Fünf Fragen an Klimaforscher Mojib Latif

Prof. Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hielt gestern während des Neujahrsempfangs der Stadt Frankfurt die Festrede mit dem Titel „Herausforderung Klimawandel“. Mit Mirco Overländer sprach Latif vorab über die Herausforderungen des Klimawandels und darüber, was Kommunen und jeder Einzelne unternehmen können, um die Umwelt zu schonen.

Herr Latif, Sie warnen seit Jahren vor den Folgen des Klimawandels. War der Hitzesommer 2018 in Ihren Augen ein Zeichen, dass der Klimawandel bereits in Deutschland angekommen ist?

PROF. MOJIB LATIF: Auf jeden Fall! Wir beobachten schon seit Jahrzehnten, dass die Temperatur in Deutschland ansteigt. 2018 hat einen neuen Temperaturrekord für Deutschland gebracht. Es war noch nie so warm seit Beginn der Messungen 1881. Und wir hatten 2018 in Frankfurt noch nie so viele Sommertage, also Tage, an denen die Temperatur mindestens 25 Grad erreicht.

Klimaskeptiker wie Donald Trump leugnen, dass der Mensch für die Veränderung des Klimas verantwortlich sein könnte. Ist diese These aus wissenschaftlicher Sicht hinnehmbar?

LATIF: Nein! Der menschliche Einfluss auf das Klima ist seit vielen Jahren nachgewiesen, Schon der Nobelpreisträger Svante Arrhenius hatte 1896 berechnet, dass die Temperatur der Erde steigen muss, wenn sich der CO2-Gehalt der Luft erhöht. Und der CO2-Gehalt der Luft ist inzwischen so hoch wie noch in der Geschichte des modernen Menschen.

Der Klimawandel ist ein globales und extrem vielschichtiges Phänomen. Was kann jeder Einzelne unternehmen, um seinen Teil zu einer besseren Umwelt beizutragen?

LATIF: Energie sparen, auf grünen Strom umsteigen, weniger Autofahren, mal das Fahrrad nehmen oder öffentliche Verkehrsmittel, weiniger Fleisch essen und vieles mehr. Dabei handelt es sich nicht um Verzicht, sondern um Gewinn! Um einen Gewinn an Lebensqualität. Wichtig ist aber auch, dass man sich einmischt. Es muss auch der Druck von unten kommen. Die Menschen müssen Klimaschutz einfordern. Dann wird er auch von der Politik umgesetzt werden.

In den 70er Jahren sprach man über das Waldsterben, später über das Ozonloch. Sehen Sie die Gefahr, dass Klimathemen gern als „Trend-Debatten“ instrumentalisiert werden?

LATIF: Das Waldsterben und das Ozonloch sind reale Probleme gewesen. Man hat aber, im Gegensatz zur Erderwärmung, gehandelt. Deswegen spricht niemand mehr vom Waldsterben oder Ozonloch. Die Wissenschaft hatte rechtzeitig gewarnt, es wurde von der Politik gehandelt und man hat die Probleme in den Griff bekommen. So sollte es auch beim Problem der Erderwärmung sein!

Auch in Frankfurt ist die Politik inzwischen für extreme Wetterlagen sensibilisiert. Was raten Sie Kommunen, um sich für die Folgen des Klimawandels zu wappnen?

LATIF: Der Klimawandel äußert sich einerseits durch extreme Hitze und Trockenheit, andererseits durch Starkniederschläge. Eine Stadt wie Frankfurt muss sich also auf beides vorbereiten. Um die Hitze zu mildern wären unter anderem mehr Beschattung, mehr Grün- und Wasserflächen notwendig. Und eine Belüftung muss sichergestellt sein. Um die Folgen von Starkregen abzufedern, sollte man die Flächenversiegelung stoppen oder zumindest zurückfahren. Flüsse müssen mehr Raum bekommen, die Kanalisation muss angepasst werden und Siele müssen frei sein. Grüne Dächer können ebenfalls helfen, um durch sie einen gewissen Verzögerungseffekt zu erzielen, in dem die Niederschläge nicht sofort auf die Böden treffen.

Text: Stadt Frankfurt

Foto: Archiv

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