Das sensationelle Comeback

Team Giant Alpecin : portrait John Degenkolb

Für Radsport-Fans in und um Frankfurt klingt diese Nachricht fast zu schön, um wahr zu sein: John Degenkolb (27), Lokalmatador, im vergangenen Jahr Sieger der Rad-Klassiker Mailand-San Remo und Paris-Roubaix, geht am 1. Mai beim Radrennen rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt an den Start – trotz des schweren Trainingsunfalls im Januar. Eine Britin war mit dem Auto frontal in Degenkolbs Trainingsgruppe gerast. Der Kapitän des Teams Giant-Alpecin zog sich einen Armbruch, Schnitte und Schürfwunden zu, sein linker Zeigefinger konnte nur durch eine Knochentransplantation gerettet werden. Trotzdem hat er schon vor Wochen erklärt: „Ich will zuhause starten.“ Heute kam die offizielle Comeback-Nachricht. John Degenkolb werden wir am Sonntag ab 12.30 Uhr auch am Riedberg zujubeln können, Sprintwertung inklusive. MAINRiedberg erreichte den Rad-Star nach einem langen Trainingstag auf Mallorca:

MAINRiedberg: Herzlichen Glückwunsch zum bevorstehenden Comeback. Was ist es für ein Gefühl, beim Heimrennen an den Start gehen zu können?

John Degenkolb: „Für mich ist es etwas ganz Besonderes. Es ist toll, das Comeback so zu starten, und gleich noch beim ersten Rennen zuhause fahren zu können. Ich habe eine innige Beziehung zum Radrennen Eschborn-Frankfurt und identifiziere mich damit. Dass meine Frau im Organisationsteam tätig ist, macht es nur noch wichtiger für mich.“

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Was halten Sie drei Monate nach diesem schweren Unfall für realistisch?

Degenkolb: „Mein Fokus liegt darauf, wieder in den Rennrhythmus zu kommen. Es geht auch darum, das Gefühl wieder für so ein Rennen zu bekommen. Wie es sich anfühlt, in einem Pulk von 200 Mann die Nerven zu behalten, wenn von rechts und links geschubst wird. Und dann richtig zu reagieren. Mein Hauptfokus liegt darauf, das Rennen zu Ende zu fahren. Man darf nicht zu viel erwarten. Ich will niemanden enttäuschen.“

Wie geht es Ihnen? Wie verarbeitet man einen solchen Unfall?

Degenkolb: „Ich habe keine Angst vor Autos, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Mir geht es viel besser als noch vor wenigen Wochen. Dank des Teams um mich herum und meiner Familie, die mir am meisten dabei geholfen hat, den Weg zurück zu finden. Ich habe in den vergangenen Wochen hart trainiert und trainiere hier auf Mallorca auch sehr hart. Ich sitze allein sechs Stunden täglich auf dem Rad. Meine erste Einheit beginnt um 7 Uhr morgens. Letztlich ist es ein normaler Arbeitstag, wie bei anderen Menschen auch.“

Als Sie noch vor wenigen Wochen sagten, die Tour de France ist Ihr großes Ziel, hat kaum ein Experte an ein so schnelles Comeback geglaubt. Woher nehmen Sie Ihre Motivation, den unbedingten Willen? Warum wollen Sie schon jetzt das Comeback starten?

Degenkolb: „Je mehr Fans in Frankfurt an der Strecke stehen, mich anfeuern und jubeln werden, desto leichter wird es sein, noch härter an mir zu arbeiten und zurückzukehren.“

Wir danken für das Gespräch!

Interview: Claudia Detsch

Foto: Team Giant-Alpecin

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