Im Januar 2023 tritt eine neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Kraft. Die Bundesrechtsverordnung befasst sich mit der Verwertung von Bioabfällen auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Böden. Die Bioabfallverordnung zielt in 14 Paragrafen auf die ordnungsgemäße Untersuchung, Behandlung und Verwertung von Bioabfällen und Gemischen. Sie richtet sich an Entsorgungsträger, Erzeuger, Besitzer, Behandler und Hersteller für Bioabfälle und Gemische.
Keine Anwendungspflicht und Ausnahmen gibt es für Haus-, Nutz- und Kleingärten. Die neue Bioabfallverordnung, gestattet zwar im Prinzip biologisch abbaubare Kunststoffe wie zum Beispiel verrottbare Plastiktüten in der Biotonne. Das setzt aber das Einverständnis des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers, also der Stadt Frankfurt, voraus. Frankfurt hat jedoch seit 2021 per Satzung klar festgelegt, dass biologisch abbaubare Kunststoffsammelbeutel nicht in der Biotonne entsorgt werden dürfen.
Hintergrund: Die Rhein-Main-Biokompostanlage, eine Tochtergesellschaft der FES kompostiert seit 1999 alle privaten und gewerblichen Bioabfälle. Die Kompostierung erfolgt in 18 Rottetunneln bei Temperaturen von 57 Grad. Innerhalb von 10 Tagen entsteht so aus dem Ausgangsmaterial hochwertiger Kompost und Biogas. In den 3 Blockheizkraftwerken wird das Gas dann in Energie und Wärme umgewandelt.
Laut Euro-Norm jedoch müssen „kompostierbare“ Plastiktüten sich erst nach 12 Wochen zersetzt haben. Aber nur zu mindestens 90 %. Und in Stückchen, die kleiner als 2 Millimeter sind. Nach 6 Monaten müssen 90 % der Tüte komplett verschwunden sein. In den 10 Tagen im Rottetunnel haben sich die kompostierbaren Plastiktüten noch bei Weitem nicht zersetzt.
Nun zeigen verschiedene deutsche Studien, dass Mikroplastik nicht nur im Meer, sondern auch an Land ein unterschätztes Problem ist – etwa in Dünger aus Biomüll. So fanden Forscher der Universität Bayreuth in Dünger aus Gärresten pro Kilogramm bis zu 900 Stücke Kunststoff, jeweils zwischen 1 mm und 5 mm groß. In einer Anlage, die vor allem Grünschnitt und Bioabfälle aus Haushalten verarbeitet, fanden die Forscher 146 Stücke Mikroplastik pro Kilo unfertigen Düngers.
In Abfällen aus privaten Haushalten fanden die Forscher viel Polystyrol und Polyethylen – Materialien, die oft für Verpackungen von Lebensmitteln und anderen Waren verwendet werden. Oft sieht man den Partikeln an, dass sie von Tüten, Beuteln und anderen Behältern stammen, die dann durch falsche Entsorgung in Biotonnen landeten. Geschätzte 80 % der Mikroplastik-Verschmutzung im Ozean kommen vom Land.
Wenn Kunststoffe in Böden oder Gewässer gelangen, können sie in den wenigsten Fällen von Mikroorganismen abgebaut werden – sie bleiben einfach erhalten. Regenwürmer tragen Mikroplastik von der Oberfläche in die Böden hinein. Kaum dem Sonnenlicht und dem Sauerstoff der Luft ausgesetzt, können Kunststoffe dort mehr als 100 Jahre überdauern, berichten andere Forscher.
Und winzigste Plastikteile, die kleiner sind als ein tausendstel Millimeter, haben spezielle Effekte, wenn sie mit der Nahrung aufgenommen werden: Untersuchungen zufolge können sie bei Körperzellen Entzündungen, Veränderungen der Membran-Durchlässigkeit und Stress durch Sauerstoffradikale auslösen.
Der Ortsbeirat (13) Nieder-Erlenbach hatte vor einiger Zeit das Umweltdezernat auf diese Problematik hingewiesen. Nach Auffassung des Magistrats sei der spezifische Schadstoffeintrag durch die Plastikteile bei einer Untersuchung nicht nachweisbar. Von daher sind die Bürger Frankfurts derzeit selbst in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass möglichst keine Teile in den Biomüll wandern, die da nicht hingehören.
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