Im Keller ist ein Eisspeicher, der der Wärmeversorgung dient. Dach und Süd-Fassade sind komplett aus Solarmodulen. In der Tiefgarage stehen Elektrofahrzeuge und E-Fahrräder. Und 200 taschenbuchgroße Batterien sorgen dafür, dass die selbst erzeugte Energie gespeichert und teils auch ins Frankfurter Stromnetz abgegeben werden kann. „Wir haben hier alles umgesetzt und praktisch nutzbar gemacht, was theoretisch möglich ist“, erklärte Dr. Constantin Westphal, Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte, gestern nicht ohne Stolz. Auch Wohnungsbauministerin Priska Hinz kam zur feierlichen Einweihung des EnergieHaus PLUS in der Graf-von-Stauffenberg-Allee. Dabei waren natürlich auch die ersten Mieter, die sich laut Heimstätte als „Wohnpioniere“ fühlen dürfen und weitergeben sollen, „wenn’s noch irgendwo hakt“.
Zugegeben: Hessens Bauministerin war anfangs „etwas skeptisch“, was das Zukunftshaus am Riedberg betrifft. Optisch, wegen des ungewöhnlichen Grundrisses mit fünf Ecken, der das Grundstück maximal ausnutzt. Aber auch, was das Zusammenspiel neuester und teils wenig erprobter Technik anbelangt. Jetzt, so bekennt sie, findet sie das Vorzeigeprojekt „sehr gelungen“. Insbesondere die beeindruckenden Zahlen: Das Gebäude unmittelbar neben der Marie-Curie-Schule verrichtet die Arbeit von fünf Hektar Mischwald, spart also diese Menge Kohlendioxid ein, und wird im Jahresschnitt 40 bis 60 Prozent mehr Strom produzieren, als hier vor Ort verbraucht wird. Stadt, Land, Bund sowie die staatliche Förderbank KfW haben das Pilotprojekt möglich gemacht. Entworfen hat das Mehrfamilienhaus Prof. Manfred Hegger mit seinem Kasseler Büro HHS Planer + Architekten.
Das Zukunftshaus in Zahlen
– Gebaut wurden 17 Zwei- bis Vier-Zimmer- Mietwohnungen mit sozialer Wohnungsbauförderung. Hier ist sozialer, günstiger Wohnraum entstanden – und noch einige Wohnungen sind frei! Weitere Infos unter www.naheimst.de
– Verantwortlich für den Stromertrag sind vor allem die hauseigenen Photovoltaikmodule. Sie sind in das um zehn Grad geneigte Dach und in die Südfassade des Gebäudes integriert und liefern 86.500 Kilowattstunden pro Jahr. Aber nur rund 62.000 Kilowattstunden werden in den 17 Wohnungen verbraucht.
– Der Eisspeicher funktioniert folgendermaßen: Um Wasser von einer Temperatur von 0 Grad zu gefrieren, muss dem Wasser noch eine Wärmemenge entzogen werden, die in etwa der Wärmemenge entspricht, um Wasser von 80 Grad auf 0 Grad herunterzukühlen. Exakt diese Wärme wird ab sofort genutzt. Im Jahresverlauf soll rund ein Viertel der Wärme für das gesamte Haus aus dem Eisspeicher kommen. Den Rest übernehmen Solar-Luft-Kollektoren.
– 5,1 Millionen Euro, rund 30 Prozent mehr als herkömmliche Niedrigenergie-Bauten, hat das Pilotprojekt gekostet. Die Nassauische Heimstätte, die rund 60.000 Wohnungen in 140 Städten und Gemeinden besitzt, konnte auch auf Fördermittel zurückgreifen. Unter der Bedingung, dass das Projekt zwei Jahre lang wissenschaftlich begleitet werden kann.
„Als öffentliches Unternehmen muss die Nassauische Heimstätte eine Vorreiterrolle einnehmen bei Themen wie Energieeffizienz oder nachhaltiger Stadtentwicklung. Ich freue mich sehr, dass die Nassauische Heimstätte dieser Vorreiterrolle auch gerecht wird“, erklärte Bauministerin Priska Hinz, die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Heimstätte ist. Auch für die Landespolitik spielten solche Bauprojekte eine bedeutende Rolle, sagte Hinz. Denn sie könnten helfen, das von der Landesregierung gesetzte Ziel zu erreichen, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Noch während der Ansprachen im Foyer waren spielende Kinder und Jubelschreie zu hören. Von oben, aus den oberen Stockwerken. Ein Journalist kommentierte belustigt: „Das Haus lebt.“ Die Dame neben ihm entgegnete nur: „Zum Glück!“
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Auf dem Foto der Einweihung sehen Sie: Dr. Constantin Westphal/ Nassauische Heimstätte, Stadtrat Peter Mensinger, Ministerin Priska Hinz, die Mieterfamilie Gerd, Contessa und Miles DuCros sowie Ulrich Caspar, Landtagsabgeordneter (Fotos (2): Nassauische Heimstätte).
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