Das Präsidium der Goethe-Universität hat entschieden, dass der studentische Arbeitsraum auf dem Campus Riedberg fortan die Bezeichnung Adolf Messer Stiftung-Lounge – Diskursraum – Wissenschaft in Geschichte und Gesellschaft trägt. Diese Namenserweiterung wird im Eingangsbereich der Lounge auf zwei Tafeln unter folgenden Aspekten erläutert werden: der Würdigung des Engagements der Stiftung, der historisch-kritischen Einordnung der Person Adolf Messer sowie einer Skizzierung des Zusammenhangs von Wissenschaft und Gesellschaft. Die Benennung geschieht gegen den Protest von Studentenvertretern, da Adolf Messer NSDAP-Mitglied war, kriegswichtige Produkte herstellte und in seiner Frankfurter Firma Zwangsarbeiter beschäftigte.
“Für mich ist das schwer erträglich”
AStA-Vertreter sprachen schon vor Wochen von einer “Nazi-Ehrung”. Adolf Messer war seit 1933 in der NSDAP. In Gutachten wurde er als “Alltagsopportunist” bezeichnet, verbrieft sind aber unter anderem die Errichtung eines Zwangsarbeiterlagers in der Hanauer Landstraße sowie die Zugehörigkeit zur NSDAP. Dieser trat er schon zu Beginn der NS-Diktatur bei. Renommierte Historiker würden ihn somit keineswegs “Parteimitglied wider Willen” nennen. Ein Ortsbeirat erklärt MAINRiedberg zu diesem Thema: “Ich persönlich finde das schwer erträglich.” Eine Umbenennung hätte ein deutliches Zeichen gesetzt. Auch vor dem Hintergrund der vielen Straßenschilder zum Gedenken an die NS-Opfer, die sich in unmittelbarer Nähe und generell in unserem Stadtteil befinden.
“Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses”
In den offiziellen Informationen des Präsidiums kommt zum Ausdruck, dass die Entscheidung “das Ergebnis eines intensiven Reflexions- und Diskussionsprozesses” ist. Das Präsidium nehme die Argumente von Senat und Studierenden gegen eine Benennung des Raumes nach der Adolf Messer Stiftung und damit für eine Umbenennung sehr ernst. 2014 wurde bei den Überlegungen, das langjährige Engagement der Stiftung für die Goethe-Universität mit einer Raumbenennung zu würdigen, übersehen, dass der Namensgeber der Stiftung, Adolf Messer, Mitglied der NSDAP war und als Unternehmer von der NS-Wirtschafts- und Rüstungspolitik profitierte. Dass dieser Sachverhalt Kritik hervorruft, kann das Präsidium nachvollziehen und wird die Argumente auch zukünftig in sein Handeln eingehen lassen.
Lounge soll universitätsweiter Diskussionsraum werden
Gleichwohl weist das Präsidium nochmals auf die Intention der damaligen Entscheidung hin, die der Würdigung der 1978 gegründeten gemeinnützigen Stiftung und nicht der Ehrung der Person ihres Namensgebers galt. Durch die seit 1993 bestehende, intensive Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Universität haben beide längst eine gemeinsame Geschichte. Geboten sei Diskurs, nicht Tilgung.
Für die Goethe-Universität als Stiftungsuniversität bedeute dies, Verantwortung zu übernehmen, indem sie die begonnene Überarbeitung ihres „Stifterkodexes“ in diesem Sinne fortführen, die Anstrengungen zur Erforschung ihrer Geschichte, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, verstärken, und den vielfältigen Zusammenhang von Wissenschaft bzw. Wissenschaftssystem und Gesellschaft in einer Reihe von Veranstaltungsformaten thematisieren wird. Die Universität selbst wird an unterschiedlichen Orten den Diskursraum hierfür öffnen, heißt es in einer öffentlichen Information des Präsidiums. Das soll die Erweiterung des Raumnamens zu Adolf Messer Stiftung-Lounge – Diskursraum – Wissenschaft in Geschichte und Gesellschaft deutlich machen.
Informationen zur Benennung der Adolf Messer Stiftung-Lounge und Foto-Ausschnitt: Aktuelles / Uni Frankfurt