„Ihr könnt alles
erreichen!“

„Schaut mal Kinder, das sind Medaillen!“ Ihre Hände sind voll damit. Manche haben ein Band in den Farben des Landes, wo sie Marianne Buggenhagen gewonnen hat. Die letzte übrigens bei den Paralympics 2016 in Rio. Die Mädchen und Jungen wollen sie unbedingt anfassen. Und sie interessiert vor allem eine Frage: „Sind die echt?“

Marianne Buggenhagen, die oft als „Ikone des Deutschen Behindertensports“ bezeichnet wird, hat in rund 40 Jahren insgesamt fast 200 nationale und internationale Medaillen gewonnen. Nach Rio, dem Silber im Diskuswurf, hatte die 63-Jährige endgültig ihre Karriere beendet. Der Sport lässt sie noch lange nicht los. Derzeit macht sie eine Projekt-Tour durch diverse Schulen im Rhein-Main-Gebiet und möchte „zeigen, was doch möglich ist, trotz Behinderung, egal welcher Art auch immer“. Den Kindern in der Marie-Curie-Schule berichtet sie aus ihrem Leben. Endringlich sagt sie: „Merkt Euch: Ihr könnt alles erreichen!“ Mit und ohne Behinderung.


Sonja und Emilia probierten aus, was Krücken und ein Rollstuhl bedeuten

Wieland Speer, Leiter der neuen Tischtennis-AG der Grundschule und früherer Bundestrainer des Behindertensportverbandes, hat sie an den Riedberg gebeten. Auch und vielleicht gerade weil die Sechs- bis Zehnjährigen noch unbefangen und neugierig Fragen stellen und alles ausprobieren wollen. Auch die beiden Rollstühle, die die langjährige Profisportlerin mitgebracht hat. „Warum geht der eine so viel besser als der andere?“, wollen die Kids etwa wissen. Weil’s ein Sport-Rollstuhl für Kinder ist. Marianne zeigt, wie man den am besten dreht und beispielsweise beim Basketball auch noch dribbeln kann.

Sie kennt das Leben ohne Rollstuhl. Doch in Folge einer Krankheit ist sie seit 1976 darauf angewiesen. Der Sport war ihre Rettung. Erst hat sie damit begonnen, um sich fit zu halten und selbständig den Alltag bewältigen zu können. Mit dem Leistungssport begann sie erst später, in den Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswerfen, Speerwerfen und Mehrkampf, wo sie teilweise noch immer Weltrekorde innehat.


Die Kinder fragten: „Sind die Medaillen echt?“

Sie nimmt sich einfach Zeit für die Kinder. Wenn die Schüler nach ihren anderen Lieblingssportarten fragen, erzählt sie, wie und wie gerne sie schwimmt und taucht. Dass man trotz Rollstuhl auch Tischtennis spielen kann, schließlich ist sie ja zu dieser AG eingeladen. Zum Schluss stellt sie, mehr nebenbei und an MAINRiedberg gerichtet, die Frage: „Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Zimmer für Behinderte in Hotels immer oben sind?“ Dort, wo sie vor dem Riedberg-Besuch übernachtete, war der Aufzug defekt. Sanitäter trugen sie hinunter, erklärten aber auch, dass sie das nur ein Mal machen würden und niemand Haftung dafür übernehme. Ihr Mann, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt, konnte deshalb nicht mit zur Marie-Curie-Schule und musste warten, bis der Aufzug am Nachmittag wieder ging.

Aber zu klagen – das liegt Marianne Buggenhagen fern. Zeit für mehr Plauderei hat sie auch nicht. Fragt doch gerade ein Junge: „Willst Du jetzt mit mir spielen?“


Das ist die Autobiografie der Frau, die fast 200 nationale und internationale Titel gewonnen hat

(Fotos & Text: cd)

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