Der Bonameser Heimat- und Geschichtsverein e. V. bot die Tage einem breiten Publikum die Möglichkeit anhand historischer Luftbildaufnahmen aus dem Jahr 1927 sich mit der Veränderung der damaligen Siedlungsstruktur auseinanderzusetzen.
Horst Ulmer, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins ist in seinem Element. Seine lange Erfahrung als Stadtplaner kommt ihm zugute. Frankfurt erfuhr eine immense Flächenausdehnung 1910, als 11 umliegende Dörfer eingemeindet wurden. Die nächste Eingemeindungswelle kam dann schon wieder 1928, als Höchst mit 3 Stadtteilen sowie weitere 5 Landgemeinden zum Frankfurter Stadtgebiet hinzukamen.
Die Erschließung neuer Baugebiete und die Integration der eingemeindeten Gemeinden stellten zum Beispiel die Frankfurter Stadtentwässerung vor große Herausforderungen. Aber auch die Neuordnung der öffentlichen Infrastruktur (Straßen, Bahnlinien, Brücken, …) musste geplant werden, damit die Umsetzung überhaupt möglich wurde.
Die bisherigen Kartenwerke stammten meist aus dem vorhergehenden Jahrhundert (1866-1883). Daher nahm Frankfurt Geld in die Hand und beauftragte die Firma Hansa Luftbild, eine Tochter der Lufthansa, die 1923 ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hatte, im Jahr 1927 die Stadt zu überfliegen und Luftaufnahmen zu machen.
An Bord einer Junkers-Maschine wurde die Grundlage der Kartierung mittels Luftbildern ermöglicht. Allerdings steckte die Technik noch in den Kinderschuhen. Mit einer einfachen Handkamera wurde aus den Flugkabinen heraus fotografiert. An fest installierte Boden-Kameras mit automatischer Auslösung und hoher Bildauflösung war damals noch nicht zu denken.
Es gibt drei Glasplatten mit Aufnahmen aus dieser Zeit, die inzwischen vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt digitalisiert wurden. Auch wenn die verwendeten Chemikalien bei der Erstellung der Fotoplatten in der Zwischenzeit an einigen Stellen zu Löchern im Bild geführt haben, sind doch noch viele Details zu erkennen.
Bonames – Frankfurt
Das Verhältnis zwischen Bonames und Frankfurt war traditionell seit dem Mittelalter besonders eng. Bonameser Bürger hatten seit dem 14. Jahrhundert auch das Frankfurter Bürgerrecht. Die Frankfurter stellten bewaffnete Unterstützung für die Wachmannschaften in Bonames, die die Durchgangsstraßen kontrollierten.
Bonames entwickelte sich dann im 19. Jahrhundert zum Naherholungsgebiet von Frankfurt. Die Familien von Metzler und Mouson hatten hier ihre Sommervillen, da Hitze und Gestank in der Frankfurter City im Sommer nicht auszuhalten waren.
Wirtschaftszentrum
Auch Handwerk und Gewerbe blühten in Bonames. Drei Ziegeleien, eine Lederwarenfabrik, eine Schuhfabrik, eine Getreidemühle und viele Handwerksbetriebe waren der wirtschaftlich starke Kern des Ortes. Die Gaststätten (Momberger/Goldene Gerste, Zur Zwiebel, Zum Einhorn, Zur Windmühle) hatten teilweise überregionale Bedeutung.
Wehranlagen
Frankfurt hatte seine Stadtmauer, seine Warten und seine Landwehr, und auch Bonames wurde seit dem frühen 14. Jahrhundert von einer Ortsmauer geschützt. Rund um Frankfurt gab es noch eine Reihe kleinerer Burgen, die aber immer mehr an Bedeutung verloren (Niederursel, Goldstein, Rödelheim, Heddernheim, …). Auch die Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert in Bonames wurde mit der Zeit überflüssig und etwa um 1993 an den Immobilienunternehmer Jürgen Schneider verkauft, der dort Wohnungen errichten ließ.
Opfer der Eingemeindung
Ausgerechnet der Heimat- und Geschichtsverein Bonames wurde zum Opfer der Eingemeindung. Bonames war Eigentümer des alten Schulhauses. Im Rahmen des Integrationsprozesses kam dieses Gebäude in die Verwaltung des Liegenschaftsamtes der Stadt Frankfurt. Das Amt reichte die Immobilie weiter an den Allgemeinen Almosenkasten, der es an die evangelische Kirche in Bonames vermietete. Dem Geschichtsverein, der vorher im Schulhaus angesiedelt war, wurden Räumlichkeiten im Saalbau Nidda zur Verfügung gestellt. Die liegen jedoch zu versteckt und sind platzmäßig inzwischen zu klein.
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