Wir sind schon wieder in einer Hitzewelle. In einigen Regionen werden in den kommenden Tagen Temperaturen wieder bis zu 40 Grad erwartet. Diese extreme Hitze und andauernde Hitzeperioden haben einen bedeutenden Einfluss auf die Sterblichkeit besonders der älteren Bevölkerung.
Forscher haben die Sterblichkeit in Deutschland im Zeitraum 2018-2020 analysiert. Danach ist es zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraumes im Jahr 1992 in drei aufeinanderfolgenden Jahren zu einer Übersterblichkeit (eine erhöhte Sterberate im Vergleich zu statistischen Erwartungswerten) gekommen.
Die Forscher ermittelten, dass die ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen von 2018 bis 2020 in allen 3 Jahren zu einer statistisch signifikanten Anzahl von Sterbefällen geführt haben. So gab es etwa 8.700 hitzebedingte Sterbefälle im Jahr 2018, rund 6.900 im Jahr 2019 und etwa 3.700 im Jahre 2020. Das sind in diesem Zeitraum fast 20.000 Hitzetote in Deutschland.
Wie bereits vermutet, war die Altersgruppe der Über-84-jährigen Personen am stärksten von einer Sterblichkeit bei Hitze betroffen. Für ältere Mitbürger und Personen mit chronischen Vorerkrankungen besteht bei hohen Temperaturen die Gefahr von Stürzen, Austrocknung, Verwirrtheit und Kreislaufkollaps oder Kreislaufstillstand.
Besonders gefährdet sind Menschen, die eine Vielzahl an Medikamenten einnehmen. Hier kann nach ärztlicher Rücksprache eine Reduktion der Dosis von bestimmten Medikamenten nützlich sein. Es gibt aber auch ganz einfache Maßnahmen, die älteren Menschen helfen, Hitzeperioden gut zu überstehen, egal ob im Heim oder zu Hause:
- Jalousien/Vorhänge in allen Zimmern,
- Ventilatoren in Zimmern/Fluren/Aufenthaltsräumen,
- Taschenventilatoren für Luftstrom ins Gesicht,
- Essen umstellen (etwa Kaltschale statt Suppe),
- Ausreichend Trinken (ca. 1,5 Liter pro Tag, Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, Schorle),
- Luftige Bekleidung,
- Dünnere Bettdecke,
- Haut mit feuchtem Waschlappen kühlen (etwa an der Stirn),
- Direkte Sonne meiden, draußen an Sonnenschutz und Kopfbedeckung denken.
Ein Flüssigkeitsmangel endet bei Senioren sehr häufig in der Klinik mit einer Sterbewahrscheinlichkeit von bis zu 50 % – aber eine rechtzeitige Diagnose ist schwierig. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass Flüssigkeitsmangel weiterhin zu den 10 häufigsten Gründen für eine Krankenhauseinweisung bei alten Menschen zählt.
Die Ursachen für Flüssigkeitsmangel sind vielfältig. Aufgrund der geänderten Körperzusammensetzung haben bei alten Menschen kleinere Flüssigkeitsdefizite eine wesentlich größere Auswirkung als beim jungen Menschen. Menschen reagieren umso empfindlicher auf einen Wasserverlust, je niedriger ihr Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße (Body Mass Index) ist. Dies gilt umso mehr für alte Menschen, deren Wasseranteil, bedingt durch den im Alter erhöhten Fettanteil, nochmals geringer ist.
Bereits ein leichter Wasserverlust von 1 % bis 3 % führt zu einer Steigerung des Durstgefühls sowie einer Verminderung der Speichel- und der Harnproduktion. Bei einem Verlust von 4 % bis 6 % reduzieren sich unter anderem die geistigen Fähigkeiten um ca. 20 %, und es treten Symptome wie Müdigkeit und Übelkeit auf. Ein langsamer Flüssigkeitsverlust von über 20 % ist tödlich, bei rascher Entwicklung ist bereits ein Verlust von 15 % lebensbedrohlich.
Ältere Menschen leiden oft an einer Trinkschwäche. Während der Anteil bei über-65-Jährigen noch bei 14 % liegt, ist der Anteil bei den über-85-Jährigen bereits bei 27 %. Sie trinken täglich weniger als 1 Liter Flüssigkeit. Auch nehmen rund 70 % der alten Menschen mindestens ein Diuretikum zu sich, das die Harnausscheidung fördert.
Gefördert wird die Trinkschwäche unter anderem durch Demenz-Erkrankungen und auch durch die Angst vor Inkontinenz oder vor nächtlichen Toilettengängen. Darüber hinaus nimmt das Durstgefühl im Alter ab.
Das Ziel der Flüssigkeitsaufnahme beim älteren Menschen ist leicht mit 30 ml/kg Körpergewicht zu kalkulieren. Hierbei sind die Getränke und auch die in der Nahrung enthaltene Flüssigkeit zu berücksichtigen. Ein 60-Kilogramm schwerer Mensch benötigt demzufolge 1,8 Liter am Tag.