Gibt es bald noch mehr wichtige Medikamente mit Wirkstoffen aus der Natur? Viele Wirkstoffe wie Antibiotika, Medikamente bei Autoimmunerkrankungen oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Diese produzieren oft ganze Stoffgemische, deren natürliche Funktion bisher kaum bekannt ist. Auf der Suche nach natürlichen Vorbildern für neue Arzneistoffe haben Biotechnologen und Bioinformatiker der Goethe-Universität nun zusammen die Stoffgemische verwandter Bakterienarten untersucht.
„Wir vermuten, dass die Produktion von Naturstoffen für das Leben von Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen wichtige Funktionen besitzen. Wenn wir diese verstehen würden, gelänge es vermutlich häufiger, eine verwandte Anwendung für diese Substanzen zu finden. So käme man auch zu neuartigen Medikamenten“, erläutert Prof. Helge Bode, Merck Stiftungsprofessur für Molekulare Biotechnologie an der Goethe-Universität, den Forschungsansatz.
Die Gruppe von Bode untersucht schon seit einigen Jahren die Funktion von Bakterien, die sowohl im Darm von Fadenwürmern leben als auch zusammen mit diesen Insektenlarven befallen und töten können. Die Bakterien müssen also in der Lage sein, verschiedene höhere Lebewesen zu unterscheiden: Mit bestimmten Naturstoffen fördern sie das Wachstum der Fadenwürmer, mit denen sie zusammenleben, und mit anderen töten sie Insekten.
Um zu verstehen, wie diese Fähigkeiten im Laufe der Evolution entstanden sind, hat Bode mit der Gruppe von Prof. Ingo Ebersberger, Bioinformatiker an der Goethe-Universität, zusammen gearbeitet. Er hat die bakteriellen Genome von 30 Bakterienarten analysiert. Dank der Kombination bio-informatischer Methoden mit modernster chemischer Analytik konnten die beiden Gruppen schneller neue Naturstoffe der untersuchten Bakteriengattungen identifizieren. „Diese in ihrer Bedeutung im Detail zu verstehen, ist jedoch noch ein Stück Arbeit“, erklärt Prof. Helge Bode. Dieser Aufgabe wird er sich mit seiner Gruppe in den nächsten Jahren widmen.
Führung im Wissenschaftsgarten
Hier noch eine interessante Nachricht für alle, die großes Interesse an Botanik und Wissenschaft “zum Anfassen” haben: Im Wissenschaftsgarten des Uni-Campus findet am Freitag eine Führung zum Thema „Sporen, Samen und Früchte – Vielfalt der Vermehrung im Pflanzenreich“ statt.
Mit dem Ende der Vegetationsperiode markiert der Herbst für viele Pflanzen die Zeit, in der Früchte reif werden, Samen entlassen werden oder Sporen freigesetzt werden. Solche Verbreitungseinheiten haben sich in ihrer Entwicklungsgeschichte auf eine Vielzahl von Medien, wie Wind, Wasser oder Tiere spezialisiert. Auf der Führung, die der Biologe Dr. Ralph Mangelsdorff leiten wird, werden von bekannten Pflanzenarten, wie z. B. verschiedenen Wildobstsorten und weniger bekannten Pflanzenarten, wie den Wasserfarnen, Entstehung und Verbreitung von solchen Verbreitungseinheiten vorgestellt.
Führung im Wissenschaftsgarten am 20.10.2017, 16.00-17.00 Uhr, Treffpunkt am Eingang Wissenschaftsgarten, Altenhöferallee 1f, Campus Riedberg.
Informationen und Foto: Pressestelle Goethe-Universität
Symbolischer Hintergrund: Fotolia
Bildtext: Wachstum ausgewählter Bakterien der Gattungen Xenorhabdus (links und mitte) und Photorhabdus (rechts) in Form von Kolonien auf Agarplatten. Die unterschiedliche Pigmentierung weist bereits direkt auf die Produktion verschiedener Naturstoff-Pigmente hin. Fotos: AK Bode