Monat: Juli 2016

Ort für Glaube und Wissenschaft

Alles begann mit 24 Wunschzettelbriefen an die Bistumsleitung nach Limburg. Oder besser gesagt: mit ersten Zusammenkünften und Gebetskreisen in privaten Wohnzimmern oder der Kita Sonnenwind, dem im Advent 2006 die Wunschzettel von Riedberger Katholiken folgten. Mit der dringenden Bitte um eine Kirche im Neubaugebiet. Erst im Jahr zuvor war eine „Pastoralstelle Riedberg“ eingerichtet worden, die lange Zeit nur aus einem Diensthandy für Gemeindereferentin Angela Köhler und einem Schaukasten für die Angebote und Termine bestand. Ein Text in der Festschrift der neuen katholischen Kirche St. Edith Stein am Riedberg hat deshalb auch die Überschrift: „Wie aus einem Handy ein Centre for Dialogue und aus einem Schaukasten eine Kirche werden kann.“

Am vergangenen Sonntag war Einweihung des Gotteshauses an der Kalbacher Höhe, das schräg gegenüber der Evangelischen Riedberggemeinde zu finden ist. Morgen ab 14 Uhr ist großer „Big Bang Theory Tag“ für die ganze Familie, bei dem auch das neue Dialogzentrum eröffnet wird. Die Kirche, die in unmittelbarer Nähe zu den naturwissenschaftlichen Fachbereichen der Goethe-Universität liegt, soll „dem Gespräch von Glauben und Naturwissenschaften dienen“.

Auf rund 2000 Frauen, Männer und Kinder ist die Zahl der Riedberger Katholiken inzwischen angewachsen. Nicht nur die Kapelle im ersten Stock, auch die Sitzbänke im Flur waren schnell gefüllt, als Weihbischof Manfred Grothe am Sonntag die Kirche feierlich einweihte und Reliquien des Heiligen Bonifatius und der Heiligen Hildegard von Bingen im Altar beisetzte. Es gab auch ein „Public Playing“, eine Live-Übertragung der Zeremonie auf eine Leinwand. Jugendliche hatten das organisiert.

3.7. Kirchenraumkl
Das ist der neue Kirchenraum

Der Bau dauerte zwei Jahre und kostete 2,3 Millionen Euro. Namenspatronin der Kirche ist Edith Stein. Sie war eine deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft, die in der Jugend den Bezug zu Glaube und Religion verloren hatte. Während ihres Studiums kam sie mit dem Christentum in Berührung, konvertierte und trat später in den Orden der Karmelitinnen ein. Am Sonntag, den 2. August 1942, kamen SS-Männer in das Kloster ihres Ordens in der niederländischen Stadt Echt. Als Jüdin und Christin wurde sie Opfer des Holocaust.

Die neue Riedberger Kirche St. Edith Stein gehört zur Pfarrei Sankt Katherina von Siena und soll als Centre for Dialogue at Campus Riedberg zugleich ein Ort für Glaube und Wissenschaft sein.

Wissenschafts-Tag für die ganze Familie

„The Big Bang Theory“ steht im Mittelpunkt, wenn das Zentrum morgen seine Arbeit mit einer öffentlichen Veranstaltung aufnimmt. Zum Auftakt diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität aus Natur- und Geisteswissenschaften mit hr-Moderator Thomas Ranft über ihre Lebenswelt als Forscherinnen und Forscher, über Physik und über das Verhältnis von Religion und Wissenschaft. Die Gesprächsrunde um 16 Uhr findet unter anderem mit Prof. Dr. Hannah Petersen (Theoretische Physik), Prof. Dr. Harald Schwalbe (Chemie) und Prof. Dr. Thomas M. Schmidt (Religionsphilosophie) statt. Dem Kuratorium des neuen Zentrums gehören namhafte Vertreter der Frankfurter Professorenschaft an.

big bang1x
Am morgigen Samstag ist „Big Bang Theory Tag“

Ein Hauptaugenmerk wird auch in Zukunft auf all jenen Erkenntnissen und Ergebnissen der „sciences“ liegen, die unser Leben, unser Denken und unsere Einstellungen nachhaltig verändern werden. Den Spaß an der Wissenschaft vermittelt ein Rahmenprogramm mit Experimentierstationen aus Physik und Chemie, zu dem Familien und Interessierte herzlich eingeladen sind. Nicht wenige Riedberger Katholiken freuen sich bald aber auch „auf ein ganz normales Gemeindeleben“.

(Zusammenfassung: cd/ Fotos: Gemeinde St. Edith Stein)

Teile diesen Beitrag mit Freunden

Samstag ist FEIERtag

Sonne, ein paar Wolken, 27 Grad – am Samstag wird der perfekte FEIERtag! Denn am Riedberg gibt es fünf tolle Feste und Termine: das Sommerfest der Marie-Curie-Schule, den „Big Bang Theory Tag“ für die ganze Familie in der neuen Kirche St. Edith Stein, ein Nachbarschaftsfest des Sozialwerks Main Taunus in der Altenhöferallee sowie abends das Jubiläumskonzert des Riedbergchors und eine Leseshow mit dem Kabarettisten Dietrich Faber. Die Informationen zu allen Veranstaltungen, die teilweise (leider) zeitgleich stattfinden, auf einen Blick:

Sommerfest in der Marie-Curie-Schule

Sommerfest_Marie_Curie_Grundschule_Riedberg

Auf dieses Fest freuen sich nicht nur die Kinder: Am Sommerfest der Marie-Curie-Schule in der Graf-von-Stauffenberg-Allee von 14 bis 17 Uhr gibt es viele Überraschungen, Spielstationen, die Möglichkeit, das DFB-Abzeichen zu machen, natürlich Essen & Trinken UND die neue Ausgabe der Schülerzeitung, des MCS-Express. Die Zeitungen verkaufen die „Nachwuchsjournalisten“ selbst und hoffen auf viele interessierte Leser. Brandneu sind auch Kappen und T-Shirts mit dem Logo der Marie-Curie-Schule, die es am Sommerfest ebenfalls zu kaufen gibt.

***

big bang1x

„Big Bang Theory Tag“ für alle

Die neue Riedberger Kirche St. Edith Stein ist zugleich „Centre for Dialogue at Campus Riedberg“, ein Ort für Glaube und Wissenschaft. Was macht dieses neue „Centre for Dialogue“ aus? Darüber können sich die Riedberger am 9. Juli ab 14 Uhr ein Bild machen – an einem „Big Bang Theory Tag“ für die ganze Familie. Unter anderem bei Mitmach-Experimenten des Schülerlabors Physik und des Instituts für organische Chemie. Aktuelle Forschung und Wissenschaft zum Anfassen sozusagen. Ab 16 Uhr ist eine Diskussionsrunde geplant, unter anderem mit Prof. Dr. Hannah Petersen (Theoretische Physik), Prof. Dr. Harald Schwalbe (Chemie) und Prof. Dr. Thomas M. Schmidt (Religionsphilosophie). Dem Kuratorium des neuen Zentrums gehören namhafte Vertreter der Frankfurter Professorenschaft an.

***

smt

Nachbarschaftsfest des Sozialwerks

Herzliche Einladung zum Fest des Sozialwerk Main Taunus e. V. in der Altenhöferallee: Am heutigen Samstag von 15 bis 18 Uhr ist großes Nachbarschaftsfest mit Torwandschießen und einer Hüpfburg für Kinder, natürlich Essen und Trinken und Führungen durch das Wohnheim und Informationen über die wichtige Arbeit des Sozialwerks. Das SMT bietet Beratung, Hilfe und betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen.
Weitere Informationen unter www.smt-frankfurt.de

***

10Jahre_Riedbergchor

Sommerkonzert des Riedbergchors

Am Samstag folgt ein Event dem nächsten. Um 19 Uhr findet das Sommer-Konzert des Riedbergchors statt, der zugleich ein Jubiläum feiern kann. Denn der Chor unter Leitung von Burcu Özcanyüz Seymen besteht nun seit zehn Jahren. Von Klassik bis Jazz, von Pop bis zu zeitlos-berühmten Melodien reicht das Repertoire. Vor dem Jubiläums-Konzert in der Evangelischen Riedberggemeinde, Riedbergallee 61, gibt es ab 18.30 Uhr einen Sektempfang. Im Anschluss an das Konzert ist ein geselliger Ausklang bei Getränken und Buffet geplant. Die Sängerinnen und Sänger freuen sich auf Ihr Kommen.

Falls Sie künftig nicht nur Zuhörer sein möchten: Der Chor probt donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr (außer in den Schulferien). Neue Sänger/innen sind jederzeit willkommen! Kontakt: www.riedbergchor.de

***

DietrichFaber_Flyer_A6_vorne bearbeitet Anna

Leseshow von Kabarettist Dietrich Faber

Am Samstag Abend um 20 Uhr kommt der Gießener Kabarettisten Dietrich Faber mit „Best of Bröhmann – Die Leseshow“ in die Riedbergschule an der Kalbacher Höhe. „Toter geht’s nicht“, der Debütroman von Dietrich Faber hat seit seinem Erscheinen weite Kreise gezogen. Die Kriminal-, Beziehungs- und Familien-Geschichte rund um den Vogelsberger Kommissar Henning Bröhmann stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nicht minder erfolgreich erschienen der zweite und dritte Fall „Der Tod macht Schule“ und „Tote Hunde beißen nicht“. Und der Kult geht weiter! Im September 2015 folgte mit „Schneller, weiter, toter“ der vierte Band der Reihe. Freuen Sie sich auf Crime Country Comedy der Extraklasse wenn es heißt: „Bröhmann ermittelt doch wieder“. Dietrich Fabers Leseshows sind Bühnenereignisse voller Charme, Witz und Musik mit einem tiefgründigen Blick in das Seelenleben der deutschen Provinz. Die Tickets kosten 12 Euro, ermäßigt 10 Euro (im VVK 10 Euro, ermäßigt 8 Euro). Info und Vorverkauf unter info@josua-gemeinde.net und Telefon 069/57003249.

(Fotos: Veranstalter)

Teile diesen Beitrag mit Freunden

Kinderärztin in Afrika

Viele RiedbergerInnen sind beruflich weltweit im Einsatz. Ihr Zuhause aber ist der Riedberg. Hier tanken sie Kraft, hierher kehren sie immer wieder gerne zurück. Lesen Sie jetzt ein Interview mit Dr. Silke Ehlers, Riedbergerin seit 2007 und Oberärztin im Bürgerhospital Frankfurt in der Neonatologie, der Neu- und Frühgeborenen-Medizin. Zusätzlich zu dieser verantwortungsvollen Tätigkeit verbringt sie viele Wochen in Afrika. Dieses Interview ist in Auszügen auch im neuen MAINRiedberg-Magazin zu lesen, das nächste Woche erscheint.

Frau Dr. Ehlers, Sie lieben Afrika, den schwarzen Kontinent und vor allem die Menschen dort. Wann wurde diese Liebe geboren?

Das war 1991. Im Studium war ich damals für sechs Monate in Südafrika und entdeckte mein Faible für diesen Kontinent. Beigetragen hat dazu auch eine Safari in Zimbabwe/Botswana. Insgesamt habe ich bei diesem Aufenthalt die Menschen, ihre Kultur sowie die artenreiche Tierwelt lieben gelernt. So habe ich meine „schwarze Seele“ entdeckt.

Wie regelmäßig sind Sie dort?

1994 erfolgte ebenfalls noch im Studium ein zweiter Aufenthalt, damals für drei Monate. In den folgenden zehn Jahren buchte ich Urlaube in Kenia, Namibia, Tansania, Sansibar, Äthiopien, Botswana, Zimbabwe, Sambia, und Uganda.

Mittlerweile bereisen Sie den Kontinent aber nicht nur privat, sondern Sie leisten dort medizinische und humanitäre Hilfe mit einer Hilfsorganisation, den German Doctors e.V. (GD). Wie kamen Sie dazu und was ist Ihre Aufgabe in diesem Team?

Der Kontakt kam über eine Kollegin in der UNI-Klinik in Frankfurt zustande. Das war bereits 1996. Sie berichtete über ihren Einsatz auf den Philippinen und das hat mich fasziniert. Ich wollte den Menschen in Afrika gerne etwas zurückgeben, denn ich hatte viel von ihnen gelernt dort in den Jahren. Meine ersten Einsätze für die GD dauerte sechs Wochen, allerdings in Bangladesh in Dhaka, in den Jahren 2004 und 2005.
Die GD hießen bis 2013 „Ärzte für die dritte Welt“. GD begleitet medizinische Projekte z.B. in Afrika. Mein Projekt, das ich seit Jahren mit betreue liegt in Sierra Leone, in Serabu. Dort wurde nach dem Bürgerkrieg mit Hilfe der EU sowie Spenden aus Amerika und von GD ein zerstörtes Krankenhaus aufgebaut. Bei solchen großen Projekten arbeitet GD mit lokalen Partnern. Diese Institutionen sind Träger des Projekts. Die Caritas ist in Serabu der Partner. Sie sprach mit der EU, diese gab Gelder frei für einen Wiederaufbau des Hospitals in Serabu. Auf dieses Projekt bin ich im Herbst 2010 auf einem Stammtisch regionaler Ärzte der GD gestoßen. Sie halten einmal im Vierteljahr einen solchen Stammtisch ab und sprechen über ihre Projekte. Ich war dort, um wieder einen Einsatz zu planen. Aber diesmal wollte ich nach Afrika, nach Nairobi. Allerdings suchten sie Kinderärzte für Serabu.

Das klingt sehr spannend, wann waren Sie das erste Mal dort?

Mein erster Aufenthalt in Serabu war 2011. Es ist ein spezielles Krankenhaus-Projekt, da GD überwiegend Ambulanzen und Rolling Clinics in Slums und ländlichen Gegenden vorwiegend in Asien betreiben. Ich war damals sieben Wochen in Serabu als Kinderärztin, mit einem Chirurgen, einem pensionierten einheimischen Arzt und einem Internisten. Damals fehlte es noch an allen Ecken und Enden. Wir hatten kein fließendes Wasser, keinen Strom, nur über einen kleinen Generator. Zwei große Generatoren standen zwar vor Ort, von der EU finanziert und mit Diesel betrieben. Aber entweder gab es keinen Diesel oder die Generatoren waren defekt. Das ist Afrika (lacht).

Ehlers3
Als Dr. Silke Ehlers erstmals in Sierra Leone war, gab es im Krankenhaus von Serabu weder Strom noch fließendes Wasser.

—-

Wie konnten Sie und Ihre Kollegen dort arbeiten und operieren, ohne Strom und Wasser?

Wir hatten einen kleinen Generator, der wurde per Schubkarre vom OP für Licht, die Klimaanlage und für das Ultraschallgerät hin und hergeschoben. Wir hatten keinen Strom im Labor, keine gekühlten Medikamente, keine Blutbank. 2011 beendete die EU ihre Finanzhilfe. Heute finanziert GD das Projekt. Wir erhalten noch Sachspenden von amerikanischen und kanadischen Hilfsorganisationen.

Wie ging es weiter?

2013 fing das Newborn Projekt an zur Verbesserung der Neugeborenen Versorgung. Ich war damals zweimal dort, einmal drei Wochen und einmal drei Monate. Dann 2014 zweimal kurz. Der zweite Aufenthalt im Mai/Juni stand bereits unter dem Zeichen der Ebola Epidemie mit dem ersten bestätigten Fall in Sierra Leone. 2015 war ich nicht in Serabu auch wg. Ebola und dieses Jahr im Frühjahr für sechs Wochen.

Wie läuft das Newborn Projekt?

Im Newborn Projekt arbeite ich mit vier ausgesuchten Schwestern. Es ist insgesamt eine ständige Weiterentwicklung im Krankenhaus und beim Personal zu sehen. Ziel ist sicher eine Selbstverwaltung, aber es ist fraglich ob das zu erreichen ist. Neben den CHO sollen auch die Schwestern fortgebildet werden. Das ist unsere Aufgabe der GD. Wir müssen neben der direkten Arbeit immer auch die Ausbildung, meist am Patientenbett für unsere Mitarbeiter leisten. Wenn die Schwestern rotieren, fängt man wieder von vorne an.

Wie waren Ihre Eindrücke, als die Ebola-Epidemie ausbrach?

Oh, das war schlimm als damals Ebola anfing. Ich war zu der Zeit in Serabu und habe gesehen, was das mit den Menschen macht. Besonders hat mich berührt, dass ich abreisen konnte sowie alle anderen deutschen Ärzte, aber das einheimische Personal musste bleiben. Die Kollegen mussten ungeachtet von Ebola sehr hart arbeiten, sie erlebten das ständige Sterben und ertrugen alle Not. Wir fliegen nach sechs Wochen nach Hause. Dennoch: Serabu war das einzige Krankenhaus in Sierra Leone, indem kein Personal an Ebola gestorben ist und es war keinen Tag geschlossen.

Was gibt es konkret an Verbesserungen seit 2010?

Mittlerweile gibt es eine große Solaranlage. Sie versorgt alle Geräte, sie wurde vom Kindermissionswerk in Aachen gespendet. Inzwischen gibt es fließendes Wasser und Strom. Seit Dezember 2014 ist eine große Satellitenanlage installiert. Jetzt funktioniert alles: Internet, Facebook, Whats App, usw. Außerdem bringen wir Ärzte Medikamente und Instrumente mit.

Wie stellt sich die personelle Situation dar?

GD finanziert alle 92 Angestellten in Serabu. Leider gibt es nur wenige Spezialisten im Land. Vor allem durch Ebola sind viele Ärzte gestorben, zudem ist in Sierra Leone ein Medizinstudium nur in Freetown möglich, eine anschließende Facharztausbildung gibt es nur sehr eingeschränkt. Was im Land ausgebildet wird sind CHO, Community Health Officer, deren Ausbildung dauert drei Jahre. Diese Fachkräfte sind keine Ärzte, aber sie verfügen über gute Grundkenntnisse. Einer von ihnen arbeitet in Serabu z.B. als Anästhesist. Insgesamt sind sieben CHO mit verschiedenen Aufgaben in Serabu angestellt. Außerdem sind immer vier bis fünf GD vor Ort. Dazu zählen: ein Langzeitarzt (bis zwei Jahre vor Ort), immer ein Kinderarzt, ein Gynäkologe, ein Chirurg und ein Anästhesist. Von den GD kommen manche nur einmal, andere fahren gerne hin, weil es „einrastet“ auf der Beziehungsebene zu den Menschen. Wenn man öfters dort ist, bauen sich schöne Bindungen auf, nicht nur zu den Schwestern und den CHO sondern auch zum Management, zur Verwaltung und zur Bevölkerung.

Wie finanzieren Sie Ihre Aufenthalte dort? Und woher nehmen Sie Ihre Freizeit dazu?

Ich verwende einen Teil meines Urlaubes dafür und meine Überstunden. Wir bekommen keine Vergütung von den GD. Sie bezahlen die Hälfte der Flugkosten. In Serabu sind Kost und Logis frei.

Wie und wo sind Sie untergebracht?

Für die Ernährung wird gut gesorgt. Das GD Quartier besteht aus drei Häusern mit je drei Schlafzimmern, einem Gemeinschaftszimmer, einer Köchin, sie soll auch unsere Wäsche waschen und die Räume sauber halten. Ihr Schwerpunkt ist das Kochen. In den Anfangsjahren gab es jeden Tag Hühnchen, jetzt haben wir zu meinem Leidwesen einen europäischen Speiseplan. Es gibt Nudeln mit verschiedenen Soßen. Leider zu wenig Obst und Gemüse, dafür viel Reis und scharfe Soßen.

Ehlers1
Die Ärztin hat sich auch sehr dafür eingesetzt, dass die (Überlebens-)Bedingungen insbesondere für die Neugeborenen verbessert wurden.

—-

Welche gesundheitliche Prophylaxe wenden Sie an?

Die üblichen Impfungen sowie eine Malariaprophylaxe. Das ist Pflicht, denn die Malaria Tropica hat das ganze Jahr Saison. Wg. Ebola wurden wir auch gegen Tollwut und Meningitis geimpft. Trotz der Malariaprophylaxe bin ich schon zweimal daran erkrankt, weil keine Prophylaxe 100 % Schutz bietet.

Schildern Sie kurz ein Erlebnis aus Ihrer täglichen Arbeit dort, um die Umständen Sie dort Ihren Dienst verrichten.

Da denke ich spontan an das Jahr 2011. Damals war noch wenig Personal im Krankenhaus. Ich musste bei einer hochschwangeren Frau einen Kaiserschnitt machen – es war mein erster – denn wir hatten weder einen Chirurgen, noch einen Anästhesisten.
In einem anderen Fall brachte eine Frau Zwillinge zur Welt. Bis ich in den Kreissaal gerufen wurde, war der erste bereits geboren. Der Zweite kam jedoch mit den Füßen zuerst. Außerdem hatte er ein Ärmchen oben über dem Kopf liegen und nicht seitlich am Körper. Unglücklicherweise hatte eine der Schwestern bereits die Nabelschnur durchtrennt. Somit war das Kind von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Letztendlich kam jede Hilfe zu spät, das Neugeborene war nicht zu retten.
Diese Vorfälle führten dazu, dass wir die Situationen für die Neugeborenen unbedingt verbessern mussten. Wir schafften Raum, für mehr Ruhe und eine bessere Betreuung der Neugeborenen, bildeten die Schwestern besser aus, veranstalteten Workshops für die Schwestern in den Gesundheitsposten, in der schwangeren Betreuung, um die Risikofaktoren und die Müttersterblichkeit zu vermindern. Alles war auf einem guten Weg bis 2014 Ebola kam. Aber auch danach sind wir dran geblieben, wir wiederholen die Seminare und starteten einen Neuanfang nach Ebola. Man muss dran bleiben, denn es ist Afrika, alles läuft dort ein bisschen anders als hier.

Welche Pläne haben Sie noch für dieses Jahr?

Eventuell fliege ich im Oktober nochmal für sechs Wochen nach Serabu als Vertretung der Langzeitärztin. Zurzeit ist eine für drei Jahre dort. Als Langzeitärztin übernimmt man die gesamte medizinische Koordination vor Ort.

Das Gespräch führte Klaus Emmerling

***************************************

Wer mehr wissen oder die Arbeit der German Doctors unterstützen möchte:

www.german-doctors.de
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE26 5502 0500 4000 8000 20;
BIC: BFSWDE33MNZ
Stichwort: Hilfe weltweit oder „Serabu“

(Fotos (3): Dr. Silke Ehlers)

Teile diesen Beitrag mit Freunden

Wann gibt es mehr Ärzte?

Mehr als 11.000 Menschen leben inzwischen am Riedberg. Es gibt Kitas, Schulen, 3000 Kinder und Jugendliche unter 18, mehr als 1300 Kinder sind sogar unter sechs Jahren – aber es gibt nur zwei Kinderärztinnen und zwei Hausarzt-Praxen. Junge Eltern berichten, dass Wartezeiten aufgrund der hohen Patientenzahl die Regel sind. Es kam auch schon vor, dass unglücklicherweise beide Kinderärztinnen im Fachärztezentrum am Riedbergplatz krank oder im Urlaub waren – und die Vertretungen teils im Dornbusch zu finden waren. In den Sommerferien allerdings wird ein Kinderarzt zur Vertretung an den Riedberg kommen. Auch im nahen Mertonviertel ist ein Kinderarzt, der sich aber bereits für mehr Kinderärzte in der Gegend engagiert.

„Das ist ein unhaltbarer Zustand. Soll ich mit einem Baby oder einem Kind mit Magen-Darm-Virus bis zum Dornbusch fahren – ganz davon abgesehen, dass viele Eltern nicht so mobil sind?“, fragt die bisherige Kinderbeauftragte Manuela Roll. Senioren und Notfallpatienten hingegen berichten, dass sie von Hausärzten bereits abgewiesen wurden mit dem Hinweis “sie hätten keine Kapazitäten mehr”.

Der Ortsbeirat ist mit Blick auf Senioren und Kinder jetzt aktiv geworden und bittet in einem aktuellen Antrag den Magistrat, mit der Kassenärztlichen Vereinigung Kontakt aufzunehmen, um die Versorgung mit Ärzten am Riedberg zu verbessern. Zwei Ortsbeiräte stimmten in der Sitzung am Freitag nicht zu, da die Rechtsgrundlage für einen solchen Antrag fehlt. Das Gremium hat, wie Dr. Thorsten Lieb (FDP) ausführte, diesbezüglich keinerlei Einflussmöglichkeit.

Fakt ist: Mit der Fertigstellung des Westflügels werden nochmals mehr als 4000 Menschen an den Riedberg ziehen. Ärzte-Mangel herrscht offensichtlich bereits jetzt.

(Zusammenfassung: cd/ Foto: anyaberkut)

Teile diesen Beitrag mit Freunden