber bewundernswert. Fokussiert statt abgelenkt. Nicht laut, aber kenntnisreich. So wurde das Duo Willbrand/Razumovych zu einer Art Influencer. Auf Instagram haben sie mehr als 100.000 Follower, auf TikTok mehr als 40.000!

Fazit: Allen Schrumpfungsprozessen zum Trotz haben auch klassische Bücher mit dem darin konservierten Wissen eine Zukunft. Man muss sie nur entdecken.

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