Noch wirbelt reichlich Staub und Erde auf, wenn der Wind über das Feld östlich der Altenhöferallee weht. Die kleine Feldhamster-Population, die hier vor einiger Zeit noch hauste, steht dem Neubau der zweiten, großen Sportanlage nicht mehr im Wege. Doch bevor – 2018, wie einige Akteure vermuten – ein erster Spatenstich erfolgt, hat die Diskussion um die Betreuung der neuen Anlage schon begonnen.
Es ist Freitag, kurz nach 21 Uhr. Der Ortsbeirat Kalbach/ Riedberg tagt. Auf der Tagesordnung steht ein Antrag der SPD, dass die „neu zu errichtende Sport- und Freizeitfläche“ mit 400-Meter-Bahn, Weitsprung-, Hochsprung- und Kugelstoß-Anlage, Großspielfeld und Kleinspielfeldern „in die städtische Betreuung“ aufgenommen werden soll. Um den Vereinen, Schulen und Sportbegeisterten vor Ort theoretisch von morgens bis abends Zugang zu bieten. Ob das realistisch ist und von der Stadt gewollt wäre, ist umstritten. Der Antrag wird zurückgestellt, das Thema vertagt. Aber bereits vorher in der Bürgerfragestunde kam es zu einer aufgeregten bis emotionalen Debatte.
Gaby Nagel, die Vorsitzende des 2015 gegründeten Riedberger Sport- und Kulturvereins (RSV), trägt ein Trikot in den Vereinsfarben. Sie steht auf und bittet, auch im Namen der benachbarten TSG Nordwest und des FC Kalbach, “eine Arbeitsgruppe einzusetzen”. Ziel der Arbeitsgruppe soll es sein, dass die neue Anlage letztlich von mehreren Vereinen gemeinschaftlich betreut werden könne. Nagel spricht davon, dass es „eine Anlage für alle“ werden und diese möglichst optimal ausgelastet werden müsse. Ihr Verein hatte vor der Sitzung aber durchaus auch um Unterstützung für eine alleinige Betreuung gebeten. Der RSV hat ein wachsendes Angebot und derzeit noch keine Platzzeiten am Riedberg.
Schon bald danach beginnt die offizielle Sitzung. Bürger aus dem Publikum können dann nicht mehr in die Debatte eingreifen. Deshalb kommt die Replik des älteren, inzwischen 1000 Mitglieder starken SC Riedberg Anfang dieser Woche schriftlich per Mail. Der zweite Vorsitzende Frank Weisske schildert die Sicht des Vorstandes und stellt klar: „Wir waren von Anfang an in allen Workshops der HA Stadtentwicklungsgesellschaft dabei und sprechen grundsätzlich mit allen Beteiligten.“ Bei der Freitags-Debatte fühlte man sich als „größter Verein am Riedberg“ übergangen. Weisske schreibt: „Unverändert ist unser Verein für Gespräche in alle Richtungen offen.“
Schon im Vorfeld hatte es reichlich Schriftverkehr und Telefonate zwischen den Vereinen und Fraktionen des Ortsbeirats gegeben. Man bescheinigt offensichtlich intern auch dem RSV ein „berechtigtes Anliegen“. Allerdings fehle derzeit ein schlüssiges Konzept.
Nur zum besseren Verständnis: Im Normalfall schließt die Stadt einen „Betreuungsvertrag“ für eine Sportanlage mit einem einzigen Verein. Im „Nutzungsvertrag“ wird dann geregelt, wem noch Zugang gewährt wird. Rein städtische Anlagen gibt es nur noch wenige. Allerdings scheint festzustehen: Die neue, zweite Sportanlage am Riedberg mit dem umfangreichen Leichtathletik-Angebot bedarf intensiver Betreuung.
Kein Bedarf an mehr Kunstrasen
Unabhängig davon wurde am Freitag auch über den bestehenden Sportplatz diskutiert. Die SPD wollte erreichen, beziehungsweise den Magistrat bitten, dass der große Rasenplatz im hinteren Teil des Geländes in einen weiteren Kunstrasen-Platz mit zwei Kleinspielfeldern plus Flutlicht umgewandelt wird. Somit könnten die inzwischen 28 Fußballteams des SC Riedberg besser und ganzjährig trainieren. Dabei kam es aber zu der kuriosen Situation, dass SC-Vertreter im Publikum erklärt hatten, dass man das gar nicht wolle. Denn das Rasenfeld sei unabdingbar für die Abteilungen Cricket und Rugby. Das sorgte für reichlich Erstaunen bei den Ortspolitikern. Als die FDP-Fraktion auch noch mit zu erwartenden Kosten von mehreren hunderttausend Euro argumentierte, war klar, dass das Thema Kunstrasen keine Mehrheit findet.
Das Brennpunkt-Thema Sportplätze aber bleibt bestehen. Bleibt abzuwarten, ob bis zur Fertigstellung der Anlage noch mehr Staub aufgewirbelt wird.
(Text: cd)