Ballfieber – mit und ohne Handicap

Es sind kleine Softbälle, mit einer Rassel drin. Damit auch Blinde das Tennisspielen erlernen können, wie Egon Harenceac, Trainer in der Tennisabteilung der Eintracht, berichtet. Doch diesmal sind’s zwei Jungs im Rollstuhl, die fast nicht genug vom Spiel bekommen können. Zakaria ist 8, hat den Ball im Visier und den Schläger fest in der rechten Hand. „Mist!“ oder „Den hätte ich erwischen können!“ ärgert er sich zwischendurch, wenn er sich mit aller Kraft und so weit wie möglich Richtung Ball gestreckt hat und das aber noch immer nicht weit genug gewesen ist. Auch sein Kumpel Benaja, der sechs Jahre alt ist, ist so begeistert, dass der Papa immer wieder Bälle übers Netz zuwerfen muss. Am liebsten würden sie ohnehin nur gegeneinander spielen. Zakaria und Benaja haben die Glasknochen-Krankheit, sind für immer auf den Rollstuhl angewiesen. Doch für diesen kurzen Moment scheint das eine nicht so große Rolle zu spielen. Als ob sie sagen möchten: „Verdammt, dürfen wir nicht endlich auch Sport machen und Spaß haben?“

Zakarias Mutter Meriem Ben Jelloun wird erzählen, dass sie schon lange nach Sportangeboten für ihren Sohn Ausschau gehalten hat. „Ich hatte den Eindruck, dass es das nur für Erwachsene gibt.“ Hier würde man doch sehen, wie wichtig das wäre. Sie deutet auf die Jungs, verweist auf deren Begeisterung. Die Leiterin einer Englisch-Sprachschule nennt das „impressive“, beeindruckend, und sagt: „They’re doing great.“

Später spricht sie noch lange mit den Verantwortlichen vom Sportkreis Frankfurt, wo man genau solche Angebote fördern will und am 31. März pünktlich zum Ferienbeginn einen Schnuppertag für Kids mit und ohne Handicap auf dem Sportplatz des SC Riedberg initiierte. Rund 100 Kids tobten über die Anlage des SC Riedberg und hatten sichtlich Freude an der neuen Sporterfahrung. Unter der Anleitung der Übungsleiter lernten sie auch das Regelwerk der einzelnen Sportarten kennen. Die Eintracht Frankfurt (Abteilung Tennis), die Mainhattan Skywheelers und der Hessische Fußball Verband waren mit Schnupperangeboten wie Rollstuhl-Basketball oder Blindentennis am Start.


Zakaria hat die Glasknochenkrankheit – und ist vom Tennis mit den kleinen Sofabällen begeistert. Seine Mutter möchte sich jetzt dafür einsetzen, dass ein Tennisverein oder eine Abteilung für Rollis in Frankfurt gegründet wird

Immer mehr Vereine befassen sich mit dem Thema Inklusion und versuchen Inklusionssportarten in ihr Portfolio zu integrieren, so zum Beispiel die SG Nied mit Cross Boccia und Blasrohrschießen. Die Sportarten erlernt der Vereins-Nachwuchs anhand spielerischer Elemente. Meriem Ben Jelloun, Zakarias Mutter, geht noch einen Schritt weiter: „Wir fühlen uns sehr motiviert und überlegen jetzt, ob wir gemeinsam mit anderen Eltern einen Tennisverein für Rollis in Frankfurt gründen können.“

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Sportkreis-Onlineportals Mainova Sport Rhein-Main statt, das im April und Mai Vereinsangebote für Kinder in den Fokus stellt. Auf dem Portal finden Groß und Klein verschiedene Sportkurse zum unverbindlichen Ausprobieren. „Wir hoffen, dass wir mit der Veranstaltung aufzeigen konnten, welche Möglichkeiten es für Inklusionssport in Frankfurt gibt und dass eine große Nachfrage besteht“, sagt Projektleiter Amir Jemour vom Sportkreis Frankfurt.

Auf www.mainova-sport.de stellen Vereine das ganze Jahr über Kurse und Sportangebote ein. Vier Mal jährlich gibt es zudem spezielle Aktionen zu „Gesundheitssport“, „Kinder“, „Frauen“ sowie „Senioren“. „Mainova Sport Rhein-Main ist die Plattform für Vereine und Sportinteressierte aus der Region“, erläutert Jemour. „Derzeit halten die Sportvereine dort mehr als 1500 Trainings und Schnupperangebote bereit.“


Der Schnuppertag auf der Sportanlage war für Kids mit und ohne Handicap. Hier probierten E-Jugend-Fußballer des SC Riedberg Rollstuhl-Basketball aus

(Fotos: cd)

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