Heddernheim: Gedenkstätte Arbeitserziehungslager

AEL Heddernheim

Am Donnerstag, den 23.03. findet um 17:30 Uhr in der Gedenkstätte „Arbeitserziehungslager“ im Oberschelder Weg 10-12 (Zugang über Ludwig-Reinheimer-Straße) eine Gedenkstunde mit Kranzniederlegung zur Erinnerung an die Untaten und Verbrechen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in dem sogenannten „Arbeitserziehungslager“ (AEL) der Gestapo in Heddernheim statt.

Mit dabei sind Pfarrer Reiner Dietrich-Zender, Pfarrer Hanns-Jörg Meiller, und Rabbiner Andrew Steinman. Die musikalische Begleitung erfolgt durch das Ensemble Schmackes.

Nachdem die Gedenkstätte künstlerisch und baulich neu gestaltet worden ist, findet auf Beschluss des Ortsbeirates 8 jährlich eine Gedenkfeier statt, um daran zu erinnern, wie die Würde des Menschen im Lagersystem des NS-Staates auch hier in Heddernheim, für jedermann sichtbar, grausam missachtet wurde.

Zur Geschichte

Arbeitslager entstanden bereits in den Anfängen der 1930er-Jahre. Ursprünglich sollten sie der Einschüchterung ausländischer und deutscher Arbeiter dienen. Erst später erfüllten sie auch andere Funktionen. Der Begriff „Arbeitserziehungslager“ ist insofern problematisch, als es sich um eine typische Vokabel der Nationalsozialisten handelte, die – wie zahlreiche andere ihrer Wortschöpfungen auch – auf zynische Weise das tatsächliche Geschehen verbergen sollte.

Das Frankfurter „AEL“ wurde erst 1942 auf dem Areal einer ehemaligen Ziegelei eingerichtet. Ein Großteil der Häftlinge dieses Lagers waren Zwangsarbeiter aus Osteuropa, Frankreich und den Niederlanden. Aber auch jüdische Mitbürger, Kriegsgefangene und deutsche Arbeiter wurden dort eingeliefert. Später wurde das Lager als „erweitertes Polizeigefängnis“ deklariert.

Im März 1944 wurden dort mehrere italienische „Militärinternierte“ „aufgrund genereller Anweisung des Höheren SS- und Polizei-Führers in Wiesbaden“ erschossen. Die Haftbedingungen waren von fehlender Hygiene, unzureichender Kleidung und ungenügender Ernährung gekennzeichnet, bei gleichzeitiger Schwerstarbeit. Zusammen mit den brutalen Misshandlungen führten diese Bedingungen in nicht wenigen Fällen offensichtlich zum Tod von Häftlingen.

Die meisten Akten der Frankfurter Gestapo wurden bei Kriegsende verbrannt. Eine ergiebige Quelle ist jedoch die Kartei der Frankfurter Gestapo (138.000 Karteikarten). Das Lager besaß noch Außenstellen z. B. im Hintertaunus (Hirzenhain). Über 13.000 Inhaftierte konnten durch die Karteikarten ermittelt werden.

Die Häftlinge mussten in Sträflingskleidung wochen- und monatelang Schwerstarbeit für die Stadt Frankfurt und umliegende Firmen leisten. Darunter waren auch die Heddernheimer Kupferwerke, die die Kriegsmaschinerie mit am Laufen hielten.

Seit 1986 verweist eine Gedenkstätte auf das Leid, das Menschen dort ertragen mussten. Seit 2018 steht dort zudem ein Mahnmal – eine vom Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) initiierte und größtenteils finanzierte Pyramide mit goldenen Buchstaben von Inge Hagner, die an die Historie des Ortes erinnert.

Erschütternd ist auch, dass das Lager in Anspielung an eine berüchtigte französische Strafkolonie bei der Heddernheimer Bevölkerung „Kajenn“ (Cayenne) genannt wurde. Die Hölle lag nicht im Verborgenen, sondern offen vor den Augen der Bewohner des Stadtteils. Sie wussten, was hier geschah, da man von den umliegenden Häusern in das Innere des Straflagers hineinsehen konnte. Im Lager hatten Bürger des Stadtteils ihren Dienst verrichtet. Die Gedenkstätte ist deshalb hoffentlich im Sinne der Opfer auch als Appell an die Zivilcourage eingerichtet worden.

Von dem Lager selbst ist nur noch ein Bunker mit Arrestzelle erhalten. Doch im Dunkeln der Zelle kündet ein Spruchband mit roter Leuchtschrift von Bernd Fischer vom übrigen Lager: Ein Wachturm, ein Appellplatz, drei Baracken für 180 Häftlinge – die jedoch zeitweise mit über 400 Insassen belegt waren.

Der Gedenktag wurde auf den 23. März gelegt, weil mit dem damaligen Abmarsch der Häftlinge die unmenschliche Gewalt in Heddernheim wahrscheinlich ein Ende gehabt hat.


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Arbeitserziehungslager Oberschelder Weg 10-12

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Arbeitserziehungslager Oberschelder Weg 10-12 50.164158, 8.640216
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