Besser als CSI

Es ist ein dreister Diebstahl, vermutlich sogar Mord. Doch wer war der Täter? Die Fakten: In einem Museum wurde ein Bild gestohlen. Ein Wärter liegt regungslos am Boden. Auf den Fliesen ist Blut. Vom Täter fehlt (fast) jede Spur, aber es gibt mehrere Verdächtige. Bis 13.30 Uhr haben Zwölftklässler der Schule am Ried in Enkheim Zeit, diesen Kriminalfall zu lösen. Fast ein bisschen wie „Abby aus der Serie CSI“, wie Prof. Dr. Thomas Wilhelm, Direktor des Instituts für Didaktik der Physik, mit einem Lächeln bemerkt.


Mit Physik dem Täter auf der Spur: Zwölftklässler der Schule am Ried in Enkheim ermitteln im neuen GoetheLab-Zentrum

Schüler schnuppern Uni-Luft

Die US-Serie CSI war über viele Jahre ein Highlight für alle Krimi-Fans und Kriminaltechnikerin „Abby“ Sciuto war der heimliche Star. Sie löste die Fälle – mit Hilfe modernster Technik plus Chemie und Physik. Genau das können ab sofort Schüler aller Schulformen in den neuen zentralen Schülerlabors der Goethe-Universität, in der Altenhöferallee 1a, im Werkstattgebäude am Campus Riedberg. In den zuvor vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung genutzten Räumen wurden vier Räume für die Fächer Physik, Strahlenphysik, Biologie und Chemie sowie ein Seminarraum eingerichtet. „Im zentralen Schülerlabor kann Wissenschaft künftig über Fächergrenzen hinweg vermittelt werden. So können wir schon früh Begeisterung für die Wissenschaft und für das dringend notwendige vernetzte Denken streuen.“ Mit diesen Worten eröffnete gestern Vizepräsident Enrico Schleiff im Beisein von Vertretern von Schulen, Kultusministerium, Förderern und Wissenschaftlern das neue GoetheLab-Zentrum. Die fachspezifischen Schülerlabore der Universität bleiben überwiegend bestehen, das neue zentrale Labor aber wurde erst durch die Spende eines ehemaligen Studenten der Informatik möglich. Yi Shi, der in China ein erfolgreiches Internetunternehmen aufgebaut hat, wollte seiner Alma Mater etwas zurückgeben und spendete 300.000 Euro.

Doch nicht nur die Schüler werden davon profitieren. Hier bekommen auch Lehramtsstudenten die Möglichkeit, früh Kontakt zu denjenigen zu knüpfen, mit denen sie später arbeiten werden. Und das Urteil der Schüler? Das fiel sehr positiv aus. Man habe ganz andere Möglichkeiten als in der Schule und könne erfahren, wie es an der Uni zugeht, sagte die 16-Jährige Lili.


Sie suchen nach den Fingerabdrücken des „Mörders“: Shiva (16), Lili (16), Ann-Sophie (19) und Paula (17) von der Schule am Ried

Belastete Pilze im Strahlenlabor

Neu ist auch das Strahlenlabor, das nun vom Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt nach Frankfurt zieht und das Dr. Axel Gruppe, Lehrer am Riedberg-Gymnasium, seit 2003 mitaufgebaut und betrieben hat. Er hatte sich auch sehr für den Umzug nach Frankfurt eingesetzt. In der Uni rechnet man hier mit einer großen Nachfrage, weil es aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen und der Entsorgungs-Problematik kaum noch solche Labore an Schulen gibt. Gestern beispielsweise untersuchten Schüler die Strahlung von Pilzen aus Weißrussland – und wiesen eine erhebliche radioaktive Belastung nach.


Mit Hilfe von Laserpointern und einer Nebelmaschine können Schüler die Flugbahn der Projektile und damit den Standort des Täters ermitteln

Zurück zum „Kriminalfall“: Didaktik-Professor Thomas Wilhelm erläuterte beim Labor-Rundgang auch die einzelnen Arbeitsschritte und Stationen. Etwa, wie Fingerabdrücke abgenommen und mit Hilfe eines Vergleichsmikroskops analysiert werden können. Oder wie Schüler Fliesen mit Hilfe von Luminol und Wasserstoffperoxid auf Blutspuren untersuchen können. Eine der Spuren bestand aus Ketchup, eine weitere aus Farbe. Doch nur die Enzyme im echten Blut ließ das Luminol im Schwarzlicht Blau leuchten. Wie bei CSI eben. Eine andere Schülergruppe ermittelte mit Laserpointern die Flugplan von drei Projektilen – und konnte so den Standort des Täters bestimmen.

Wer war der Täter?

Der Täter hinterließ auch einen Schuhabdruck. Vier Zwölftklässler finden heraus, dass die Staubteilchen am Abdruck elektrostatisch sind. Somit kann eine elektrostatische Matte diese Teilchen anziehen. Die Schüler können dann die Schuhgröße berechnen und gleich einige Verdächtige ausschließen. Kinderleicht ist das nicht. Eine Schulklasse hatte schon mal den Schuhabdruck falsch genommen und letztlich nicht den richtigen Verdächtigen bestimmt. So konnte der „Täter“ entkommen…

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Das GoetheLab-Zentrum bietet verschiedene Module an, wo Schüler Probleme der Gegenwart aus interdisziplinärer Perspektive erforschen können. Beim Thema „Biomechanik – wie bewegt sich der Mensch?“ spielen beispielsweise Sportwissenschaft, Biologie und Physik eine wichtige Rolle. Beim Thema „E-Mobilität – Autos aus der Steckdose?“ setzt man sich mit aktuellen Forschungen der Soziologen, mit Chemie und Physik auseinander. Das Angebot richtet sich insbesondere an weiterführende Schulen und Schüler aller Schulformen. Weitere Informationen über die Webseite der Universität (www.uni-frankfurt.de) Stichwort „Schülerangebote“ oder direkt über das Institut für Didaktik der Chemie.


Rita Flad vom Kultusministerium erklärt Shi Ling (rechts) und ihrem Mann Mi Yongliang, den Eltern des Spenders Yi Shi, ein chemisches Experiment mit Flüssigkeit und Trockeneis

Text: cd/ Fotos: Pressestelle Goethe-Universität (2)/ cd (3)

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