Begegnung mit Zeitzeugin
Trude Simonsohn

Warum hab ich überlebt? Das ist der Titel eines TV-Porträts über Trude Simonsohn. Eine Frage, die sie sich selbst immer wieder stellte. In einem weiteren Gespräch hat die erste Ehrenbürgerin Frankfurts ebenso betont: „Ich habe kein Talent zum Hassen.“ Sie überlebte Auschwitz – und spricht darüber: Trude Simonsohn hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Nazi-Gräuel zu informieren, damit sie niemals vergessen werden können. Dieser Aufgabe widmet sie sich, auch noch im Alter von 96 Jahren. So ist sie der Einladung der drei Riedberger Kirchen gefolgt.

Am nächsten Mittwoch um 19 Uhr ist Begegnung und Gespräch mit der Holocaust-Überlebenden in der Katholischen Kirche St. Edith Stein an der Kalbacher Höhe am Riedberg möglich.

Trude Simonsohn wuchs im heutigen Tschechien zweisprachig auf. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde ihr als Jüdin eine Berufsausbildung verweigert. Ihr Vater wurde bereits 1939 verhaftet, in das KZ Buchenwald verschleppt und danach im KZ Dachau ermordet. Ihre Mutter wurde später im KZ Auschwitz ermordet. Im Juni 1942 geriet sie selbst, nach dem Attentat auf SS-Größe Reinhard Heydrich, wegen angeblichen Hochverrats in Haft. Sie hatte unter anderem jüdische Jugendliche auf die Ausreise nach Palästina vorbereitet. Nach mehreren Monaten Einzelhaft wurde sie in das Ghetto Theresienstadt gebracht, wo sie den jüdischen Sozialpädagogen und Juristen Berthold Simonsohn kennenlernte, den sie kurz vor der Deportation nach Auschwitz rituell heiratete. Im Oktober 1944 kamen beide nach Auschwitz. Beide überlebten durch sehr viele glückliche Umstände.

Seit mehr als 60 Jahren lebt diese bemerkenswerte Frau jetzt in Frankfurt. Als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde warb sie um ein besseres Verständnis zwischen Juden und Nichtjuden. Simonsohn hat ihr ereignisreiches Leben zusammen mit einer Sozialwissenschaftlerin aufgeschrieben: „Noch ein Glück“, heißt es. Auch darüber wird sie vielleicht sprechen.

Jüdische Geschichte in Riedberg-Nähe

Wussten Sie, dass es nur wenige hundert Meter vom Riedberg entfernt Spuren jüdischen Lebens in und um Frankfurt gibt? Unterhalb der Autobahn, an einem kleinen Weg, sind die Überreste eines Friedhofs zu sehen, auf dem die Niederurseler Juden ab 1876 ihre Toten bestatteten. Zeitweise war die jüdische Gemeinde dort auf 130 Mitglieder gewachsen, was ein Drittel des damaligen Niederursel ausmachte.


Spuren jüdischen Lebens nur wenige hundert Meter vom Riedberg entfernt. Hier bestatteten einst Juden aus Niederursel ihre Toten.

Heute ist vom Friedhof nur noch wenig zu sehen. In der NS-Zeit wurde dieser geschändet. Die Grabsteine wurden abgeräumt – und möglicherweise für den Bau der Urselbachbrücke verwendet.

Eine Frau, die immer noch viel mehr als Steine und Bücher über die Vergangenheit berichten kann, kommt am Mittwoch in unseren Stadtteil.

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RIEDBERG ÖKUMENISCH
Mittwoch, 28. Juni 19 Uhr
Katholische Kirche Sankt Edith Stein,
Zur Kalbacher Höhe 56
BEGEGNUNG mit der Zeitzeugin
TRUDE SIMONSOHN

Die Tür steht offen – für viele Zuhörer!

(Fotos: Buchcover Wallstein-Verlag/ Fotolia/ www.memorialmuseums.org/ cd)

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