Kinderbuch-Autor Paul Maar liest
exklusiv für Grundschüler

Dieser Mann schreibt Kinderbücher, weil er findet, dass es zu wenig gute Kinderbücher gibt: Paul Maar ist weit mehr als nur der „Vater des Sams“, sein berühmtestes Fabelwesen, zu dem er inzwischen ein bisschen Distanz sucht. Maar ist Kinderbuchautor, Illustrator, Übersetzer, Drehbuch – und Theaterautor. Im vergangenen Jahr hat er mit „Schiefe Märchen und schräge Geschichten“ ein Buch veröffentlicht, in dem er sich auf skurrile, ironische und humorvolle Weise mit dem Sinngehalt von Märchen befasst. Seine Geschichten und die im Buch enthaltenen Gedichte sind so geschrieben, dass sie mit ihrer Ironie, ihren Witz und Hintergründigkeit auch von Kindern gerne gehört werden.

Deshalb hat nun der Freundeskreis der Marie-Curie-Grundschule e.V. Paul Maar und zwei Musiker, mit denen er gemeinsam das Programm gestaltet, eingeladen, exklusiv vor den rund 500 Kindern der Grundschule auf dem Riedberg aufzutreten. Und, da in der Schule selbst kein Raum groß genug, stellt das nahe gelegene Gymnasium Riedberg seine Aula zur Verfügung: Am Dienstag, den 26. September, um 10.30 legt das Trio los. Vorher wird Paul Maar die Grundschule mit seinem Besuch beehren, ein Stück aus den „Schiefen Märchen…“ sehen, das die Kinder einstudiert haben, und sich deren Fragen stellen. Einen Tag vor dem Auftritt am Riedberg wird bereits die Europaschule in der Nordweststadt Paul Maar und zwei befreundete Musiker empfangen. Beide Veranstaltungen sind (leider) nicht öffentlich, sondern nur für die Schüler der beiden Schulen.

So wenig seiner Fantasie Grenzen gesetzt sind, so unendlich ist Maars Sprachkunst. Gemischt mit der Musik von Konrad Haas an Querflöte und Keyboard und des Gitarristen Wolfgang Stute, ist eine Lesung der Extraklasse garantiert, die noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Auch Dank der wunderbaren Mischung aus Text, Witz und Musik.

Ein Skateboard fahrender Kater und ein nicht so böses Rumpelstilzchen…

Bevor man Skateboard fahrende Kater und ein gar nicht so böses Rumpelstilzchen vor sich sieht oder leicht derangierte sieben Zwerge, fällt der Blick auf drei weiße Haarschöpfe. Drei nicht mehr ganz so junge Herren kommen an den Riedberg und die Nordweststadt – der jüngste 62, der älteste feiert demnächst seinen 80sten. Einer spielt virtuos Block- und Querflöte, Saxofon und Keyboards, der zweite fingerpickt auf seiner Gitarre die schönsten Melodienfolgen, wenn er nicht gerade auf seine Schlitztrommel klopft, und der Dritte sitzt in der Mitte und liest entspannt eigene Märchen vor. Die drei nennen sich tatsächlich „Das schiefe Märchen-Trio“.

Geschichten wie die vom Herd, der sich im Kino unbedingt den Film „Coole Jungs auf ihren heißen Öfen“ ansehen möchte, wechseln sich ab mit der Geschichte vom „gestiefelten Skater“ oder der vom naiven Herrn Mockinpott, der leider dem raffinierten Zwerg Friedrich auf den Leim geht. Ebenso wunderbar die Geschichte vom sprechenden Föhn, der ein Telefon war, die sich der König für seine nicht schlafen wollende sechs Jahre alte Prinzessin Eliza ausdachte. Oder, wenn etwa in einer dieser Geschichten ein schon etwas in die Jahre gekommener Königssohn, etwa im Alter von Prinz Charles, in der Lokalzeitung eine Heiratsanzeige aufgibt, um endlich eine Prinzessin zu finden und sie dann ins Kaufhaus Karstadt einlädt, weil es dort im Restaurant ein gutes „Jägerschnitzel mit brauner Soße“ geben soll. Den Kindern, die selbst gerne ein Schnitzel essen, ist das Vorhaben des Prinzen durchaus nachvollziehbar.


Das wird eine garantiert unvergessliche „Schulstunde“: Kinderbuch-Autor Paul Maar und die Musiker Konrad Haas an Querflöte und Keyboard sowie Gitarrist Wolfgang Stute nennen sich „Das schiefe Märchen-Trio“

Wer bisher glaubte, die alten Geschichten aus der Märchentruhe auf dem Dachboden erzählten nichts als die Wahrheit, wird sich die Augen reiben, wenn sie Paul Maar etwas anders erzählt. Man wird manches Märchen etwas skeptischer sehen als vorher. Es ist, als würde man in der guten, alten Stube sitzen, Großvaters Worten lauschen und dabei erstaunt feststellen, dass die Erzählungen zwar freundlich, aber alles andere als graue Vergangenheit sind: überraschend, spannend, pfiffig, manchmal skurril und mit der augenzwinkernden Maar’schen Fantasie in die Welt gesetzt, die den Blick hinter die Fassaden des Selbstverständlichen öffnet. Dabei liegt es so nah: Die Erkenntnis, dass zwischen den Zeilen von althergebrachten Geschichten und hinter den Fassaden vertrauter Dinge vielleicht noch eine andere Wahrheit schlummert als die, die wir kennen…

Text: Claudia Rützel
Fotos: Verlagsgruppe Oetinger


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