Bee Friends untersuchen, warum Bienenvölker sterben

Von Holmer Drews / Bee Friends Frankfurt e. V.

Jeder Imker hat es schon erlebt, dass ein mehr oder minder großer Teil seiner Bienenvölker, die er im Herbst eingewintert hat, nicht den Winter überlebt haben. Das ist bedauerlich, aber es ist Realtität. Viele Gründe können dazu geführt haben, dass die Bienen nicht über den Winter gekommen sind. Dazu zählen Krankheiten der Bienen, auch der Befall mit der Varroamilbe. Aber auch der Imker kann etwas falsch gemacht haben. Vielleicht hat er zuwenig Futter im Spätsommer den Bienen gegeben, so dass sie verhungert sind. Vielleicht hat er die Varroamilbe nicht oder nur unzureichend bekämpft. Es gibt viele mögliche Ursachen…

Wenn im Februar/März die Bienen „ausgewintert“ werden, schaut man in die Beuten hinein und kontrolliert, ob die Bienen noch leben. Ist das nicht der Fall, heißt es Ursachenforschung zu betreiben. Woran hat es gelegen? Diese Ursachenforschung ist Aufgabe bei der „Totenschau“. Hierbei werden die Bienenbeuten, die Behausungen der Bienen, und die Bienen im Inneren der Beuten gründlich und systematisch untersucht. Das ist im Prinzip das gleiche Vorgehen wie bei einem menschlichen Toten in einem Sektionssaal der Pathologie. Was hat den Tod nun wirklich verursacht?

Diese Totenschau haben wir vom Imkerverein der Bee Friends zum ersten Mal überhaupt in dieser Weise so systematisch durchgeführt. Dafür haben mehrere Mitglieder ihre toten Bienenvölker zur Verfügung gestellt und wir in einer Gruppe von Imkerinnen und Imkern an und von ihnen gelernt. Das Ziel dabei ist natürlich, zukünftige Fehler zu vermeiden und die Überlebnsrate der Völker zu steigern, im Idealfall auf 100 Prozent.

Bei der Untersuchung an vier Völkern im Riedberger Stadtteiltreff „Dessauer“ am Sonntag, 8. März 2020, haben wir sehr spannende Dinge sehen können. Die Haupttodesursache ist der Befall mit der Varroamilbe gewesen. Normalerweise wird die Milbe im Frühjahr und Sommer sowie einmal im Winter bekämpft. Hier sind die Bekämpfungsmaßnahmen eindeutig nicht ausreichend und effektiv genug gewesen. Gleich beim ersten Volk haben wir zudem festgestellt, das neben dem Befall mit der Varroamilbe auch eine Infektion mit dem „Deformierten Flügel Virus“ DWV stattgefunden hat. In einzelnen Waben sind die Puppen nicht mehr voll ausgebildet gewesen, sondern haben verkrüppelte Flügel gehabt. Auch dies ist eine Folge des Varroabefalls. Die Varroamilbe gilt als Wegbereiter für verschiede übertragbare Bienenkrankheiten.

In einem anderen Fall ist das zu überwinternde Volk so klein und schwach gewesen, dass viele Bienen in der Beute bereits gestorben und herabgefallen sind. Diese toten Bienen haben den lebenden den Ausgang ins Freie versperrt. Dadurch hat das Volk Stress bekommen, der sich in deutlichem Durchfall bei den Bienen gezeigt hat.

Die Varroabehandlung eines dritten Volkes mit Oxalsäure (bekannt aus dem Rhabarber) hat nicht gut genug gegriffen, so dass die Bienen an diesen Milben zugrunde gegangen sind. Im vierten Volk ist die Varroabesiedlung schon im Herbst 2019 so stark gewesen, dass die Bienen daran gestorben sind.

Für uns Imker sind diese Totenschauen sehr schmerzhaft, aber auch sehr hilfreich. Zeigen sie einem doch sehr deutlich, was geschehen ist. Von daher ist das eine sehr hilfreiche und gute Fortbildungs- und Lehrveranstaltung, um die imkerliche Qualität zu erhöhen und gesunde Bienen zu züchten. Gleichzeitig habe ich den Anwesenden eine Methode vorgeführt, wie man im Herbst die Güte der eigenen Behandlung gegen die Varroamilben erkennen kann. Diese Methode nennt sich Auswaschmethode. Hierbei werden die auf den Bienen ansitzenden Milben ausgewaschen, in einem Sieb aufgefangen und können gezählt werden.

Das Echo der TeilnehmerInnen unserer Riedberger Totenschau ist so gut gewesen, dass ich beschlossen habe, dass wir dieses im nächsten Jahr wiederholen werden.

Weitere Informationen unter www.bee-friends.org

Foto: Holger Jaensch 

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