Grundschule Riedberg und das Jahrgangsübergreifende Lernen

Ein Gespräch mit der Schulleiterin Frau Elisabeth Schwarz

Gestern hatte sich die Schulleiterin der Grundschule Riedberg die Zeit genommen, uns einige Fragen zur Kritik an den Reformplänen zu beantworten.

Angesichts der teilweise vehementen Kritik an der geplanten Einführung
des „Jahrgangsübergreifenden Lernens“ (JüL) hatte uns interessiert, ob
sich mittlerweile eine größere Akzeptanz unter der Elternschaft eingestellt hat.
Schwer abzuschätzen sei, so die Antwort, wie groß der elterliche Widerstand
tatsächlich sei. Frau Schwarz betonte, dass das Projekt JüL schon seit
einigen Jahren in der Lehrer- und Elternschaft diskutiert wird.
Kenntnisse
zum Thema habe man in der Vergangenheit u.a. durch diverse
Schulungen der Lehrer oder den Erfahrungsaustausch mit anderen Frankfurter Schulen
(z.B. Römerstadt-Schule) erworben. Im Grunde gäbe es ja schon eine große Anzahl
hessischer Schulen, an denen das „Jahrgangsübergreifenden Lernen“ bereits mit Erfolg implementiert worden ist und deren Schüler den Übergang zu weiterführenden
Schulen gut bewältigt haben. Ausreichend Expertise zum Thema läge also vor.

Eigene Erfahrungen könne die Riedberger Grundschule immerhin mit dem
Flexiblen Schulanfang und den FLEX-Klassen (Jahrgänge 1 und 2) vorweisen:
diese Unterrichtsform würde ja schon seit Gründung der Schule praktiziert.
Die Erweiterung der Jahrgangsmischung auf die Jahrgänge 1-4 ist nach Ansicht
von
Frau Schwarz die logische Schlussfolgerung des Flexiblen Schulanfangs.

Gut verstehen kann Frau Schwarz, dass viele Eltern Probleme mit einer
Unterrichtsform haben, die ihnen selbst unvertraut und neu ist und deren
Auswirkungen auf die eigenen Kinder nicht abwägbar sind. Es gehöre bei allen
Änderungen an und in der Schule eben auch ein gewisses Vertrauen der Eltern
in die Kompetenz und Ernsthaftigkeit der Schulpädagogen dazu.

Auf die Frage, ob das bislang nicht abgeschlossene Konzept für die Umsetzung
von JüL eventuell Grund für die Ablehnung mancher Eltern sein kann, weil
zu unbestimmt oder undeutlich, wendet die Schulleiterin ein, dass im Gegensatz
ein bereits finalisiertes Konzept gleichermaßen Kritik hervorgerufen hätte:
in diesem Fall hätte man der Schulleitung oder Lehrerschaft vorwerfen können,
den Schülern und deren Eltern ungefragt neue Lernformen aufzuzwingen zu wollen.
So habe man ein offenes Verfahren favorisiert, bei dem die Eltern möglichst früh
eingebunden sind und sich aktiv beteiligen können.

Das Konzept für die Umsetzung werde derzeit bearbeitet und soll im späten Frühjahr
nächsten Jahres fertig sein. Eine Beschlussfassung zur Einführung von JüL steht
ohnehin nicht vor Mai 2024 an und setzt die formelle Zustimmung von Schulkonferenz
und des Elternbeirats voraus.

Frau Schwarz vermutet eine Mehrheit pro Jül – vorhersehbar seien die Abstimmungen
aber nicht.

Es bleibt also spannend.

Weiterführende Links:
Expertise des Grundschulverbandes:
https://grundschulverband.de/wp-content/uploads/2017/05/Expertise-JUEL_Kurzfassung.pdf

Einige Frankfurter Medienmeldungen:
https://www.fr.de/frankfurt/eltern-kleinere-klassen-11082125.html
https://www.fnp.de/frankfurt/neuem-grundschulkonzept-riedberg-viel-kritik-an-92707419.html

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