Frankfurter Wärmewende: Zwischen Klimazielen und sozialer Gerechtigkeit

Sonne Wärme Energie

Podiumsdiskussion bei Senckenberg zeigt Herausforderungen auf

Sollten Sie zu denen gehören, die schon einmal das Kenner-Spiel des Jahres 2024 »eMission« gespielt haben, so kommt ihnen folgendes Szenario wohl bekannt vor: Sie sind auf grüne Energie umgestiegen und haben CO2-Emittenten reichlich abgebaut, aber das kooperative Spiel trotzdem verloren: Der Grund: Sie waren zu langsam und der Temperaturanstieg ging zu schnell. Die daraus resultierenden Krisen und Naturkatastrophen haben Sie „umgebracht“.

Auch Frankfurt steht vor einer gewaltigen Aufgabe: Bis 2035 sollte die Stadt klimaneutral werden. Doch bei einer Podiumsdiskussion im Senckenberg-Komplex wurde deutlich, dass die Wärmewende stockt – und Mieter zunehmend unter den Kosten leiden.

9 % in 35 Jahren: Tempo bleibt kritischer Faktor

Joachim Curtius (Klimabeirat Frankfurt) brachte es auf den Punkt: „Wir haben nur 9 % der notwendigen Maßnahmen in 35 Jahren umgesetzt.“ Angesichts steigender CO₂-Emissionen und explodierender Energiepreise drängt die Zeit. Moderatorin Anea Lang (Klimaentscheid Frankfurt) betonte: „Die Wärmewende muss sozial gerecht gestaltet werden – sonst verlieren Menschen ihre Wohnungen.“

Heizkostenexplosion trifft Mieter hart

Conny Petzold („Mieter helfen Mietern“) schilderte drastische Folgen:

  • 35 % Preisanstieg bei Frankfurter Fernwärme
  • Vierstellige Nachzahlungen für 60.000 Haushalte
  • Energetische Sanierungen treiben Mieten hoch – ein Verdrängungsmotor!

Helmut Paschlau (Netzwerk Saubere Energie München) verdeutlichte Vergleichszahlen: In München stiegen die Fernwärmepreise um 120 %, der Ausbau kostet dort 9,5 Mrd. Euro.

Mainova und Stadtpolitik unter Druck

Martin Giehl (Mainova-Vorstand) rechtfertigte die Preiserhöhungen mit dem Kohleausstieg: „Wir verdienen nichts daran.“ Als Lösungen nannte er:

  • Abwärme-Nutzung
  • Großwärmepumpen
  • Biomasse und Wasserstoff für Spitzenlasten

Klimadezernentin Tina Zapf-Rodríguez (Grüne) räumte ein: „Überall in der Stadt wird gebaut werden.“ Gleichzeitig verwies sie auf Unterstützungsangebote in Härtefällen. Betroffene können sich mit ihren Sorgen an die städtische Mailadresse kwp@stadt-frankfurt.de wenden.

Lösungsansätze: Wer zahlt?

Thomas Seifert (Scientists for Future) forderte Entlastungen:

  • Städtische Übernahme von Energiekosten in Härtefällen
  • Umverteilung auf „starke Schultern“

Curtius kritisierte: „Geld fließt in Urlaube statt Sanierungen.“ Paschlau schlug grüne Anleihen für Wohlhabende vor, während Zapf-Rodríguez die Bundespolitik in die Pflicht nahm: „Aktuell bremst sie uns aus.“

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