Warum heizen wir nach einer Gebäude-Sanierung mehr?

Effizienzsteigerungen senken die Kosten für Produkte oder Dienstleistungen. Das führt dazu, dass sich das Verhalten der Nutzer ändern kann: Aufgrund der geringeren Kosten erhöht sich die Nachfrage – ursprüngliche Einsparungen werden dadurch teilweise wieder aufgehoben. Dieser Effekt wird Rebound genannt. Dabei unterscheiden Wissenschaftler zwischen direktem und indirektem Rebound. Ein direkter liegt vor, wenn Bewohner beispielsweise nach einer energetischen Gebäudesanierung mehr heizen und die Raumtemperatur anstatt wie bisher bei 18 Grad zu belassen, nun auf 20 Grad erhöhen. Beim indirekten Rebound-Effekt führt mehr Effizienz an der einen Stelle zu mehr Konsum an einer anderen. Das heißt: Geld, das beispielsweise durch ein energieeffizientes Gerät eingespart wird, wird für neue energieverbrauchende Produkte wieder ausgegeben. Doch warum ändert sich mit steigender Energieeffizienz das Nutzerverhalten und konterkariert so das angestrebte Ziel? Was sind die Ursachen für diese verhaltensbedingte Mehrnachfrage? Und welche Rolle spielen dabei sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Faktoren?

Diesen Fragen geht ein neues Forschungsprojekt auf den Grund. Die Nassauische Heimstätte, die unter anderem die „Riedbergwelle“ in der Graf-von-Stauffenberg-Allee mit 160 überwiegend geförderten Wohnungen erbaut hat, und das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) analysieren die Entstehungskomponenten und Wirkungsweisen direkter Rebound-Effekte im Wärmebereich auf Haushaltsebene. Als weitere Partner mit dabei: das ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung sowie das Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung ISI. Begleitet wird das Projekt zudem von verschiedenen Akteuren aus der Wohnungswirtschaft, aus Umwelt-, Mieter- und Verbraucherverbänden, soziale Träger sowie Bundesbehörden.

Neben möglichen baulich-technischen Einflüssen gilt es auch indirekte Rebound-Effekte zu betrachten. Hierfür wird eine zweistufige quantitative Mieterbefragung im Bestand der Heimstätte durchgeführt. Dabei im Fokus: das Wärmenutzungsverhalten und dessen (psychologische) Einflussgrößen im Vergleich unterschiedlicher Nutzertypen. Auf dieser Basis entwickelt das Team konkrete Vorschläge für erfolgversprechende Maßnahmen. Das Forschungsprojekt knüpft dabei an die aktuelle wissenschaftliche Debatte an und liefert tiefergehende Erkenntnisse zu den Ursachen. Gleichzeitig liefert es Informationen, die für die Optimierung von Tools und Bilanzierungsverfahren oder Kampagnen zum Klimaschutz genutzt werden können. Damit bieten die Projektpartner praxisnahes Wissen für unterschiedliche Akteure.

Das Projekt läuft bis März 2022. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Informationen: Nassauische Heimstätte/ Wohnstadt

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