Mit Frauenpower zu einer grüneren Welt

Riedbergplatz - graue Mauern mit Graffiti

Wer kennt sie nicht, die schönen Rittersagen, wenn wackere Helden und Heldinnen für ihre Liebsten einen Platz zum Überleben in einer grauen Welt bzw. einer Welt des Grauens erkämpfen. Aber auch in unserer Zeit gibt es immer wieder Wunder, wenn Menschen mit einem Gespür für zukunftsweisende Entwicklungen das Zepter in die Hand nehmen und ihre Truppen motivieren und in Stellung bringen.

Doch beginnen wir mit dem Start der Geschichte. Im Jahre 2005 wurde im Ostend auf dem ehemaligen Gelände des Landwirtschaftlichen Vereins, (welches früher als Pferdemarkt genutzt wurde) der Paul-Arnsberg-Platz eingeweiht. Eine dreiviertel Million Euro waren dort investiert worden. Auf 3.000 qm waren 16 Trompetenbäume verteilt, der Rest mit Pflastersteinen versiegelt. Bürger und Verwaltung erhofften sich die Etablierung eines Wochenmarktes an dieser Stelle.

Doch bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung 2005 wurde er mangels Kundeninteresse wieder eingestellt. Das Gebiet war noch mitten in der Entwicklung. Vor allem die Großbaustelle der EZB und die passierenden Lastwagen trugen nicht zu einer gemütlichen Stimmung bei.

Dass der Markt nicht so angenommen wird, liegt aber vielleicht auch daran, dass nach der Fertigstellung des Quartiers viele Geschäfte – von einer Aldi-Filiale über ein türkisches Lebensmittelgeschäft bis hin zu einem Supermarkt – angesiedelt wurden.

Zehn Jahre später, am 12.06.2015 startete mutig der zweite Wochenmarkt mit 13 Ständen. Bereits ein gutes Jahr später waren es nur noch drei. Immer noch zu wenig Kunden, die dort auf dem Wochenmarkt auf dem Paul-Arnsberg-Platz einkauften. Ob der Niedergang daran lag, dass der Platz so öde, ist oder daran, dass er so versteckt liegt, weiß man nicht. Jedenfalls zerplatzte hier erneut ein Traum.

Im Jahre 2014 gründete sich dann im Ostend der Verein „Lebenswertes Ostend“. Eines der Kernthemen wurde 2017 die Belebung des Paul-Arnsberg-Platzes. Nachbarn und Interessierte entwickelten Nutzungsperspektiven und Ideen für mehr Aufenthaltsqualität. Die Leitung der Paul-Arnsberg-Platz-Initiative (PAPI) lag in den Händen von Gudrun Schmidt, einer ehemaligen Finanzexpertin und Fachbereichsleiterin bei Verdi Hessen.

Die Initiative nahm sich des Platzes an und sorgte zunächst dafür, dass die Bäume auf dem Platz genügend Wasser bekamen. Die angepflanzten Trompetenbäume waren für so einen Platz eigentlich nicht geeignet gewesen. Im Sommer heizt sich der Platz so sehr auf, dass man darauf ein Spiegelei braten konnte (ähnlich wie am Riedbergplatz). Im Winter war es dort zu kalt. Eigentlich konnte man sich dort nie wohlfühlen.

Und die Bürgerinitiative ließ nicht locker. Durch regelmäßige Veranstaltungen auf dem Platz wurde das Interesse an einer Verbesserung lebendig gehalten. 2019 besuchten die Mitglieder der PAPI einen VHS-Kurs von Hanne Münster-Voswinkel, eine pensionierte Stadtplanerin. Der Kurs war dank einer Spende der NASPA für die Teilnehmer kostenfrei. Die Teilnehmer wurden über die Wege durch die politischen Instanzen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Ämtern informiert. Das erleichterte die Kooperation mit den Ämtern der Stadt erheblich.

2023 war es dann so weit. Dank des Einsatzes von Frau Schmidt und ihren Mitstreitern wurde die Hälfte der Fläche des Platzes nun entsiegelt und begrünt.

Eine ähnliche Entwicklung hat der Riedbergplatz genommen

Der Neubau des Riedbergplatzes 2013 hatte damals 1,5 Mio. Euro gekostet, doppelt so viel wie der Paul-Arnsberg-Platz.

Schon 2018 sollte auf Initiative des Ortsbeirats (12) die Betonmauern auf dem Riedbergplatz mit Graffiti verschönert werden. Bereits Jahre zuvor wurden die Betonmauern um den Riedbergplatz vom Magistrat als Flächen für legale Graffiti ausgewiesen.

Zur Umsetzung dieses Projektes hat der Ortsbeirat den Kinderbeauftragten des Stadtteils, Ronald Bieber, damit beauftragt, ein Konzept zur künstlerischen Neugestaltung des Platzes zu entwerfen. Dieses sollte dann in Zusammenarbeit mit den Schulen des Ortsbezirks sowie dem Jugendhaus Riedberg umgesetzt werden. Grünes Licht für das Projekt gab es auch vom Amt für Straßenbau und Erschließung, das bereits den Graffiti-Schutz von den Wänden entfernt hatte, sodass die Fläche fortan „jeglichen Projekten zur Verfügung stand“.

2019 setzte sich der Ortsbeirat wie schon seit zehn Jahren für eine Entsiegelung des Platzes ein. Im selben Jahr gründete sich die Klimaschutz-Initiative Riedberg unter Frau Mirel und gemeinsam mit dem Ortsbeirat fanden gemeinsame Gespräche mit dem Grünflächenamt statt. Allerdings musste der Architekt des Platzes aufgrund des Urheberrechtes bei der Umgestaltung eingebunden werden.

2021 fanden die ersten Ortstermine statt. Die Zeitungen berichteten ausführlich. Im Sommer hatten Geografie-Studierende der Goethe-Universität Höchsttemperaturen von 69,7 Grad Celsius auf dem Riedbergplatz gemessen. Beim Grünflächenamt und bei der Managementgesellschaft für Hafen und Markt hatte die Klimaschutz-Initiative einen ersten Entwurf eingereicht. Die Wochenmarkt-Organisatoren waren mit dem Entwurf einverstanden. Auch die Gespräche mit den Architekten waren konstruktiv. Alle Parteien im Ortsbeirat (12) standen hinter den Plänen.

Ende 2021 war es dann so weit. Vertreter des Grünflächenamtes stellten die neuen Umgestaltungspläne im Ortsbeirat vor. Die Ortsbeiräte waren begeistert. Insgesamt wolle man rund 1000 Quadratmeter Fläche entsiegeln. Es wurden Kosten von 1,3 Mio. Euro veranschlagt. Die Arbeiten hätten Ende 2022 beginnen können.

Anfang 2022 kam das Thema bei den Gastronomen am Riedbergplatz an. Prompt wurde Veto eingelegt und die Pläne mussten noch einmal überprüft werden.

Doch nun nach der Umgestaltung des Paul-Arnsberg-Platzes soll die Umgestaltung des Riedbergplatzes (noch dieses Jahr) in Angriff genommen werden. Dank dem Gespann Ina Mirel (Klimaschutz-Initiative Riedberg) und Ulrike Neißner (Ortsbeirat 12) und ihren Mannschaften und ihrer Ansprechpartnerin im Grünflächenamt Frau Heike Appel!

Nachrichtlich (16.08.23 12:00 Uhr): „Die Bau- und Finanzierungsvorlage musste grundsätzlich überarbeitet werden“ (O-Ton Rosemarie Heilig), daher wird der Spatenstich erst im nächsten Jahr stattfinden.


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