Ein schwerer Mountainbike-Sturz, ein Unfall auf der Autobahn, ein Schlaganfall, ein Notfall eines Touristen ohne Ortskenntnis – in allen Fällen muss Hilfe schnell herbei, aber in all diesen Fällen kann es schwer bis unmöglich sein, den eigenen Standort zu bestimmen und beim Notruf anzugeben.
Tatsächlich ist das auch in Frankfurt kein seltenes und kein geringes Problem. Mit der AML-Technologie, die die Frankfurter Feuerwehr als eine der ersten in Deutschland einsetzt, soll sich diese Situation deutlich bessern. AML steht dabei für Advanced Mobile Location und ermöglicht Leitstellen eine genaue und verlässliche Geolokalisierung von Anrufern. Um die Technologie zügig einsetzen zu können, haben IT-Spezialisten der Feuerwehr kurzerhand eine eigene Software für ihre Leitstelle geschrieben. “Im Notfall zählt jede Sekunde. Wir gehen davon aus, dass wir mit AML vielen Menschen in Not deutlich schneller helfen können”, erläutert Karl-Heinz Frank, Direktor der Branddirektion, die auch den Rettungsdienst steuert.
Während Leitstellen bisher für die Ortung bestenfalls auf die recht grobe Information von Funkmasten zurückgreifen konnten, erhalten sie mit AML bei einem Anruf mit dem Smartphone automatisch auf wenige Meter genaue Standort-Daten des Anrufers. AML ist keine App sondern bereits in das Betriebssystem vieler Handys integriert. Die Schnittstelle sorgt dafür, dass automatisch GPS und WLAN aktiviert werden und der Aufenthaltsort innerhalb von rund 20 Sekunden übermittelt wird. Die Daten gehen an einen für ganz Deutschland zentralen AML-Endpunkt-Server, von dem die zuständige Leitstelle die Daten der Notrufe in ihrer Region abrufen kann. Die Information wird nach einem begrenzten Zeitraum automatisch gelöscht.
Auch der Datenschutzbeauftragte der Stadt Frankfurt wurde in die Planungen einbezogen. Sein Urteil, genau wie das der Datenschutzaufsichtsbehörden, die AML stellvertretend für die Bundesländer geprüft hatten: Der Einsatz von AML im Rettungsdiensteinsatz ist datenschutzrechtlich zulässig. Die verbesserte Geolokalisierung von Notrufen ist Bestandteil einer EU-Richtlinie, die im nächsten Jahr für alle Länder verpflichtend wird. Unter anderem in Schweden, Estland und Belgien ist die Technik schon seit einiger Zeit flächendeckend im Einsatz und hat bereits etliche Menschenleben gerettet. “Unsere Feuerwehrkräfte sind technisch sehr versiert und haben bei allen Brandschutzthemen eine gewisse Vorreiterstellung. Nach dem erfolgten ‘Go’ der Datenschützer werden wir jetzt mit AML eine wertvolle Ergänzung einsetzen, um Menschen in Frankfurt vielleicht in dem einen oder anderen Fall noch schneller helfen zu können”, erklärt Feuerwehr-Dezernent Markus Frank.
Noch funktioniert Advanced Mobile Location nicht für alle Notrufe, sondern zum jetzigen Zeitpunkt nur für etwa 25 Prozent. Bisher unterstützen nämlich in erster Linie Smartphones mit Android-Betriebssystem die Funktion. AML funktioniert zudem nicht, wenn ein Anrufer den Notruf 112 wählt, aber das Netz seines Mobilfunkbetreibers gerade nicht verfügbar ist. Dann ist nur der Sprachanruf möglich, aber keine weitere Datenübertragung. Und von einem älteren Handy, das kein Smartphone ist, werden auch keine GPS-Daten übertragen.
Die Frankfurter Feuerwehr ist aber sicher, dass AML schon jetzt in vielen Fällen und in der Zukunft noch viel häufiger einen entscheidenden Unterschied machen wird. Apple will die Schnittstelle in den kommenden Monaten in ihrem iOS-Betriebssystem implementieren, immer mehr Smartphones lösen herkömmliche Geräte ab. Schon am Tag nach Inbetriebnahme in Frankfurt konnte einem in Not geratenen Mann geholfen werden, der keine Angaben zu seinem Aufenthalt machen konnte. Mit den automatisch gesendeten Informationen waren die Rettungskräfte wenige Minuten nach seinem Notruf vor Ort.
Informationen & Foto: Feuerwehr Frankfurt