Kalbach: Die „MEINEBANK“ schließt ihre Filiale

Meine Bank Filiale Kalbach

Hinter dem Markenzeichen MEINEBANK verbirgt sich die Raiffeisenbank im Hochtaunus eG. Wie sie in einem Schreiben an Ihre Kundschaft bekannt gemacht hat, soll die Filiale in Kalbach zum 30.11.2022 geschlossen werden. Die Bank hat ihre Kunden dazu bereits ausführlich informiert.

1870 wurde die damalige Raiffeisenbank Oberursel e. G. mit Sitz in Oberstedten gegründet. Nach zahlreichen Zusammenschlüssen und Umfirmierungen fand 2007 eine erneute Namensänderung in Raiffeisenbank Oberursel eG mit Hauptsitz in der Hauptstraße in Oberursel-Oberstedten statt.

2018 wurde der Sitz der Raiffeisenbank von Oberursel nach Bad Homburg verlegt. Die Filiale in Oberstedten, die bisherige Hauptstelle, wurde zum 30.06.2019 geschlossen. Vor zwei Jahren fand das 150-jährige Jubiläum statt. Nun hat sich die Bank entschlossen, auch die restlichen Filialen in Frankfurt-Kalbach, Steinbach (Taunus), Oberursel (Taunus) und Wehrheim zu schließen.

Welche wirtschaftlichen Überlegungen liegen dieser Entscheidung zugrunde?

Der amtierende Vorstandschef Achim Brunner begann sein Amt 2008. Die Bank hatte gerade mal 5.000 Mitglieder, eine Bilanzsumme von etwa 225 Mio. Euro und ein Betriebsergebnis von 500.000 Euro. Zwischen den Hauptkonkurrenten Frankfurter Volksbank und der Volksbank Mittelhessen als kleine Bank am Rande des Taunus waren ihre Überlebenschancen minimal.

Doch Herr Brunner konnte durch die Entwicklung einer Produktnische und Fokussierung aufs Onlinebanking die Bilanzsumme vervierfachen und ein Betriebsergebnis [vor Abschreibungen] von über 20 Millionen Euro erreichen. Damit liegt er weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Volks- und Raiffeisenbanken.

Das Spezialgebiet ist die bundesweite Zwischenfinanzierung von Bauträger-Projekten mit Unterstützung selbst ausgebildeter Fachkräfte für Immobilien- und Projektfinanzierungen im Verbund mit anderen lokalen Genossenschaftsbanken. Ein Geschäftsfeld, das viel Expertise, persönlichen Kontakt und schnelles Agieren erfordert.

Das Investoren- und Projektfinanzierungsgeschäft ist seit Jahren der Erfolgsfaktor für die Bank und bindet immer mehr Ressourcen, was sich auch in ihrem Kreditportfolio widerspiegelt.

Beim klassischen Bankgeschäft wurden den Kunden zwei Kontotypen angeboten. Das kostenlose Girokonto mit Beratungsgebühr im Bedarfsfall und das Flatrate-Konto, bei dem Kreditkarte, EC-Karte und Beratungsdienstleistungen inklusive sind.

Anfangs entschieden sich die Kunden schon zu 60 % für das kostenlose Online-Konto. Das weitere Kundenwachstum und die zunehmende Digitalisierung auch bei den älteren Semestern, führte dazu, dass der Anteil der Flatrate-Konten auf nur noch 10 % sank.

Weil die Kunden die Filialen des Instituts immer seltener aufsuchen und stattdessen Onlinebanking, Telefon- und Videoberatung sowie den E-Mail-Kontakt und Chats bevorzugen, werden diese Beratungsformate in Zukunft deutlich verstärkt.

Daher war die konsequente Fortführung der Marktstrategie absehbar. Das Vorhalten teurer Zweigstellen für die wenigen verbliebenen Nutzer lohnt sich nicht mehr und daher resultiert die Entscheidung für die Filialschließung.

Das bedeutet, dass alle Berater der Raiffeisenbank im Hochtaunus zum 01.12.2022 in einem neuen Beratungscenter in Bad Homburg allen ihren Kunden zu allen Anliegen in allen Beratungsformaten zur Verfügung stehen – und das zu deutlich erweiterten Erreichbarkeitszeiten, nämlich durchgängig montags bis freitags von 08:00 bis 20:00 Uhr.

Mit dem Beratungscenter entsteht aus den dezentralen Filialteams ein zentrales Netzwerk von Beratern, das die Kompetenz aller nicht nur zusammenzieht, sondern auch untereinander besser verknüpft.

Für die Kunden heißt das, dass sie es stets mit Spezialisten zu tun haben: egal ob es um große oder kleine Fragen rund um Geld- und Vermögensanlage, Wertpapiergeschäft, Immobilien, Privatfinanzierung, Vorsorge fürs Alter und Versicherungen geht.

Für die Kunden heißt das aber vor allem auch, dass sie frei zwischen den Beratungsformaten wählen können: der persönlichen Beratung in Bad Homburg, der Telefon- und der Videoberatung sowie dem eMail-Kontakt und dem Chatten – ganz nach Thema, individueller Situation und persönlichen Vorlieben. Somit hebt sich das Finanzinstitut noch weiter von den gängigen Direktbanken ab und eröffnet allen Kunden – auch denen die nicht aus der Region kommen – das Angebot einer kostenfreien qualifizierten Beratung.

Der Bereich der Investoren- und Projektfinanzierung, die überregionale und professionelle gewerbliche Immobilienfinanzierung, wird weitergeführt und sogar weiterentwickelt. Das klassische Firmenkundengeschäft hingegen wird eingeschränkt. Die betroffenen Firmenkunden wurden auch bereits informiert.

Was bedeutet das für Kalbach?

Die Sparkasse in Kalbach schloss ihre Pforten schon 2017. Jetzt schließt auch noch die Filiale der „MEINEBANK“. Damit haben im Ortsteil Kalbach-Riedberg die Hälfte der Kreditinstitut-Filialen geschlossen. Es bleibt die Sparkassen-Filiale am Riedberg und die Filiale der Sparda-Bank, ebenfalls am Riedberg.

Während die Riedberger sich entspannt zurücklehnen können, dass der Kelch des Filialsterbens an ihnen erst mal vorbeigegangen ist, wirkt sich die Schließung für die Kalbacher umso tragischer aus. Sie haben jetzt keine Bankfiliale mehr in ihrer Nähe. Nur ein Geldausgabeautomat bei der Hessol-Tankstelle der Frankfurter Volksbank im Gewerbegebiet ist übrig geblieben.

Für Menschen mit Gehbehinderung eine fatale Situation. Kleine Geldbeträge können per EC-Karte noch bei den Discountern abgehoben werden (bis zu 200 Euro). Wer eine Kreditkarte der ING(-Diba) hat, kann größere Beträge an Geldausgabeautomaten abheben. Doch wer zum Beispiel Bargeld einzahlen will, muss weite Wege in Kauf nehmen.

Da bei den Discountern die Nutzung von EC-Karten auch immer weiter ansteigt, sind die Kassenbestände entsprechend am Abnehmen. Die Zeiten, wo die Kassiererinnen bedauernd abwinken, da nur noch wenig Wechselgeld verfügbar ist, werden zunehmen.

Auch für die verbliebenen Geschäftskunden dürfte das Thema Geldversorgung und Geldentsorgung ein Problem darstellen. Einziger Vorteil: Banküberfälle und Automatensprengungen braucht Kalbach kaum mehr zu fürchten. Für Ganoven bricht ein Betätigungsfeld zusehends weg. Aber sie werden neue Wege finden. Cyberkriminalität ist groß im Kommen.

Leider wurde keine Lösung gefunden, die Zweigstellen an andere Kreditinstitute zu verkaufen oder in Kooperation zu betreiben. Der Rückgang der Nahversorgung in den Stadtrandbezirken nimmt daher weiter zu. Erst dieses Jahr hat die Bäckerei Ruppel ihren Betrieb eingestellt. Die aktuelle konjunkturelle Entwicklung lässt weitere Schließungen erwarten.


Über „Meine Bank“ der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG
16.000 Kunden setzen ihr Vertrauen in Meine Bank der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG, die in bisher 4 Filialen und an ihrem Verwaltungssitz in Bad Homburg rund 91 Mitarbeiter beschäftigt. Mit ihrem „OnlineOnly-Konto“ ist sie eine der wenigen Banken, die ein Onlinekonto ohne unnötige Gebühren anbieten. Das Dienstleistungs- und Produktangebot umfasst neben Giro- und Sparkonten insbesondere die persönliche Beratung von Privat- und Geschäftskunden in allen Fragen rund um private bzw. gewerbliche Finanzierungen sowie Geldanlagen und Versicherungen. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 1,03 Mrd. Euro. Über die eigene Onlinefiliale ist die Bank für alle ihre Kunden erreichbar – jeden Tag, rund um die Uhr. Als einer der Pioniere des kundenorientierten Bankings bietet „Meine Bank“ seit Langem fachlich fundierte Beratung auch außerhalb der Banköffnungszeiten an – ganz nach Kundenwunsch persönlich oder digital.

Weiterführende Links

Verwandte Links

Teile diesen Beitrag mit Freunden