„Wir geben nicht auf!“

Sonntag, früher Nachmittag, am Thai-Imbiss in der Altenhöferallee. Die Tische in der Herbstsonne sind belegt, die im Schatten etwas spärlicher. Zwei weitere Kunden wollen bestellen, eine Dame holt gerade ihr Essen ab. Sie lächelt Mike Silbermann aufmunternd zu und sagt: „Ich drücke Ihnen die Daumen.“ Eine andere wird fassungslos fragen, ob es denn wirklich bald mit dem guten und günstigen Essen hier direkt in Uni-Nähe vorbei sein könnte. Bis 21. Oktober hatten der Riedberger und Gattin Chalinee (er nennt sie liebevoll „Köchin und Chefin“) noch gehofft, dass sie zumindest noch bis Jahresende bleiben könnten. Sie hatten die mündliche Zusage des Grünflächenamtes, auch dank Vermittlung der IG Riedberg. Dann aber legte das Liegenschaftsamt ein Veto ein. Sie bekamen eine Räumungsaufforderung bereits zum 28. Oktober. Jetzt hoffen sie immer noch auf eine Lösung in allerletzter Sekunde und „machen von Tag zu Tag weiter, so lange es geht“.

Ein kurzer Rückblick: Chalinee und Mike Silbermann wissen noch, wie der Riedberg mehr Acker als Wohngebiet war. Sie wohnen seit 2002 im Stadtteil, betreiben seit Jahren ihren Imbissstand www.sawasdee-frankfurt.de. Zuletzt direkt gegenüber vom Gebäude der Geowissenschaften. Bis zu 100 Essen gehen jeden Tag über die Theke. Für ein treues Stammpublikum, nicht nur für Uni-Mitarbeiter und Studenten. Den Wagen haben sie einst selbst umgebaut. Der Imbiss ist ihre Existenz. Mike Silbermann berichtet: „Wir sind in Gesprächen mit verschiedenen Bauträgern hier am Riedberg. Eine konkrete Zusage haben wir aber leider noch nicht. Solche Gespräche brauchen einfach Zeit.“

Zeit, die sie nicht mehr haben. Der derzeitige Standort ist eine so genannte „Ausgleichsfläche“, die Teil einer Grünfläche werden soll. Schon in Kürze sollen die Arbeiten dafür beginnen. Eigentlich hätten die Imbissbetreiber dafür nur die Brombeerhecke um den Wagen entfernen und sich etwas beschränken sollen, was sie natürlich zusagten. Jetzt müssen sie ganz weg „und wir wissen nicht, ob unser Wagen den Abtransport überhaupt übersteht, und falls ja, wo wir diesen rund acht Meter langen Imbisstand in der Zwischenzeit stehen lassen können“.

Könnten Sie vielleicht vorübergehend irgendwo am Riedberg zumindest eine kleine Speisekarte mit wenigen Gerichten anbieten und servieren? Könnte eventuell der Wochenmarkt eine Option sein? Fakt ist: „Einen Plan B haben wir nicht“, so Silbermann. Das Aus kam letztlich abrupt. Eine Online-Petition, die Kunden initiierten, konnte die Verantwortlichen bei der Stadt auch nicht umstimmen. Die Imbiss-Betreiber wollen sich nochmals mit dem Ortsbeirat in Verbindung setzen und sich mit noch mehr Energie bei großen Bauträgern um einen (vorübergehenden) Stellplatz mit Strom- und Wasseranschluss plus Abwasser bemühen. Denn eines steht fest: „Wir geben nicht auf!“

(Text & Foto: cd)

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