Großer Fortschritt zum 1. Lockdown

Jetzt steht endgültig fest, dass der hessische „Lockdown light“ für die Schulen bis 14. Februar verlängert wird. Zeit für ein kurzes Fazit zu den ersten beiden Wochen Distanzunterricht. MAINRiedberg sprach mit Dr. Susanne Gölitzer, Schulleiterin der IGS Kalbach-Riedberg.

Wer in diesen Tagen mit Susanne Gölitzer spricht, hört zunächst spürbare Erleichterung. Darüber, dass sich die „unablässige Mühe“ insbesondere von drei Lehrkräften gelohnt hat und damit alle Kinder einen funktionierenden Zugang zur hessischen Lernplattform Moodle und zu einem Tool für Videokonferenzen haben. Dass dies im Prinzip klappt, haben schon vorab die ersten Konferenzen, ein Themenelternabend und inzwischen auch Videounterricht und die täglichen Morgenkreise bewiesen.

Schlechte Noten für Serverkapazität und Technik

Und das erste Fazit? „Es läuft gemischt“, lautet die ehrliche Antwort. Die Bandbreiten und die Serverkapazitäten der Lernplattform seien oft alles andere als ideal. Wenn sie nur die technische Qualität beurteilen müsste, „würde ich Noten zwischen 3- und 5+ geben“. Mal ist der Ton plötzlich weg ist, mal fliegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Sitzung raus. Oder Ähnliches.

Allerdings betont die Schulleiterin der IGS Kalbach-Riedberg zugleich: Die aktuelle Form des Unterrichts ist „ein riesiger Fortschritt zum ersten Lockdown“. Als im Frühjahr die Schließung der Schulen Lehrkräfte wie Kinder beinahe unvorbereitet traf und digitale Lösungen nicht vorhanden waren.

So läuft der Videounterricht

Eine Elternumfrage hatte ergeben, dass die Kinder eine klare Tagesstruktur brauchen. Deshalb versucht man in der IGS, den Tag eng zu takten. Unterrichtsmaterialien und Hausaufgaben laufen über die Lernplattform Moodle. Jeden Tag morgens um 10 Uhr finden die Morgenkreise statt, danach folgen Videokonferenzen, beziehungsweise Videounterricht. Und danach die Arbeit der Schülerinnen und Schüler an ihren Aufgaben.

Jeweils nach 70 Minuten Unterricht zuhause und parallel im Klassenraum besprechen die Lehrerinnen und Lehrer mit den Kindern per Videoschalte, ob und welche Fragen es gibt. Ein Mal pro Woche finden Sprechstunden statt. Insgesamt, so Gölitzer, würden die Kinder zwar weniger arbeiten als im normalen Schulalltag, aber gut zwei Drittel des Unterrichtsstoffes könne man durchaus so vermitteln.

Susanne Gölitzer, Schulleiterin der IGS Kalbach-Riedberg, sieht trotz technischer Probleme große Fortschritte zum ersten Lockdown  Foto: privat

Eine Herausforderung ist, dass in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe rund 10 bis 15 Prozent der Schüler in die Schule kommen – was entsprechend der hessischen Corona-Regeln erlaubt ist. Kinder, die zuhause keinen Computer haben oder keine Möglichkeit, dem Videounterricht zu folgen, „sind in der Schule besser aufgehoben“. Aber als vor den Weihnachtsferien darüber hinaus immer mehr Kinder wieder in die Schule kamen, haben man die Eltern gebeten, die Schüler möglichst zuhause zu lassen, „weil wir einfach zu viele Kinder hier hatten“. In den Klassenzimmern sind auch aus Gründen des Infektionsschutzes nur kleinere Gruppen sinnvoll – und wenn die Lehrer dann zugleich Unterricht in der Klasse und per Webcam für die Kinder zuhause halten wollen, stößt das Konzept irgendwann an Grenzen. Doch die vielen Elternrückmeldungen würden zeigen, dass die Zufriedenheit insgesamt sehr groß sei.

Eltern haben 20 Webcams zur Verfügung gestellt

„Ganz entzückend“ nennt Gölitzer das Engagement der Eltern, die 20 Webcams zur Verfügung gestellt haben. So kann jetzt aus jedem Klassenzimmer gestreamt werden. Auch wenn der Videounterricht manchmal noch etwas „hemdsärmelig“ abläuft und improvisiert werden muss.

Gerade bei den älteren Kindern hat aber die aktuelle Situation auch dazu geführt, dass sie selbstständiger arbeiten und neue Lernformen in den Vordergrund rücken. „Während ich bisher vermutlich einen Text ausgeteilt hätte, habe ich mit den Kindern besprochen, dass sie sich die Nachrichten im Fernsehen anschauen, ein Thema suchen und dann ein Video oder einen Podcast dazu machen“, berichtet die Schulleiterin, die davon ausgeht, dass auch nach dem Lockdown die Schule digitaler wird und die Einbindung von Streaming, Podcasts und Videokonferenzen eine größere Bedeutung bekommt. „Die individuellen Aufgaben, die zum Unterricht der IGS gehören, passen zu diesen Formen hervorragend.“

Noch besser könnte der Distanzunterricht laufen, „wenn wir endlich eine Lernplattform für die Schulen bekommen, in der Mails, Videokonferenzen, digitale Logbücher, Klassenbücher und Stundenplanung in einem System wären“. Mit der entsprechenden Technik und WLAN, das funktioniert.

Foto: MAINRiedberg

Teile diesen Beitrag mit Freunden