Der Zukunftsplan: dritte Grundschule, mehr Container und mehr Kitas

Es ist 19 Uhr am Freitagabend und die Aula der Grundschule Riedberg ist bis auf den letzten Stuhl besetzt. Vor der geöffneten Trennwand zum Flur stehen Mütter und Väter sogar. Schließlich geht es in der Sitzung des Ortsbeirates um ein Thema, das viele im Stadtteil bewegt: um das Problem der fehlenden Kita-Plätze, überproportional steigenden Schülerzahlen, um mehr Raum für die IGS und einer Marie-Curie-Grundschule, die sprichwörtlich aus allen Nähten platzt. Eine „Gesamtlösung“ hatte das Bildungsdezernat angekündigt. Dezernentin Sylvia Weber (SPD) nimmt sich mehr als drei Stunden Zeit, die Pläne zu erläutern und die kritischen Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Sie begleiten Vertreter von Stadtschulamt, Kita Frankfurt und dem Amt für Bau und Immobilien, die eine teils unkonventionelle Lösung der Platzprobleme bei Bedarf noch präziser erklären.

Mindestens zwei neue Kitas für den Stadtteil

Was sieht der Plan für die Zukunft aus? Tatsache ist: Im Kindergarten-Bereich fehlen rund 100 Plätze – und nicht, wie in anderen Medien berichtet wurde, bis zu 300. Für Besserung soll eine Kita am Kalbacher Stadtpfad sorgen, die ab August startet und 80 Kindern aus Kalbach und Riedberg offenstehen wird. Die Anmeldung ist über das Kindernet Frankfurt seit einigen Wochen möglich.

Im nächsten Jahr wird noch eine zwölfte Kita am Riedberg eröffnen, mit zwei Gruppen für Kinder unter drei Jahren und zwei Gruppen für die älteren Kindergarten-Kinder. Vorgesehen ist außerdem – bei Bedarf – noch eine 13. Kita, für die noch ein Grundstück gesucht wird. Sylvia Weber bilanziert: „Ich denke, wir haben damit eine Lösung im Kita-Bereich gefunden und sind auf einem guten Weg.“

Die dritte Grundschule eröffnet 2019

Erst war es nur ein Gerücht, jetzt ist es offiziell: Der Riedberg bekommt eine dritte Grundschule. Diese ist 2019 als Provisorium am Ende der Hans-Leistikow-Straße geplant, in unmittelbarer Nähe der Marie-Curie-Schule. Die Grundschule wird eine Ganztagsschule bis 17 Uhr. Das Aufstellen der Container ist bereits beantragt. Vorgesehen war das Grundstück bisher für zusätzliche Kleingärten. Das muss vorübergehend warten, was nicht allen anwesenden Bürgern am Freitag gefiel. „Wir dürfen das Gelände für zwei Jahre nutzen“, erklärte die Dezernentin, „Wir sind sehr froh darüber. Es ist unsere einzige Chance, die dritte Grundschule vorgezogen zu eröffnen.“ Ist die IGS wenige hundert Meter weiter ausgezogen, stehen aber deren Holzmodule plus Pausenhof plus Infrastruktur für die dritte Grundschule bereit – und die Kleingärten könnten entstehen.

Die dritte Grundschule soll in erster Linie die angespannte Schulsituation im Norden und Westen des Riedbergs bessern. Aber auch die „erste“ Grundschule Riedberg an der Kalbacher Höhe plagen perspektivisch große Platzprobleme. Die Grundschule ist eigentlich nur für vier Klassen pro Jahrgang gebaut und soll auf fünf Klassen pro Jahrgang erweitert werden. Deshalb wird zum Schuljahr 2019/ 20 eine Pavillonanlage gebraucht. Nun wird geprüft, ob diese bergab an der Ecke Marie-Curie-Straße/ Zur Kalbacher Höhe, also sozusagen hinter dem Lidl-Markt, möglich ist. Es sei nach derzeitigem Erkenntnisstand kein geeignetes Grundstück in unmittelbarer Nähe der Schule vorhanden, wie die Experten betonten.

In der Grundschule Kalbach fehlt aktuell ein Klassenzimmer und mehr Raum für die Beschulung der Kinder von geflüchteten Familien. Dafür sollen nach den Sommerferien Container genutzt werden, die bereits jetzt in der Talstraße vorhanden sind. Zudem sollen 44 weitere ESB-Plätze geschaffen werden.

So werden die Probleme der Marie-Curie-Schule vorerst gelöst

Auf die Marie-Curie-Schule werden ab Sommer voraussichtlich mehr als 600 gehen – statt der rund 500 Schüler, für die sie gebaut worden ist. Tendenz steigend, da die Bauarbeiten in diesem Teil des Riedbergs noch längst nicht beendet sind. Eigentlich sollten schon ab Schuljahresbeginn Holzmodule für vier weitere Klassenzimmer im Pausenhof bereitstehen. Es kam aber zu Verzögerungen bei der Vergabe der Aufträge. Nun sollen diese nach den Herbstferien fertig sein. Und in der Zwischenzeit? Die Antwort auf diese Frage ist durchaus ungewöhnlich: Denn dank der guten Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Riedberg kann man dort für die Nachmittagsbetreuung Stadtteilräume nutzen, in denen bis vor wenigen Monaten noch das Familienzentrum Billabong war. Vorübergehend, wie gesagt. Langfristig soll die Schule wieder auf fünf Klassen pro Jahrgang „schrumpfen“ – durch die neue, dritte Grundschule.

Zugesagt ist inzwischen auch eine zweite Essensausgabe für die Marie-Curie-Schule. Denn derzeit muss zeitversetzt gegessen werden. Das bedeutet dennoch, dass manche Kinder bis zu einer halben Stunde auf ihr Essen warten müssen. Die Küche ist ohnehin viel zu klein. Außerdem soll das wenig appetitliche Thema der verdreckten Toiletten mit einem zweiten Putzen pro Tag zumindest einigermaßen aus der Welt geschafft werden.

Was bedeuten die Pläne für die IGS Kalbach-Riedberg?

Der Neubau gleich neben der U-Bahn-Station Riedberg soll in drei Jahren fertig sein. Bis dahin werden im Provisorium an der Carl-Hermann-Rudloff-Allee weitere Holzmodule für zwei Klassenstufen benötigt, die demnächst aufgestellt werden. Das macht den ohnehin nicht sehr üppigen Pausenhof zu schmalen Streifen. „Wie sollen hier Kinder im Ganztag herumlaufen, springen und Ballspiele machen?“, fragte Direktorin Dr. Susanne Gölitzer kürzlich im Gespräch mit MAINRiedberg. Es gab schon einige Vorschläge von Stadt und Ortsbeirat zum Thema Pausenhof, aber die wohl beste Lösung, die Nutzung der Streuobstwiese hinter der Schule, scheiterte bislang an den Einwänden von Grünflächenamt und BUND. Nun sieht es so aus, als ob ein Teil der Wiese in Form einer „AG Naturbeobachtung“ doch genutzt werden könnte.

Generell mehr Plätze an weiterführenden Schulen sollen die Jahre danach bringen. Dezernentin Weber kündigte an, dass im Bereich Frankfurt Mitte bis Nord 2019 eine weitere IGS und später noch ein Gymnasium eröffnen soll. Damit könnte sich die Lage entspannen – falls die Schülerzahlen nicht schneller als erwartet steigen.

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Fotos: Stadt Frankfurt/ MAINRiedberg/ Archiv

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