Mein Haus, das hat fünf Ecken…Plus Dach und Südfassade aus Solarmodulen, in der Tiefgarage Elektrofahrzeuge, E-Fahrräder. Und einen unterirdischen Eisspeicher, der der Wärmeversorgung dient. Unterm Strich produziert das “EnergiehausPLUS” in der Graf-von-Stauffenberg-Allee rund 40 Prozent mehr Strom, als es verbraucht.
Was nach Zukunftsmusik klingt, ist am Riedberg endgültig Realität. “Wohnpioniere gesucht!” – mit diesem Slogan hatte die Nassauische Heimstätte um interessierte Mieter geworben. Die ersten drei Mietparteien sind bereits eingezogen. “Morgen werden die nächsten drei Wohnungen übergeben und weitere Mietverträge sind zum 1. September abgeschlossen”, informiert die Frankfurter Unternehmensgruppe auf Nachfrage von MainRiedberg. Die Wohnungen werden für durchschnittlich 13 Euro pro Quadratmeter vermietet. Die Mieter erhalten die ersten 1000 Kilowattstunden Strom kostenlos.
5,1 Millionen Euro, rund 30 Prozent mehr als herkömmliche Niedrigenergie-Bauten, hat das Pilotprojekt gekostet. Die Nassauische Heimstätte, die rund 60.000 Wohnungen in 140 Städten und Gemeinden besitzt, konnte auch auf Fördermittel zurückgreifen. Unter der Bedingung, dass das Projekt zwei Jahre lang wissenschaftlich begleitet werden kann. Entworfen hat das Mehrfamilienhaus mit 17 Zwei- bis Fünfzimmer-Wohnungen Professor Manfred Hegger mit dem Büro HHS Planer + Architekten aus Kassel.
Doch wie fühlt man sich in einem Zuhause, das als “Leuchtturm der Energieeffizienz” gilt? Wie ist es, dort wirklich zu wohnen, zu leben, morgens aufzuwachen, abends ins Bett zu gehen? Wie viel Technik spürt man, wovon profitiert man, was ist eventuell noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, was fasziniert? Fest steht: Die nächsten Wochen und Monate werden nicht nur für die neuen Mieter ereignisreich. Auch die Riedberger können sich – zumindest im Vorbeifahren – ein Bild von dem Gebäude in der Graf-von-Stauffenberg-Allee machen. Beispielsweise, wenn sie den Nachwuchs demnächst wieder von der Grundschule 2 abholen, die nur wenige Schritte neben dem EnergieHausPlus liegt.
Architektur, Form, Fassade, Dachneigung, plus die Ausstattung mit 60-kWh-Batterien für den Solarstrom sind perfekt auf Energieeffizienz abgestimmt. Der gesamte Baukörper ist so ausgerichtet, dass Tageslicht, natürliche Lüftung und Sonne optimal genutzt werden können. Hinzu kommt der Eisspeicher, der nur rund einen Meter unter der Erde liegt – und Technik-Fans begeistern dürfte. Der Speicher nutzt die hohen Energieerträge beim Übergang von Wasser zu Eis. Wasser wird also somit zur Wärmequelle für die Wärmepumpe, die das ganze Haus versorgt.
In einer Information der Heimstätte heißt es: “Um Wasser von einer Temperatur von 0 Grad zu gefrieren, muss dem Wasser noch eine Wärmemenge entzogen werden, die in etwa der Wärmemenge entspricht, um Wasser von 80 Grad auf 0 Grad herunterzukühlen.” Exakt diese Wärme wird ab sofort genutzt. Im Jahresverlauf soll rund ein Viertel der Wärme für das gesamte Haus aus dem Eisspeicher kommen. Den Rest übernehmen Solar-Luft-Kollektoren.
Der überschüssige Strom lädt unter anderem Elektroautos und E-Bikes. Eines der Fahrzeuge wird im Car-Sharing-Modell betrieben. Vielleicht möchten die neuen Mieter manchmal aber auch nur zu Fuß den Riedberg erkunden. Spätestens, wenn der nahe Kätcheslachpark komplett fertiggestellt ist und zum Spazieren und Entspannen einlädt…
C. Detsch
Weitere Informationen unter www.naheimst.de
Bildquelle & Informationen: Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH