Dicke Luft im Ortsbeirat

Es ist kurz vor 21 Uhr am Freitag Abend. Der Ortsbeirat tagt seit einer Stunde. Thema ist inzwischen die Sportplatz-Erweiterung östlich der Altenhöferallee. Noch sind exakte Größe und Gestaltung offen. Gespräche zwischen Sportamt, HA Stadtentwicklungsgesellschaft, Vereinen, Schulen und weiteren Betreuungseinrichtungen laufen. Die SPD möchte mit einem Antrag im Ortsbeirat erreichen, dass die Stadt eine mögliche „Kaltlufthalle“ in die Planungen miteinbezieht. Als kostengünstige Alternative und Mittel gegen die Hallen-Knappheit am Riedberg. Plötzlich wird es hektisch. „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht angebracht“, heißt es aus der stärksten Fraktion, der CDU. Andere fürchten, der Vorschlag und damit ein Vorpreschen des Ortsbeirats könnte die weiteren Gespräche belasten. Auch als SPD-Frau Susanne Kassold (übrigens OB-Kandidatin für die Stadt Karben) den Antrag zurückstellen und demnächst wieder vorlegen will, bleibt die Stimmung gereizt. Nicht einmal dafür scheint sie eine Mehrheit zu bekommen.

Eine solche Bitte wird normalerweise durchgewunken. Rechtsanwalt Rainer Venino, seit 26 Jahren für die FDP im Ortsbeirat, ist angesichts des Parteiengezänks empört. „Ich halte das für einmalig. Das habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt.“ Ortsvorsteherin Carolin Friedrich ordnet um 21.07 Uhr eine Sitzungspause an. Nach kurzer Besprechung kommt man um 21.10 Uhr wieder zusammen. Jetzt stimmt die Mehrzahl der Ortsbeiräte doch für die Verschiebung der Kaltlufthallen-Debatte, die aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht in der nächsten oder übernächsten Sitzung zu lösen sein wird. Dieses Argument also sticht. Und die (Ver-)Stimmung bleibt.

Näher sind sich alle Parteien beim Thema Verkehrssicherheit. Am 8. Juli kam es im Kreuzungsbereich Marie-Curie-Straße/ Olof-Palme-Straße/ Zur Kalbacher Höhe zu einem Unfall mit drei Schwerverletzten. Vermutlich, weil ein aus Olof-Palme-Straße kommender Pkw das Rotlicht missachtete. Was aus der Beobachtung einiger Ortsbeiräte keineswegs die absolute Ausnahme ist. Mehrfach schon hatte man beim Magistrat um mehr Verkehrsüberwachung an dieser Kreuzung gebeten, wo viele Autofahrer mit Tempo von oder zur A661 unterwegs sind. Bisher wurde argumentiert, dass es sich nicht um einen Unfallschwerpunkt handelt. Jetzt unternimmt der Ortsbeirat einen neuen Anlauf und bittet Stadt und Polizei ausdrücklich um mehr Kontrolle. Im Antragstext ist auch von der Möglichkeit fest installierter Blitzer auf der Marie-Curie-Straße die Rede.

Nur einige hundert Meter weiter, auf der Kalbacher Höhe und somit einer der Hauptzugangsstraßen den Riedberg hinauf gab’s zuletzt Umbauarbeiten, Verbreiterung der Mittelinsel und schmälere Fahrbahnen inklusive. Das ist einerseits sicherer für den Schulweg zur Grundschule 1, bewirkt andererseits auch eine Entschleunigung des Verkehrs. Durch die Neugestaltung fielen die Radspuren weg und die Grünen argumentieren: Radfahrer, die bergauf unterwegs sind, fühlen sich so unsicher und gefährdet. Mit 9 Ja-Stimmen wurde deshalb beschlossen: Die Stadt soll nun prüfen, ob zumindest bergauf wieder „eine von der Fahrbahn getrennte Radwegespur ausgewiesen werden kann“.

Unter den Zuschauern kam nach der Sitzung die Frage auf, ob man dieses Dilemma nicht vielleicht schon bei gründlicher Durchsicht der Umbau-Pläne hätte vorausahnen können, auch seitens des Ortsbeirats. Das war allerdings schon vor der Türe zur Alten Turnhalle in Kalbach, als auch die Ortsbeiräte sich bereits auf den Heimweg machten.

Ein weiterer Antrag zum Thema Verkehr wurde abgelehnt. Die SPD hatte angeregt, die Altenhöferallee für das Frankfurter Pilotprojekt der Tempo-30-Zonen in den Stunden zwischen 22 Uhr nachts und 6 Uhr morgens vorzuschlagen. Die Lärmminderung durch Tempo 30 ist wissenschaftlich bewiesen. Die Mehrheit des Ortsbeirats argumentiert, dass der Modellversuch bereits läuft und auf Hauptverkehrsstraßen wie die Eschersheimer Landstraße abzielt.

Noch Positives zum Schluss: Der Ortsbeirat setzt sich dafür ein, dass die Gehwege von Unkraut befreit und das „Straßenbegleitgrün“ besser gepflegt wird. Erwähnt in dieser Debatte wurde unter anderem das Quartier Am Bonifatiusbrunnen. Auch das Areal rund um den Lidl könnte somit etwas grüner und schöner werden. Die Riedberger hätten sicher nichts dagegen.

In den kommenden Tagen und Wochen halten die Parteien im Bezirk Kalbach/ Riedberg Versammlungen ab, um ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im März 2016 zu bestimmen. Wir werden Sie natürlich auch darüber informieren!

(Foto: fotolia/ Text: cdet)

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