„Ein Leben ohne Esel kann ich mir nicht mehr vorstellen“

Alles begann mit einem Esel. Der ratterte mit seinem Bauern und einem Karren hintendran den Urselbach entlang, wo einst noch mehr als 40 Getreide-, Papier- und Tabakmühlen waren. Als sein Bauer ins Wirtshaus ging, legte er sich störrisch vors Lokal und stand angeblich nicht mehr auf.

Inzwischen ist der Gaststätte mit dem Schild „Zum Lahmen Esel“, eine der ältesten und größten Apfelwein-Wirtschaften Frankfurts, nur wenige Meter von der U-Bahn-Station Niederursel und fünf Minuten vom Riedberg entfernt. Ein klitzekleines bisschen lahm sind allenfalls Zweibeiner auf dem Rückweg. Aber darüber wollen wir nicht sprechen, sondern über ein wunderbares Jubiläum: Denn gestern feierten Wirt Thomas Metzmacher (50) und seine Gaststätte „Jubiläumshochzeit“. Viele treue Stammgäste und Freunde waren gekommen. Eine Band aus seiner Heimat, dem Westerwald, sorgte für Stimmung. 1993 hatte der Profi-Koch und Küchenchef das Lokal übernommen, auf Bitten des alten Pächters, für den er damals bereits drei Jahre lang gearbeitet hatte.

Wirt Thomas Metzmacher und seine Gaststätte ,Zum Lahmen Esel´ feierten gestern „Jubiläumshochzeit“. Der Gastro-Profi wohnt bei uns im Stadtteil und auch viele Riedberger zählen längst zu seinen Stammgästen

„Wir sind gewachsen, in jeder Hinsicht. Die Gäste sind uns ans Herz gewachsen, ich an meinen Aufgaben, wir alle zu einem tollen Team und der Lahme Esel um weitere Räumlichkeiten“, meint Thomas Metzmacher, fragt man ihn nach seinem Erfolgsrezept. Und dass es ihm schon immer am wichtigsten gewesen sei, den traditionellen Charme zu erhalten und Raum zu schaffen für Neues. So kam es zum Beispiel 1995 zum Anbau des Kollegs, einem separaten Gastraum mit Platz für bis zu 65 Gästen und einer zweiten Thekenanlage. Die überdachte Terrasse und der Sommergarten mit dem uralten Baumbestand und dem Kinderspielplatz gibt es natürlich auch noch.

Vom Schobbe bis zum Apfelsecco-Menü – hier gibt’s Tradition und Neues

Im Lahmen Esel schlagen zwei Herzen. Metzmacher bezeichnet sein 1807 erstmals urkundlich erwähntes Lokal liebevoll als „gastronomischen Hybrid“. Hier könne man „sowohl an blank geputzten Holztischen im urgemütlichen Stil zum Schobbe trinken beieinander sitzen, als auch an weiß gedeckten Tischen mit Blumen und Kerzen und einem ausgesuchten Vier-Gang-Menü mit Apfelsecco-Empfang Gäste willkommen heißen“.

Hinter der Denkmal-Fassade und im Garten gibt es Speisen und Getränke vom „Esel“-Schnitzel, Handkäs’, fangfrischer Forelle bis zu Erdbeeren mit hausgemachtem Buttermilch-Eis. Von Ebbelwoi bis Espresso eben. Gäste finden typische Apfelweinlokal-Klassikern sowie regionale Gerichte und eine separate saisonale Extrakarte, etwa mit frischem Spargel, Pfifferlingen oder Gänsekeulen.

Auch bei seinem Team setzt Thomas Metzmacher auf Tradition. Mehr als die Hälfte der Belegschaft ist seit mindestens zehn Jahren und manche sogar schon seit über dreißig Jahren in Küche und Service des Lahmen Esels tätig. Er selbst engagiert sich ehrenamtlich in der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute, in der Vereinigung der Frankfurter Apfelweinwirte und wurde über den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband zum ehrenamtlichen Richter am Frankfurter Arbeitsgericht ernannt.

Auszeichnungen für das „Eselchen“ – und 5320 Euro Spenden für die Lebenshilfe

Nicht nur deshalb weiß man den Lahmen Esel auch über die Grenzen von Niederursel hinaus zu schätzen. Ebenso gibt es andernorts positive Reaktionen auf sein einfaches, aber stimmiges und langfristig angelegtes Konzept. So gewann der Lahme Esel im Jahre 2008 den hessischen Gastronomiepreis als bestes Apfelweinlokal, war schon Zweiter beim Grüne Soße Festival und wurde von den Lesern des Magazins „Frankfurt geht aus“ auf Platz eins in der Kategorie „Gemütlich essen gehen“ gewählt.

Der Wirt wohnt übrigens bei uns am Riedberg. Ein Leben ohne Esel kann und will er sich aber schon längst nicht mehr vorstellen. Ein großer Bembel mit Eselchen stand gestern auch gut sichtbar im vorderen Gastraum. Ein Bembel für Spenden der Jubiläumsgäste. Statt Barem für den Wirt. Denn der Erlös geht an die Lebenshilfe Frankfurt, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung und ihre Familien. Am Ende kann Thomas Metzmacher „die unglaubliche Summe von 5320 Euro vermelden“. So viel wurde noch nie gespendet, wie er gegenüber MAINRiedberg überwältigt hinzufügt.

Der lahme Esel ist sein „Ein und Alles“. Ihm will er treu bleiben, „bis ich alt und grau bin“. Grau wie das Eselchen aus Plüsch, das zufrieden auf einem Regal im Gastraum liegt.

Viele Jubiläumsgäste bedankten sich mit Spenden, die der Lebenshilfe Frankfurt e. V. zugute kommen

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Adresse: Zum Lahmen Esel, Krautgartenweg 1, 60439 Frankfurt, Tel 069/ 573974, www.lahmer-esel.de

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Fotos: Metzmacher/ MAINRiedberg

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