Die Firma TenneT hat am vergangenen Freitag im Ortsbeirat 12 ihre Pläne für den weiteren Ausbau der Stromnetz-Trassen rund um Frankfurt vorgestellt.
Wie wichtig ist der Ausbau?
Für Deutschland als Hochtechnologiestandort sind Stromleitungen so etwas wie die Blutadern für den menschlichen Körper. Ohne gut ausgebaute Leitungen geht da gar nichts.
Dramatisches Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit war der Brand eines Umspannwerkes, an dem der Flughafen London Heathrow hing. Dadurch war nicht nur der Flugbetrieb lahmgelegt, sondern auch 5.000 Haushalte hatten keinen Strom mehr und auch einige Bahnlinien wurden nicht mehr versorgt.
Wer bearbeitet den Ausbau?
Die Firma TenneT ist einer der 4 großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland und versorgt etwa 25 Millionen Endverbraucher. Beim Netzausbau ist Frankfurt einer der spannendsten Orte. Hier trifft die Firma TenneT mit ihrem Gebiet auf die Firma Amprion mit einem ebenso großen Gebiet.
Konkurrenzprojekte
Im Rhein-Main-Gebiet wird nicht nur das Stromnetz ausgebaut, sondern auch der Flughafen erweitert seine Kapazitäten, Gasnetze werden ausgebaut, die Telekommunikationsnetze müssen verstärkt werden und auch der öffentliche Personennahverkehr braucht Platz. Ganz zu schweigen von den Entwicklungen der städtischen Infrastruktur (Straßen, Schulen, …) und der Wohngebäude (Projekt „Josefstadt“).
Basis: Bedarfsermittlung
Grundlage für die Ertüchtigung des Stromnetzes ist ein sogenannter Netzentwicklungsplan, den es seit 2011 gibt und der alle 2 Jahre an die aktuellen Entwicklungen angepasst wird. Basis dafür sind Bedarfsermittlungen, die für die nächsten 4 Jahre hochgerechnet werden.
Als Strombedarfstreiber gelten derzeit die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft, der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz sowie das Voranschreiten der Elektromobilität.
Daher müssen zum einen die bestehenden Netze optimiert und verstärkt werden, als auch zusätzlich ausgebaut werden, durch neue Leitungen und zusätzliche Umspannwerke. Rund um Frankfurt wird sich beispielsweise die Zahl der Umspannwerke in den nächsten Jahren verdoppeln müssen.
Umspannwerke und Leitungstrassen
Die nächstgelegenen Umspannwerke stehen in Eschborn, Bommersheim, Frankfurt Nord und im Ostend. Der kritische Engpassfaktor beim Ausbau ist hier die Verfügbarkeit von Flächen.
Erst wenn neue Umspannwerke fertig errichtet worden sind und den Betrieb übernehmen können, ist es möglich, die alten Umspannwerke abzuschalten und dann zurückzubauen. Ähnlich ist es bei der bestehenden Leitungsinfrastruktur. Auch hier müssen die neuen Leitungen fertig erstellt sein, sodass der Stromfluss möglichst unterbrechungsfrei auf die neuen Masten umgeleitet werden kann, erst dann können die alten Masten abgeschaltet und später abmontiert werden.
Auswirkungen auf den Riedberg
So wird auch der Riedberg in den nächsten 10 Jahren eine Änderung erleben. Es ist angedacht, die 380 kV-Leitung die derzeit südöstlich entlang der Autobahn geführt wird, auf die andere Seite der Autobahn zu verlagern. Was dann auf Riedberger Gebiet übrig bleibt, ist die 110 kV-Leitung, mit der Bahn-Strom transportiert wird.
Vorarbeiten
Bevor jedoch Leitungen verlegt werden können, sind eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Mit den entsprechenden Eigentümern von Grundstücken müssen Verträge geschlossen werden, damit dort Fundamente und Masten errichtet werden können. Dazu kommen Prüfungen auf Bodenbeschaffenheit, Umweltverträglichkeit und Ausgleichsmaßnahmen, damit die Eingriffe in die Natur kompensiert werden.
Abstimmprozesse
Auch mit vielen Beteiligten und Betroffenen müssen Abstimmgespräche stattfinden. Von den verschiedenen Behörden erfolgt dann am Ende die entsprechende Genehmigung. Erst dann kann mit der Umsetzung begonnen werden. Infrastrukturmaßnahmen brauchen einen langen Atem, auch wenn sie so wichtig für unsere Gesellschaft sind.
Weiterführende Links
- https://www.feuerwehrmagazin.de/nachrichten/einsatze/brand-in-umspannwerk-legt-flughafen-heathrow-lahm-135410
- https://www.tennet.eu/de/projekte/mainnetzausbau-frankfurt-und-rhein-main#12076
- Video Umspannwerke
- Hochspannungsnetz Rhein-Main
- Freileitungen im Bau
Über TenneT
Unsere Vorläufer reichen bis ins Jahr 1920, als der preußische Staat begann, den Nordwesten Deutschlands mit Strom zu versorgen, und seine Stromerzeuger im Unternehmen PreussenElektra bündelte. Etwa zur selben Zeit legte die Bayernwerk AG im Süden ein nationales 110-kV-Netz zur Versorgung des ganzen Landes an. Im Jahr 2000 schließlich wurde der deutsche Strommarkt privatisiert. Daraus ging der Energie-Konzern E.ON hervor.
Im Jahr 2010 erwarb TenneT, der Betreiber des niederländischen Hochspannungsübertragungsnetzes das deutsche Hochspannungsnetz von E.ON. Damit wurde TenneT zu Europas erstem grenzüberschreitenden Übertragungsnetzbetreiber.
Heute ist TenneT Germany Teil der TenneT-Gruppe, dem europäischen Marktführer im grenzüberschreitenden Netzausbau und Pionier bei der Anbindung des europäischen Festlands an eine der weltweit größten erneuerbaren Energiequellen, die Nordsee.