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Wohnungsnot in Frankfurt: Studierende im Teufelskreis aus Mietpreisen und Nebenjobs

Studentenwohnheim

Die Wohnungssuche in Frankfurt entwickelt sich für Studierende zur existenziellen Herausforderung. Während die Durchschnittsmiete für ein WG-Zimmer auf 675 Euro klettert, reicht die Bafög-Wohngeldpauschale von 380 Euro nicht einmal für die günstigsten Buden. Das Studierendenwerk Frankfurt verzeichnet aktuell 2.771 Wartende für Wohnheimplätze – bei einer Versorgungsquote von nur 9,3 % in der Rhein-Main-Region.

Frankfurter Paradox: Wirtschaftszentrum versus Bildungschancen

Timo Wenninger, Wohnraumreferent des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Goethe-Universität, spricht von einem „sozialen Ausleseprozess“: „Wer kein Erspartes oder finanzkräftige Eltern hat, muss zwei bis drei Jobs parallel schultern.“ Die Folge: 73 % der Studierenden arbeiten nebenher, viele riskieren Studienabbrüche wegen Überlastung.

Die aktuelle Wohnraumkampagne des Studierendenwerks (»Der Schlüssel zum Erfolg«) zeigt erste Wirkung: 104 private Wohnangebote wurden seit September vermittelt. Doch selbst wenn alle geplanten Wohnheim-Neubauten fertig wären, läge die Versorgungsquote bei mageren 10 %.

Bundesweite Krise mit Frankfurter Spitzenwerten

Frankfurt rangiert im Mietranking auf Platz 2 (734 € für 30 qm), doch die Krise ist flächendeckend:

  • 70 von 88 Hochschulstädten überschreiten die Bafög-Wohnpauschale
  • 33.000 Studierende bundesweit auf Wohnheim-Wartelisten
  • Mietpreissteigerungen von 21 % seit 2020

Der AStA startete als Notmaßnahme eine Bettenbörse für obdachlose Erstsemester. „Solidarische Bürger bieten Schlafplätze in Wohnzimmern oder Gästezimmern an“, erklärt Vorstandsmitglied Safin Rahi. Doch das Projekt erreicht nur 120 Studierende pro Semester.

Lösungsansätze zwischen Pragmatismus und Systemkritik

Während das Studierendenwerk auf private Vermieter setzt (»Studierende bringen Leben in die Nachbarschaft«), fordert der AStA:

  • Mietendeckel für studentischen Wohnraum
  • BAföG-Erhöhung auf mindestens 440 € mit Regionalzuschlägen
  • Ausbau von Wohnheimplätzen auf 20 %-Quote
  • Aufnahme von Studentenwohnungen in Frankfurts Baulandbeschluss

Wohnungsexperte Michael Voigtländer (IW Köln) warnt: „Bis 2030 fehlen deutschlandweit 350.000 Studentenappartements. Wir brauchen vereinfachte Bauverfahren und mehr Hochhäuser statt Einzelzimmeridylle.“


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