Die Endergebnisse der Kommunalwahl stehen erst in einigen Tagen fest, doch schon jetzt ist klar: Noch nie wurden bei einer Wahl in Frankfurt so viele Briefwahlanträge gestellt wie dieses Mal. Rund 30 Prozent der Wahlberechtigten wollten per Briefwahl abstimmen. Die Stadt spricht von einer „logistischen Herausforderung“.
169.808 Wahlscheine für Stadtverordnetenversammlung, Ortsbeiräte und die Kommunale Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) wurden bis zum Freitag vor der Wahl ausgestellt. Allein für die Wahl der Stadtverordnetenversammlung wurden seit dem 1. Februar 154.119 Stimmzettel in den beiden Briefwahllokalen in der Innenstadt und in Höchst ausgegeben oder den Wählerinnen und Wählern nach Hause geschickt. Damit haben rund 30 Prozent der Wahlberechtigten einen Briefwahlantrag gestellt. Zum Vergleich: Bei der Kommunalwahl 2016 waren es bis Freitag vor der Wahl 57.616 Wahlscheine, was 11,5 Prozent der Wahlberechtigten entspricht. Das bedeutet: Gegenüber der letzten Wahl hat sich die Nachfrage bei der Briefwahl fast verdreifacht. Wie viele Bürgerinnen und Bürger, die Briefwahl beantragt haben, tatsächlich von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben, wird erst das Endergebnis zeigen, da erfahrungsgemäß nicht alle ausgegebenen Stimmzettel zurückgeschickt werden.
1300 Helfer zählen die Briefwahlstimmen aus
„Wegen der Corona-Pandemie hatten wir damit gerechnet, dass sich deutlich mehr Wählerinnen und Wähler für die Briefwahl entscheiden“, sagte Jan Schneider, der für Wahlen zuständige Dezernent, beim Besuch der Briefwahlauszählung in der Messehalle 3. „Diese große Menge an Wahlbriefen stellt nicht nur eine große logistische Herausforderung dar, sondern bedeutet auch, dass bei der Auszählung ganz andere Mengen als bei früheren Wahlen zu bewältigen sind.“ Rund 1300 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind am Wahlsonntag mit der Auszählung der Briefwahl beschäftigt. Dafür steht eine rund 18.000 Quadratmeter große Fläche in der Messehalle 3 zur Verfügung. Dorthin wurden am Sonntag mit mehreren Lkw die Urnen mit den Wahlbriefen geliefert.
Im Vergleich zu früheren Wahlen ist der Platz für die Auszählung ungefähr doppelt so groß, damit die Helferinnen und Helfer die Abstandsregeln einhalten können. „Ich bedanke mich bei allen, die sich trotz der schwierigen Umstände ehrenamtlich für die Demokratie engagieren“, sagte Schneider. „Das ist nicht selbstverständlich und verdient ganz besondere Anerkennung.“ Dies gilt auch für die rund 4000 Mitglieder der allgemeinen Wahlvorstände in den insgesamt 376 Wahllokalen im Stadtgebiet. Oliver Becker, der Leiter des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, ist erfreut über die Bereitschaft mitzuhelfen. „Wir sind sehr angetan von der Resonanz in der Bevölkerung.“
So werden die kumulierten und panaschierten Stimmen ausgezählt
Schneider und Becker bedanken sich auch bei den rund 1800 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von Montag an die Auszählung in mehreren städtischen Dienstgebäuden fortsetzen. Denn am Sonntag werden sowohl in den Wahllokalen als auch bei der Briefwahl nur die Stimmzettel ausgezählt, auf denen lediglich ein Listenkreuz gesetzt wurde. Die aufwendige Erfassung der kumulierten und panaschierten Stimmen wird mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bis das vorläufige Endergebnis im Laufe der Woche feststeht, werden nach Schätzung des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen rund 1,5 Milliarden Datensätze verarbeitet.
Foto: Stadt Frankfurt/ Roessler