Am 26.09.2023 wurde im Rathaus Oberursel-Bommersheim die aktuellen Pläne der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Amprion zusammen mit dem Verteilnetzbetreiber Syna vorgestellt.
Um die Lastentwicklung von Strom für die Zukunft zu sichern, planen die Übertragungsnetzbetreiber ein neues Umspannwerk in Oberursel-Bommersheim in einer Größe von bis zu 20 Hektar. Es soll südöstlich des bereits bestehenden Umspannwerks (Fläche von circa 1,7 Hektar) errichtet werden und bis zu 10-mal so groß werden (Fläche von 10 bis 20 Hektar). Der genaue Standort für dieses zusätzliche Umspannwerk ist allerdings noch offen.
Die Informationsveranstaltung war der Auftakt für die Politiker sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Jetzt wird die Öffentlichkeit über das Projekt informiert. Die relevanten Powerpoint-Folien und Hintergrundinformationen können unter folgendem Link aufgerufen werden: (Link)
Offen ist derzeit auch noch, welche Einflussmöglichkeiten auf das Projekt seitens der Stadt-Oberursel bestehen, wenn sie von übergeordneten Behörden wie beim Regionalen Flächennutzungsplan an Planungen beteiligt oder im Rahmen der Genehmigungsplanung wie beim Bundesimmissionsschutzgesetz zur Stellungnahme aufgefordert wird, so der Bericht der Bürgermeisterin Frau Antje Runge.
Da die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft mehr Strom benötigt, und dieser nicht vor Ort ausreichen produziert werden kann, ist das Rhein-Main-Gebiet auf Importe aus dem Norden, oder bei Engpässen auf Importe von den europäischen Verbundpartnern angewiesen.
Bei den Bommersheimer Landwirten gingen alle Signale auf Alarmstellung. Sofort wurde vor dem Rathaus mit Traktoren gegen die Pläne protestiert. Folgende Argumente wurden in Stellung gebracht:
- Für die Errichtung werden geschätzt 20 bis 50 Hektar bester Lößboden für den Bau an sich und für Ausgleichsmaßnahmen benötigt, um das Werk zu errichten. Dadurch geht wertvollstes Ackerland zur Versorgung der Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet verloren.
- Je nachdem, welchen Anteil seiner Äcker ein Landwirt abgeben muss, kann das für ihn existenzbedrohlich werden. Gehört ihm das Land, enthält er wenigstens noch einen Ankaufspreis. Hat er das Land dagegen nur gepachtet, geht er hier leer aus.
- Das Sankt-Florians-Prinzip greift auch: Die Betroffenen wünschen sich eine Errichtung des Umspannwerks eher auf Frankfurter Gebiet oder in anderen Gemeinden.
- Die Versiegelung der Flächen rund um Frankfurt wird die Überhitzung der Stadt an sonnigen Tagen eher beflügeln. Die Auswirkungen auf die Grundwasserbildung müsste auch geprüft werden.
- Felder, die von Vögeln, Insekten und anderen Tieren noch genutzt werden, stehen dann nicht mehr zur Verfügung. Die Artenvielfalt im Rhein-Main-Gebiet könnte darunter leiden. Auch Lärm und Beleuchtung könnten für die Tiere zum Problem werden.
- Bei einer so großen zusammenhängenden Fläche, die für die Bevölkerung wegen Stromschlaggefahr gesperrt werden muss, steht den Erholungssuchenden dann nicht mehr zur Verfügung.
Eine spannende Frage der Güterabwägung. Aber der Prozess hat gerade erst begonnen. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung müssen sich mit den Details erst mal vertraut machen. Dann geht es in weitere Beteiligungsformate, zunächst mit den Eigentümern und Pächtern der Flächen, später dann in eine weitere, öffentliche Bürgerbeteiligung, so die Rathauschefin.