Manchmal steht eine ältere Dame in der Altenhöferallee vor Haus Nummer 163. Sie zieht ganz langsam an einer Zigarette, guckt dem Verkehr zu. Lächelt höchstens, wenn die Kinder auf dem Weg zur Grundschule an ihr vorbeieilen. Wenn sie dabei miteinander quatschen, manchmal streiten oder sogar singen. Da gibt es noch einen Mann, der besonders gerne seine Runden in den Straßen des Neubaugebiets dreht. Zu Fuß und tagtäglich. Und da gibt es noch 18 weitere Bewohner und Einrichtungsleiterin Charlotte Fern, die sich über den Besuch zahlreicher Riedberger zum Nachbarschaftsfest am Samstag ab 15 Uhr freuen würden. Das 2011 erbaute Heim des Sozialwerks Main Taunus will „ein offenes Haus sein“, unsichtbare Grenzen überwinden. Die Einrichtungsleiterin wägt jedes Wort. Sie sagt dann: „Wenn man sich gegenseitig kennt, wächst auch das Verständnis füreinander.“
Das Sozialwerk ist seit vier Jahrzehnten in der gemeindepsychiatrischen Versorgung der Stadt Frankfurt aktiv. Auch in die Einrichtung am Riedberg mit 20 Betreuungsplätzen und sechs externen Wohngruppen, engagierten Mitarbeitern und Betreuern, „geht niemand freiwillig“. Doch hier gibt es Ansprechpartner, Angebote, Struktur, Begleitung, Feste, eine Gemeinschaft und auch Selbstbestimmung. Wenn es einzelnen im Laufe der Betreuung besser geht, wenn es gelingt, vom Haus in einer der Wohngruppen in angrenzenden Stadtteilen zu wechseln, ist das „schon ein großer Erfolg“, wie Charlotte Fern erklärt. Dann haben sie die Chance, ihr Leben Stück für Stück besser in den Griff zu kriegen. Trotz psychischer Erkrankungen, die teils schon in der Kindheit bedingt sind, trotz schizophrener Wahrnehmungen oder Angst- und Zwangsstörungen. In der Regel wird die Einrichtung von gesetzlichen Betreuern, Kliniken oder Angehörigen von Kranken angefragt, für die ein Platz im Wohnheim oder in einer der betreuten Gruppen der bestmögliche Weg ist.
Einige Bewohner leben in ihrer eigenen Welt. Auch eine Dame, die sich schon mal in Nachbarschaftsgärten „verirrt“ hat und dann auch nicht weichen wollte. Charlotte Fern und ihre Kollegen würden sich wünschen, dass in einem solchen Fall Nachbarn anrufen und sinngemäß fragen: „Gehört die zu Ihnen? Was sollen wir tun?“ Sie appelliert an gegenseitiges Wohlwollen und Verständnis und hofft: „Wenn man sich kennt, die Gesichter kennt und auch uns kennt, ist das alles leichter.“ Umso herzlicher ist deshalb auch die Einladung zum Nachbarschaftsfest, zu dem auch Kinder herzlich willkommen sind. Es wird eine Hüpfburg, den Auftritt von Illusionskünstlern und Führungen durch das Wohnheim geben. Natürlich auch Kaffee und Kuchen und viel Zeit für interessante Gespräche.
Bereits heute, Freitag, ist von 14 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Türe.
Das Nachbarschaftsfest am Samstag beginnt um 15 Uhr und dauert bis 18 Uhr. Große und kleine Besucher sind herzlich willkommen!