Schlagwort: Steffi-Jones-Schule

Millionenkosten und Leerstand: Frankfurts zäher Weg zur Schulraum-Offensive

Symbolbild zum Thema Geldverschwendung beim Schulneubau

Von der Büroimmobilie zum Schulstandort – was 2021 als zukunftsweisendes Projekt begann, entwickelt sich zum Symbol für Frankfurts zähen Kampf gegen den Schulraummangel. Ein Bericht über ambitionierte Pläne, teure Leerstände und politische Zerwürfnisse.

Das Projekt: Vom Bürokomplex zum Bildungszentrum

Im März 2021 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einstimmig ein Millionenprojekt: Für 33 Millionen Euro Umbaukosten sollte der 13.000 qm große Bürokomplex am Ben-Gurion-Ring 158-164 zu einem flexiblen Schulstandort werden. Jahrelange Verhandlungen mit dem Eigentümer der Immobilie waren vorausgegangen. Das Konzept von Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) und Baudezernent Jan Schneider (CDU) sah vor:

  • Multifunktionale Nutzung (Schulbetrieb tagsüber, Stadtteilaktivitäten abends)
  • Auslagerungsstandort für bis zu 5 sanierungsbedürftige Schulen
  • 20-Jahres-Mietvertrag zu 4 €/m² mit Verlängerungsoption auf weitere 10 Jahre

„Das rechnet sich für die Stadt über die Laufzeit von 20 Jahren in jedem Fall“, so Frau Weber damals. Parallel wurde das ehemalige Postbankzentrum am Marbachweg gekauft, um es ab 2029/2030 als weiteren Schulstandort zu nutzen.

4 Jahre Stillstand – 6 Millionen Euro Verlust

Heute, im Oktober 2025, präsentiert sich die Realität ernüchternd:

  • 1,6 Mio. € Jahresmiete bei vollständigem Leerstand seit 2021
  • 6 Mio. € Gesamtkosten ohne bauliche Veränderungen
  • Erste Bauarbeiten frühestens 2026, Inbetriebnahme für 2028/2029 geplant

Die Gründe für die Verzögerung laut Frau Weber:

„Der akute Mangel an Gymnasialplätzen zwang uns zur Priorisierung anderer Projekte. Für Zwischennutzungen fehlten die Kapazitäten.“

Politisches Echo: Kritik von allen Seiten

  • CDU-Stadtverordnete Carolin Friedrich: „6 Millionen Euro Verbrennen öffentlicher Gelder – das ist ein Skandal !“
  • Grünen-Fraktion: „13.000 qm ungenutzter Raum mitten in der Wohnraumkrise – hier wurde Chancen vertan.“

Selbst Befürworter des Projekts kritisieren das Fehlen von:

  1. Notfallnutzungskonzepten während der Bauphase
  2. Transparenz bei Entscheidungsprozessen
  3. Kurzfristigen Alternativlösungen für sanierungsbedürftige Schulen

Die Steffi-Jones-Schule: Ein Opfer der Verzögerungen

Während am Ben-Gurion-Ring gebaut wird, zeigt sich an der Steffi-Jones-Schule in Bonames das andere Extrem:

  • Sanierungsbedürftige Bausubstanz seit 2022
  • Auslagerung erst möglich nach Fertigstellung des Neubaugebiets »Nordwestlich Auf der Steinernen Straße«
  • Bebauungsplan seit Jahren in Bearbeitung (Stadtplanungsamt)

Ein Elternsprecher kommentiert: „Unsere Kinder lernen zwischen provisorischen Sicherungsmaßnahmen – das ist der Preis der Prioritätenpolitik.“

Lichtblicke oder Schönfärberei?

Das Bildungs- und Baudezernat verweist auf aktuelle Fortschritte:

  • Ausschreibung der Planungsleistungen (Oktober 2025)
  • Flexible Raumkonzepte mit veränderbaren Wänden
  • Energetische Modernisierung (PV-Anlagen, Gründach)
  • Budgetsicherung durch Schulbauoffensive (130 Mio. €/Jahr)

Kritiker entgegnen: „Was 2021 als Sparmodell beworben wurde, entwickelt sich zum teuren Prestigeprojekt. Bei 20 Jahren Mietdauer bleiben nur 12 Nutzungsjahre nach Fertigstellung.“

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