Schlagwort: gedrucktes Buch

Wie aktuell sind gedruckte Bücher noch?

Der fantastische Buchsalon

In wenigen Wochen (vom 16.10. – 20.10.) eröffnet die 76. Frankfurter Buchmesse. Der diesjährige Ehrengast ist Italien. Vier Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde die erste deutsche Buchmesse wieder eröffnet. Etwa 200 Verlage zeigten ihr Angebot. Letztes Jahr waren es dann schon 4.200 Aussteller.

Während 1949 „nur“ 8.400 Titel präsentiert wurden, liegt die Zahl der Buchtitel (wobei inzwischen auch digitale Medien, Hörbücher und E-Books dazugehören) bei etwa 400.000. Letztes Jahr kamen über 200.000 Besucher in die Messehallen.

Dass neben Leipzig Frankfurt zu einer der bedeutendsten Städte für den Buchhandel wurde, hängt mit einer langen Tradition zusammen. Die erste Buchmesse, von der berichtet wurde, fand schon 1370 statt.

Seit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1450 wurde Frankfurt zum Zentrum des deutschen und europäischen Buchhandels. Die Buchmesse fand zweimal jährlich ab 1480 an der Buchgasse statt, wo Buchhändler und Verleger ca. 20 Messegewölbe besaßen, in denen Bücher verkauft wurden.

Im 15. Jahrhundert entwickelte Johannes Gutenberg im nahe gelegenen Mainz den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Der adlige Patrizier Holzhausen unterstützte die Ideen Martin Luthers, dessen Schriften, die anderswo wegen Ketzerei verboten waren, zu Beginn der Reformation auf der Buchmesse gehandelt werden konnten, insbesondere auch die Lutherbibel. Die ersten gedruckten Ausgaben der revolutionären neuen Bibelübersetzung Martin Luthers wurden hier vertrieben. Von hier aus nahm die Verbreitung der Bibel ihren Ausgang.

Durch die Zensur des kaiserlichen (katholischen) Bücherkommissars verlor die Frankfurter Buchmesse gegenüber dem Druckzentrum der (protestantischen) Stadt Leipzig (wo keine Zensur ausgeübt wurde) ab dem Ende des 16. Jahrhunderts so an Bedeutung, dass sie im 18. Jahrhundert ihre Vormachtstellung verlor.

„Die Frankfurter Messe verkam weitgehend zu einer Zusammenkunft von Raubdruckern und versank im 19. Jahrhundert gar gänzlich in der Bedeutungslosigkeit“.

Der anfänglich ausschließliche Deutschlandbezug verlor sich bereits bei der zweiten Buchmesse 1950, als auch Verlage aus dem europäischen Ausland und den USA vertreten waren. 2023 kamen Verlage aus 95 Ländern.

Neugründung eines Buchsalons

Ein Zitat aus 2013: „Die Presse berichtet erneut verstärkt über das Dilemma des stationären Buchhandels: Rückläufige Umsätze, schließende Ladengeschäfte und kleiner werdende Verkaufsflächen sind die beklagten Phänomene.“

Trotzdem hat die Riedbergerin Sandra Thoms zu Beginn dieses Jahres einen Spezial-Buchladen in Frankfurt eröffnet (Eschersheimer Landstraße 293). Sie ist die Inhaberin des „Fantastischen Buchsalons“. Sie teilt sich die recht übersichtliche Fläche mit dem Immo-Café von Möbus Immobilien, das dort bereits länger seinen Standort hat und sich verkleinern wollte.

Sandra Thoms

Die Unternehmerin S. Thoms

Hier findet man rechter Hand Bücher aus dem Fantastik-Genre, links kann man sich über Wohnungen und Häuser informieren. Es sind auf jeden Fall zwei Geschäftsbereiche, die sich nicht in die Quere kommen. Im Gegenteil, vielleicht profitiert man auch voneinander.

In dem Buchladen werden Werke aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und auch Horror angeboten. Es sind Bücher von kleineren, unabhängigen Verlagen oder Selfpublishing-Autoren, die man in den großen Buchhandlungen eben nicht findet. So werden auch Autoren gefördert, die bei großen Buchverlagen untergehen.

Sind Antiquariate nicht Fossilien einer längst vergangenen Zeit?

Klaus Willbrand, Antiquar in Köln ist mit seinen 83 Jahren eher der »Albus Dumbledor«-Typ in seinem Zauberreich der antiken Bücher. Sein Geschäft ist vollgestopft mit antiker Literatur, die einen ganz eigenen Geruch verströmt. Antiquariate gehörten schon immer zu den Geschäftsideen, mit denen man nicht reich wird.

Eigentlich wollte er dieses Jahr schon den Laden aufgeben. Der Umsatz näherte sich der Nulllinie. In seinem langen Leben hat er über 6.000 Bücher gelesen. Wenn andere schon lang schlafen, liest er noch seine Bücher. So hat sich in seinem Kopf ein riesiger Schatz an Wissen angehäuft.

Da traf er auf eine junge Lektorin, Frau Daria Razumovych. Man kam ins Gespräch. Nach anfänglichem Zaudern probierten die beiden sich in der Nutzung von „Social Media“. Frau Razumovych filmte und führte die Regie. Herr Willbrand und sein Wissen standen im Fokus. Wer nach Willbrands Meinung fragte, wurde umfangreich und unverblümt bedient.

Menschen aus der rein analogen Zeit sind für die jungen digitalen Vielfachnutzer (Handys, PC, Fernsehen, …) wie Dinosaurier. Eher selten, etwas schräg, aber bewundernswert. Fokussiert statt abgelenkt. Nicht laut, aber kenntnisreich. So wurde das Duo Willbrand/Razumovych zu einer Art Influencer. Auf Instagram haben sie mehr als 100.000 Follower, auf TikTok mehr als 40.000!

Fazit: Allen Schrumpfungsprozessen zum Trotz haben auch klassische Bücher mit dem darin konservierten Wissen eine Zukunft. Man muss sie nur entdecken.

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