Inzwischen kann langsam ein Friedhof mit Grabsteinen von Bankfilialen in Frankfurts Norden errichtet werden. Die Liste der Schließungen wird immer länger:
- 1978 Niederursel-„Kleines Zentrum“: die Filiale der Bank für Gemeinwirtschaft wurde geschlossen
- 2008 Die Filiale der Frankfurter Sparkasse in Harheim
- 2015 Die Filiale der Frankfurter Volksbank in Harheim
- 2017 Die Filiale der Sparkasse in Kalbach
- 2018 Der letzte verbliebene Bankautomat im Postbank-Lädchen in Harheim wird abgebaut
- 2022 Die Volksbank Filiale in Nieder-Erlenbach
- 2022 Die Filiale der Frankfurter Sparkasse in Nieder-Erlenbach
- 2021 Die Sparda-Bank schließt ihre Filiale am Weißen Stein
- Weitere geplante Schließungen der Frankfurter Sparkasse:
- Nordend (2024)
- Ginnheim (2024)
- Heddernheim (2022)
- Praunheim (2024)
- Sossenheim (2023)
- Nied (2022)
- Sindlingen (2023)
- Nieder-Eschbach (2024)
Auch wenn die Gründe für diese Schließungen vielfältig sind, so haben doch die vielen Formen des Online-Bankings über Computer und Smartphones deutlich dazu beigetragen. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess noch mal deutlich beschleunigt.
Interventionen von Ortsbeiräten oder Unterschriftenaktionen haben bisher den Prozess auch nicht aufhalten können.
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Am stärksten leiden darunter Menschen die den Umgang mit Computern und Smartphones nicht beherrschen oder ihn sogar ablehnen. Die nachwachsenden Generationen waren oft noch nie in einer Bankfiliale, kennen auch Formulare wie Einzahlungsscheine, Schecks und Überweisungen nicht. Ganz schlecht für Zeiten, in denen die Technik mal ausfällt oder einfach nicht zur Verfügung steht.
Persönliche Bindungen zu Bankmitarbeitern und Vertrauen zu einem Kreditinstitut werden daher kaum mehr aufgebaut. So reduziert sich die Wahl der Bankverbindung auf Konditionen oder Eintrittshürden bei der Kontoanmeldung in einer App. In dieser Art von Wettbewerb haben ausländische Anbieter in der Regel die Nase vorn. Nicht umsonst ist die holländische ING (-Diba) inzwischen unter den 8 größten Banken in Deutschland. Vor 20 Jahren hatte sie noch die Bedeutung und Bekanntheit einer kleinen Volksbank.
Auch das Argument, „heute kann man sein Geld doch bei jedem Discounter abheben“, greift zu kurz. Immer mehr Kunden zahlen dort inzwischen mit Karte und die Bargeldbestände sinken entsprechend. Außerdem ist da bei 200 Euro spätestens Schluss.
So mancher Enkeltrick oder Schockanruf flog durch die gute Beziehung zwischen Bankmitarbeitern und Kunden auf und das Geld der Kundschaft konnte gerettet werden.
Jede Filiale, die in unseren Stadtteilen schließt, hinterlässt ein Loch, das kaum mehr zu kompensieren ist. Auch andere Firmen wandern ab und gute alte Bausubstanz verfällt, weil nicht mehr das Geld verdient wird, um sie zu erhalten. Die Randbezirke Frankfurts verwandeln sich langsam zu reinen Schlafstätten. Noch gibt es kaum Konzepte, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Selbst um den Niedergang der Zeil aufzuhalten, sucht man derzeit nach guten Ideen.
Allerdings einen Vorteil hat das Ganze: Auch der Beruf des Bankräubers wird immer unattraktiver und verlagert sich zunehmend in die digitale Welt.