Es ist ein besonderer Mann mit einem besonderen Thema: Majer Szanckower wurde in einem Displaced Persons Camp geboren, einem Camp für Überlebende des Holocaust, zog als Kind in die Frankfurter Waldschmidtstraße und kann wie kaum ein anderer über das jüdische Leben in Frankfurt nach der Schoah berichten. Der Mann, der heute die jüdischen Friedhöfe Frankfurts verwaltet, führt regelmäßig in Stadtspaziergängen an Orte seiner Jugend und erzählt seine Familiengeschichte. Am Mittwoch wird er zu einem Gesprächsabend an den Riedberg kommen, auf Einladung der Initiative „Riedberg ökumenisch“.
Jüdisches Leben in Frankfurt heute – Vortrag und Gespräch mit dem Zeitzeugen Majer Szanckower am 4. September um 19.30 Uhr in der Evangelischen Kirche/ Riedbergallee. Der Eintritt ist frei.
Die Bande zwischen Majer Szanckower und dem Riedberg wurden bei einem ungewöhnlichen Ereignis geknüpft. Franz Biebl von der Josua-Gemeinde, auch Leiter des Stadtteilarbeitskreises, hatte ihn bei einem „Trauer-Slam“ kennen gelernt, den wiederum Sascha Vogel, Wissenschaftler und Mitglied des Ortsbeirats Kalbach-Riedberg, organisiert hatte. Es ging an diesem Abend darum, fiktive Reden auf große Persönlichkeiten zu halten. „Ich habe eine Grabrede für Leonard Cohen gehalten und daraufhin hat mich der Friedhofsverwalter angesprochen, weil auch er ein großer Fan von Leonard Cohen ist.“
Was mit dem unvergessenen kanadischen Schriftsteller und Singer-Songwriter begann, findet am Mittwoch am Riedberg eine Fortsetzung. „Wir haben verabredet, dass er im Rahmen unserer ökumenischen Abende einen Vortrag hält, beziehungsweise aus seinem Leben berichtet“, erläutert Biebl. Das Thema „Jüdisches Leben in Frankfurt heute“ ist bewusst so offen gesetzt. Majer Szanckower kann vom Leben in den Jahren nach 1945 als Jude in Deutschland bis zum wieder aufkeimenden Antisemitismus in der Gegenwart seine ganz persönlichen Schwerpunkte setzen.
„Riedberg ökumenisch“, ein Zusammenschluss der Evangelischen Riedberggemeinde, der Katholischen Kirche St. Edith Stein und der Josua-Gemeinde, laden zu Vortrag und dem gemeinsamen Gespräch.
Foto: Veranstalter