Björn Amadeus im Interview

Am Abend des 24.November hat die Josua-Gemeinde den Auftritt eines jungen Musikers veranstaltet. Geladen war Björn Amadeus, der mit einem Solo-Programm sein Publikum etwa zwei Stunden lang unterhielt. Das Konzert fand statt in der Aula der Grundschule Riedberg.
Vor dem Auftritt gewährte Björn Amadeus dem Stadtteilmagazin MainRiedberg ein Interview.

MainRiedberg:
Ich würde heute gerne vorallem auf das Musikalische zu sprechen kommen: deine Anfänge, deine berufliche Laufbahn, wie bei dir Musik entsteht …
Zunächst, Du selbst bist gebürtiger Hesse?
Björn Amadeus:
Ich bin in Wetzlar geboren und bin mit der Familie ein paar Stationen durch Deutschland gezogen: in Hessen die ersten zwei Grundschuljahre, dann ein Jahr in Thüringen, Gera, und anschließend direkt an den Niederrhein, Wesel, und dann zum Studium nach Osnabrück.

MainRiedberg:
Ich habe gelesen, dass du schon sehr früh mit der Musik angefangen hast?
Björn Amadeus:
Meine Eltern, die waren, als sie noch zusammen waren, selbst oft unterwegs gewesen und haben Konzerte gegeben …

MainRiedberg:
… sie sind ja beide selbst Musiker gewesen …
Björn Amadeus:
… genau, meine Mutter macht das auch immer noch. Das heißt, ich bin da schon früh reingewachsen.

MainRiedberg:
Habt ihr in der Familie Hausmusik gemacht?
Björn Amadeus:
Das tatsächlich nicht so. Das war eher so, dass meine Schwester und ich auf Konzerten mitgegangen sind und da schon gesungen haben. Es gibt da ein Foto von mir, wo ich im Tonstudio auf dem Schoß meines Vaters sitze, die riesigen Kopfhörer aufhabe, und meinen ersten eigenen Song aufgenommen habe, den mein Vater für mich geschrieben hatte. Da war ich fünf.

MainRiedberg:
Und dein erstes Instrument war auch gleich das Piano oder Keyboard, oder mit welchem Instrument hast du angefangen?
Björn Amadeus:
Klavier. Meinen Eltern war es wichtig, dass wir ein Instrument lernen sollten und wir durften uns das aussuchen. Ich habe Klavier gewählt. Irgendwann wollte ich eigentlich aufhören, weil ich fast nur klassischen Unterricht hatte – und eigentlich auch nie richtig geübt hatte. Und dann hat meine Mutter mit meiner Klavierlehrerin gesprochen und ihr vorgeschlagen, mehr mit Akkorden und Harmonien zu arbeiten und Popstücke zu spielen. Das war für mich wirklich wichtig, weil ich dann richtig angefangen habe, zu komponieren und zu texten.
Wir hatten einen Musik-PC zuhause und ich habe mit Musiksoftware angefangen – also sehr schnell nicht nur komponiert, sondern direkt, weil es mir einen großen Spaß gemacht hat, schon arrangiert.

MainRiedberg:
Ab wann hast du gewusst, dass die Musik dein Beruf sein sollte?
Björn Amadeus:
Das Arrangieren, also Musik selber kreieren, das fand ich mega-cool, damit hatte ich im Teenager-Alter richtig angefangen und habe bis heute nicht mehr damit aufgehört. Ich habe dann noch Schlagzeug-Unterricht dazu gehabt und bei Musical-Freizeiten Musicals gesungen. Für mich stand als Kind schon fest, dass ich entweder Sänger oder Tennisspieler werden möchte.
Zwischenzeitlich hatte ich schon überlegt, ob ich nicht Musical studieren möchte, mir aber gedacht, dass ich nicht nur reproduzieren, sondern viel lieber was Eigenes machen möchte. Es ergab sich direkt nach dem Abitur kurzfristig die Chance, in Osnabrück am Institut für Musik zu studieren. Ich habe dort nach einer Wohnung gesucht und bin sehr bald dort hingezogen.

MainRiedberg:
Du hattest zu diesem Zeitpunkt schon in den ersten Bands gespielt oder doch noch im Wesentlichen alleine und vor dem PC Musik gemacht?
Björn Amadeus:
Ich bin ja nicht nur musikalisch, sondern auch christlich erzogen worden. Und in Kirchengemeinden gibt es auch Jugend-Bands, in den durfte ich dort schon sehr früh singen. Vor allem gesungen habe ich da und dort die ersten Band-Erfahrungen gemacht. Im Studium hatte ich auch verschiedene Genres ausprobiert und auch mal in einer Raggea-Band gespielt.

MainRiedberg:
Ging der Einstieg in die Professionalität unmittelbar noch dem Studium los oder war zumindest vorbereitet?
Björn Amadeus:
Das geht bereits einher mit dem Studium. Ich hatte Ende 2011 angefangen zu studieren und bereits im Studium die ersten Band-Leute zusammen getrommelt, also die ersten Kontakte hergestellt. Das ist wahrscheinlich das Wichtigste, dass man sich frühzeitig ein Netzwerk aufbaut.
2014 habe ich dann bei „The Voice of Germany“ mitgemacht und 2016 mein erstes Album aufgenommen und anschließend sehr viel mit meinem Vater zusammen gearbeitet. Das heißt, ich habe meine Studium 2018 beendet und mich bis dahin an sehr vielen Projekten beteiligt und damit schon im Studium den Einstieg in die Professionalität aufgebaut.
Manche Musiker studieren noch nicht mal zu Ende. Ich wollte aber das Studium gerne durchziehen, einen Abschluss machen und gerne meinen Bachelor – dazu gehört auch Musikpädagogik – haben.

MainRiedberg:
„The Voice of Germany“ – wie wichtig war das für deine Laufbahn?
Björn Amadeus:
Das war auf jeden Fall eine wichtige und große Erfahrung. Die Blind Audition allein war schon super aufregend, weil ich zu dieser Zeit schon Musik studiert habe und es gerne beruflich machen wollte. Deswegen habe ich mir selber viel Druck gemacht und war super happy, dass sich sogar alle umgedreht haben. Und wäre ich nur zur Blind Audition gekommen, hätte sich das für mich gelohnt, weil ich einen Song von Gregor Meyle gesungen habe, der im Publikum gesessen hatte und wir gemeinsam gesungen haben – das war ein Riesengeschenk für mich. Das war so schön für mich und deshalb hat die Blind Audition auch so viel Aufmerksamkeit bekommen.
Das Ding ist aber, selbst wenn man „The Voice“ gewinnt oder weiter kommt als ich, muss man es richtig wollen, wirklich wissen, wofür stehe ich überhaupt mit meiner Musik, und man muss dann gute Kontakte haben. Nur weil man mal kurz im Fernsehen ist, heißt das noch lange nicht, dass man von der Musik leben kann. Aber wenn man selber dranbleibt ist es cool, wenn man es aktiv als Sprungbrett nutzt.

MainRiedberg:
Reden wir über deine erste CD „Ich glaube, es gibt mehr“.
Ich bin bei der Recherche erst recht spät auf dieses Album gestoßen. Die zweite CD „Egal wohin“ findet man in YouTube, ich habe sie mir auf Spotify angehört, aber die erste findet sich doch schwieriger.
Björn Amadeus:
Ja, das war noch eine bisschen andere Zeit.
Wirklich erfolgreich war das Crowdfunding für das erste Album – und das zweite auch. Ein Crowdfunding kann super wertvoll sein, wenn es gut läuft, weil man viele Leute hat, die die CD bestellen und wissen, jetzt ist sie raus. Das Ding, warum man sie heute nicht mehr so gut findet und worüber ich nicht traurig bin, ist, dass der Sound absolut anders ist und textlich ist meine Musik heute anders.
Die erste CD passt noch mehr in Kirche, klingt noch christlicher, noch ein bisschen frommer, weil mir das auf jeden Fall auch wichtig ist. Aber ich wollte da gerne ein bisschen mehr davon weg kommen bzw. das möglichst unaufdringlich in Texte verpacken, so dass du bei einem Song vielleicht denkst, es ist ein Liebesbrief an eine Frau oder einen Mann, und ich persönlich denke, es ist sogar ein Liebesbrief für Gott. Das finde ich ganz schön, wenn man dabei verschiedene Dinge interpretieren kann und ich trotzdem das, was mir auch wichtig ist, im Text enthalten ist. Das ist das was ich schon lange versuche, diesen Spagat von säkularer und christlicher Musik zu schaffen.

MainRiedberg:
Ich fand das erste Album „Ich glaube, es gibt mehr“ einen ganz sinnvollen, logischen Zwischenschritt zu „Egal wohin“ und würde sagen, dieses zweites Solo-Album ist dein
bisheriger Meilenstein und ist die CD, die dich heute am besten repräsentiert und dich am besten darstellt. Siehst du das auch so?
Björn Amadeus:
Ich glaube auch, dass das wie ein kleiner Meilenstein ist, also neuerer Sound, bisschen anders getextet. Ich habe danach noch eine EP produziert, die gibt es nur digital, …
MainRiedberg:
… Hallenbad …
Björn Amadeus:
… und da merkt man, da bin ich sehr weit abgebogen und war sehr wenig christlich. Und jetzt versuche ich wieder ein Mittelding zwischen „Egal wohin“ und „Hallenbad“ zu finden. Mein Wunsch ist eigentlich, coole Musik zu machen, bei der man nicht an Gott glauben muss.
Aber ich finde es toll, wenn Leute merken, dass da sehr viel Hoffnung drin steckt, weil es mir mit das Wichtigste ist. Wenn es ein Wort gibt, dann ‚Hoffnung‘. Das ist mir wichtig, aber cool und zeitnah verpackt, und unaufdringlich.

MainRiedberg:
Wo würdest du dich in zehn Jahren sehen? Wo würdest du dich musikalisch vermuten?
Björn Amadeus:
Also, ich mag das Elektronische in der Musik – das klingt auch heute schon teilweise an. Das heißt aber nicht, dass ich nur noch elektronische Musik machen werde. Da mach‘ ich vielleicht einen neuen Song, bei dem ich denke, nein, da passt elektronisch nicht so gut. Aber wenn du mich nach zehn Jahren fragst: ich fände es richtig cool, hauptsächlich zu zweit oder dritt unterwegs zu sein mit meinem Drummer und meinem Bassisten – da sind wir bereits am Arbeiten. (Gemeint sind der Schlagzeuger Kai Ohligschläger und der Bassist Joris Kasten; MR)
Dann Video und cooles Licht am Start zu haben, dass man beim Konzert ein richtiges Erlebnis hat und die Leute auch visuell was mitnehmen und angetan sind. Da wäre meine Ziel in zehn Jahren.

MainRiedberg:
Wenn du einen Song im Kopf hast und triffst dich mit deinem Drummer und deinem Bassisten, die bringen sicherlich auch ihr Input rein?
Björn Amadeus:
Es ist immer noch so, dass die meisten Songs wirklich alleine enstehen und ich diese zuhause arrangiere. Ein Song zu dritt zu produzieren haben wir noch nie gemacht. Bei einem Song, der jetzt fertig geworden ist, habe ich die Tonspuren an Joris nach Berlin geschickt und er hat seine Noten dazu aufgenommen.
Aber dass wir zusammen geschrieben haben – das haben wir noch nicht gemacht. Aber das habe ich auch noch vor, für eine Session nach Berlin zu fahren, so dass er früher seine Noten einbringt.

MainRiedberg:
Gibst du denn Unterricht, hast du Schüler?
Björn Amadeus:
Ich habe einen Tag in der Woche, an dem ich Gesangsunterricht gebe. Ich habe wirklich verschiedene musikalische Standbeine: die eigene Musik, dann spiele ich oft auf Hochzeiten, Gesangsunterricht, dann gebe ich teilweise mit Kai und Joris zusammen Band-Coaching. Wir können neben Konzerten auch coole Musikgottesdienste, Konzerte mit vorhergehendem Workshop anbieten.

MainRiedberg:
Bei den Hochzeiten, nehme ich an, spielst du aber auch Fremdmaterial. Gibt es da eine Musikrichtung, die du favorisierst?
Björn Amadeus:
Ich singe auf jeden Fall schon sehr gerne deutsch – das hat sich auch durch „Voice of Germany“ gefestigt. Das liegt am mir meisten, ich kann einfach besser auf deutsch singen als auf als englisch. Und zu meiner Stimme und Art, auch wenn ich mich nur auf dem Klavier begleite, passen Schnulzenlieder schon ganz gut.
Persönlich stehe ich nicht auf Schlager, das ist nicht ganz meine Richtung. Aber wenn sich ein Hochzeitspaar das wünscht, spiele ich den Titel auf Klavier – dann hat das schon meine eigene Note.

MainRiedberg:
Musikalische Vorbilder: gibt es da welche? Oder gibt es da musikalische Inspirationsquellen?
Björn Amadeus:
Schwierig. Wen ich vom Gesang her richtig cool finde ist Bon Iver (eine amerikanische Indie-Folk-Band; MR). Ist mir teilweise schon zu experimentell, was die machen; aber diesen hohen, kopfstimmigen Gesang mag ich sehr und baue es in meine Songs auch teilweise ein.
Und ansonsten gibt es jüngere Musiker (oder in meinem Alter) Indie-Künstler, z.B. die Gebrüder Bruckner (Jakob
und Matti aus Regenburg; MR). Aber da hat sich mein Geschmack auch verändert: früher hätte ich gesagt Gregor Meyle und Johannes Oerding. Und heute finde ich es gut, wenn man mich mit anderen Künstlern verbindet, weil ich gerne anders klingen möchte.

MainRiedberg:
Wenn du einen Song schreibst, was steht am Anfang: ein melodisches Thema, ein Akkordwechsel, eine Textzeile oder ein Beat?
Björn Amadeus:
Auf jeden Fall kann ich sagen, es fällt mir viel leichter, zu komponieren und ein Arrangement zu erstellen, als zu texten. Texten ist eine große Aufgabe für mich: manchmal habe ich einen Textfetzen oder einen Refrain im Kopf. Akkorde und Melodie dazu – das geht dann relativ schnell.
Manchmal habe ich das Gefühl, ja einen Refrain habe ich jetzt. Und dann wird es eine Menge Arbeit, den Text zu Ende zu schreiben. Dann landet der Text vielleicht doch in der Schublade. D.h. das Musikmachen finde ich einfacher und das Texten ist harte Arbeit.
Letzthin habe ich ein Buch gelesen – und ich lese eigentlich nie – und da haben mich schon ein paar Seiten inspiriert und ich habe mir Notizen aufs Handy gemacht. Und wenn ich eine Musik komponiert habe, bin ich schon denkbar, wenn ich dann schon ein paar Gedankenfetzen auf dem Handy finde, um nicht bei Null anfangen zu müssen.

MainRiedberg:
Was erwartet uns heute Abend?
Björn Amadeus:
Schwerpunkt liegt auf „Egal wohin“, teilweise auch eins, zwei neue Songs.

MainRiedberg:
Ich muss mich bedanken – das war ein wirklich angenehmes Interview.

Weiterführende Links:
https://www.bjoernamadeus.de/
https://www.welt.de/vermischtes/article135234261/Bei-The-Voice-geht-der-Trend-zum-Christentum.html
https://www.teensmag.net/the-voice-of-germany-bjoern-fuer-andere-ein-segen-sein/

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