Schlagwort: Friedfeld

Friedfelder im Norden Frankfurts

Trauer J. Mühlbauer

Seit einigen Jahren besteht in Frankfurt alternativ zur klassischen Erdbestattung im Einzel- oder Familiengrab (Urne oder Sarg) die Möglichkeit zur Beisetzung in einem Friedfeld. Bei einem Friedfeld handelt es sich um eine Gemeinschaftsanlage (in der Hauptsache Urne), von denen im Norden Frankfurts auf den Friedhöfen Bonames, Niedererlenbach und Berkersheim entsprechende Flächen angelegt sind. (Für Heddernheim befindet sich ein Friedfeld z.Z. in Planung und könnte im besten Fall bis Ende 2024 eröffnet werden.)
MainRiedberg hat sich die Friedfelder in Niedererlenbach und Berkersheim angeschaut und sich mit dem Friedhofsgärtner Gert Schirmer auf der Anlage Bonames getroffen.

Friedfelder gelten als modernes Bestattungsmodell, das als Alternative zu den traditionellen Grabstätten angeboten wird. „Ein Friedfeld ist ein nach gärtnerischen Gesichtspunkten gestaltetes, bepflanztes und künstlich angelegtes Gemeinschaftsgrabfeld, das je nach Ausgestaltung Platz für Ruhestellen aller Grabarten und Formen bietet – vom Einzelurnengrab bis zum Erdbestattungsfamiliengrab inklusive beschriftetem Grabstein“, heißt es in einer Information der Friedhofsgärtnerei. Die genannten Friedfelder im Norden Frankfurts sind als Urnengemeinschaftsanlagen konzipiert worden. Die Grabstelle jedes Verstorbenen wird mit Namen und Lebensdaten gekennzeichnet, anonyme Bestattungen sind nicht erlaubt.

Das Friedfeld auf dem Friedhof Bonames; Foto: D.Walz

Der Begriff Friedfeld leitet sich ab von einer ebenfalls relativ neuen Bestattungsform, dem Friedwald, ab. „Friedfeld“ ist eine vornehmlich in Frankfurt verwendete Bezeichnung; außerhalb ist der Begriff „Memoriam-Garten“ üblich, im Amtsdeutsch der Frankfurter Friedhofsverwaltung nennt sich das „gärtnerbetreute Urnenwahlgräber“.

Friedfeld wie Friedwald sind Ausdruck einer sich wandelnden Friedhofs- und Bestattungskultur:

  • die Einbindung der Menschen in der Kirchen-, Dorf- oder Stadtteilgemeinde ist nicht mehr so eng, weshalb die Grabstelle (insbesondere in urbanen Regionen) als Erinnerungsort für die Hinterbliebenen an Bedeutung verloren hat;
  • das Grab ist kein Statussymbol mehr, um Rang und Stellung des Verstorbenen und seiner Familie zu repräsentieren;
  • die Bindung zur katholischen und evangelischen Kirche hat deutlich nachgelassen, so dass christliche Rituale bei der Bestattung keine dominierende Rolle mehr einnehmen – die Kirchenaustritte der letzten Jahre sind dafür deutliches Indiz;
  • in einer zunehmend diversen Gesellschaft mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen oder gänzlich religionslosen Hintergründen, nimmt der Tod eine andere Rolle ein und die Menschen suchen nach anderen Formen der Bestattung und Erinnerung.

 

Das Friedfeld auf dem Friedhof Berkersheim; Foto: D.Walz

Friedfeld wie Friedwald (und Rasengrab) kennzeichnen ebenfalls den Trend, den Aufwand für die Grabpflege möglichst gering zu halten, wenn es keine Hinterbliebenen gibt oder diese weit entfernt wohnen. Stattdessen kann die Grabstelle auch in einem gärtnerbetreuten Urnenwahlgrab für die Dauer von 25 Jahren durch eine Friedhofsgärtnerei betreut werden. Für die Dauergrabpflege wird ein einmaliger Betrag von etwa 2500 bis 3800 € (Einzel- bis Familien-Urnenwahlgrab) fällig, womit für die gesamte Zeitdauer die professionelle, gärtnerische Pflege der Grabstelle gewährleistet ist.  Überwacht werden die gärtnerischen Leistungen auf einer Gemeinschaftsanlage durch die Genossenschaft der Friedhofsgärtner. Damit kann schon zu Lebzeiten die Versorgung des eigenen Grabes auf dem Friedfeld geregelt werden. Die Kosten für Einäscherung, Begräbnis und übrige städtische Gebühren (wie die Grabpacht) sind – weil nicht Teil der Grabpflege – nicht mit eingerechnet.

Das Friedfeld auf dem Friedhof Niedererlenbach; Foto: D.Walz

Nicht auf allen Friedhöfen der Stadt finden sich Friedfelder. In aller Regel geht die Einrichtung eines solchen Gemeinschaftsgrabfeldes auf private Initiative zurück. Es sind oft Einzelpersonen, Vereine oder Kirchengemeinden, die, meist mit aktiver Unterstützung der Ortsbeiräte, beim Magistrat der Stadt Frankfurt die Ausweisung einer zusätzlichen Fläche für ein Friedfeld beantragen.
Dieser Prozess von der Ausweisung, über die Planung durch einen Architekten, die Vertragsunterzeichnung mit der Genossenschaft der Friedhofsgärtner bis zum Kartografieren durch das Vermessungsamt kann erfahrungsgemäß bis zu zwei Jahren dauern.

Links:
sehr lesens- bzw. hörenswert:
Sendung des Deutschlandfunks

Frankfurter Neue Presse

Genossenschaft der Friedhofsgärtner

Friedhofsgärtnerei Gert Schirmer

bisherige Beiträge unseres Magazins:
16.November 2022 und 02.November 2022

 

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