Fachärztezentrum: Es gibt noch keine Lösung!

Die Schließung des Fachärztezentrums Riedberg hat auch die Lokalpolitik „kalt erwischt“. Auf drängende Fragen gab es vom bisherigen Betreiber im Ortsbeirat nur vage Antworten. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen führt weiterhin Gespräche, um die Versorgung vor Ort aufrechtzuerhalten. Doch die Sorge im Stadtteil nimmt zu.

Zu Beginn der Ortsbeiratssitzung am vergangenen Freitag bekannte die Ortsvorsitzende Carolin  Friedrich: „Wir haben mit Schrecken vernommen, dass das Fachärztezentrum Ende September geschlossen wird.“ In Riedberg und Kalbach mit ingesamt 21.000 Einwohnern gibt es derzeit nur drei Praxen von Allgemeinmedizinern vor Ort plus das Ärztezentrum. Sollte keine Nachfolgeregelung gefunden werden, sehen Lokalpolitiker die Versorgung in so wichtigen Bereichen wie Kinderheilkunde und Gynäkologie akut gefährdet. 

Warum aber wird das beliebte Zentrum geschlossen? Dr. Rafaela Korte, Geschäftsführerin des bisherigen Betreibers Fachärztezentrum Frankfurt GmbH (FÄZ), war gekommen, um Rede und Antwort zu stehen. Das FÄZ hat derzeit sieben Standorte. In der Patienteninformation zur Schließung am Riedberg ist von einer „strategischen Neuorientierung“ der GmbH die Rede, im Ortsbeirat sprach die Geschäftsführerin von einer „umfänglichen strategischen Überprüfung“, aufgrund der man diese Entscheidung getroffen habe. Konkretere Aussagen dazu gab es nicht.

Die FÄZ-Geschäftführerin wurde auch damit konfrontiert, dass sich Patienten schon jetzt über eine schlechte Erreichbarkeit des Ärztezentrums beschweren und darüber, dass selbst notwendige U-Untersuchungen für Kinder nicht mehr durchgeführt würden. Sie kündigte an, dass zusätzliche Stellen geschaffen werden sollen, um die telefonische Erreichbarkeit zu verbessern. Sie wies aber auch darauf hin, dass sich Mitarbeiter „gegebenenfalls schon frühzeitig umorientieren wollen“. Auch hier sei man auf der Suche nach Vertretungskräften.

Fachärzte am Riedberg – das ändert sich definitiv

Ziel sei es nach wie vor, dass eine nahtlose und lückenlose Versorgung sichergestellt werden könne. Doch das Verfahren ist kompliziert, da die Ärzte nur noch bis 30. September beim FÄZ angestellt sind und die entsprechenden „Kassenarztsitze“ von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen neu und zentral ausgeschrieben werden. Es müsste also ein neuer großer Betreiber gefunden werden oder Bewerber müssten sich selbständig machen. 

Wenn alles klappt, könnten am Riedberg die Arztsitze für Psychotherapie, zwei Sitze für Gynäkologie und einer für Pädiatrie nachbesetzt werden. Die bisher praktizierende Gynäkologin Ulrike Embaye kam extra zur Sitzung und erklärte, sie schätze den Standort sehr und möchte „gerne am Riedberg bleiben“.

Die bisherige halbe Stelle für Neurologie will das FÄZ mit der Neurologie in ihrem Zentrum in Praunheim zusammenlegen. Einen Neurologen wird es also nicht mehr im Stadtteil geben.

Noch kein Bewerber für den Kinderarzt-Sitz

Fast im Nebensatz fiel folgende Aussage, die noch für Zündstoff sorgen könnte: Derzeit würde bei der Ausschreibung der KV für einen Kinderarzt „noch keine Bewerbung vorliegen“, so Geschäftsführerin und Krankenhausmanagerin Rafaela Korte. Was übersetzt bedeutet, dass noch überhaupt nicht sichergestellt ist, dass in Frankfurts jüngstem Stadtteil auch in Zukunft ein Kinderarzt praktizieren wird. 

Die Kassenärztliche Vereinigung sagt indes auf Nachfrage von MAINRiedberg: „Wir sind hinsichtlich einer zufriedenstellenden Lösung vorsichtig optimistisch.“

„Es werden schon jetzt händeringend Praxismöglichkeiten gesucht“

So optimistisch scheint man im Ortsbeirat Kalbach/ Riedberg nicht zu sein. Sorge machen auch die fehlenden Räumlichkeiten. Das bisherige Zentrum ist für eine „normale“ Gemeinschaftspraxis zu teuer und zu groß und eine Abtrennung verschiedener Räumlichkeiten erscheint fraglich – zumal noch ein Mietvertrag besteht und für den Vermieter kein akuter Handlungsbedarf besteht. Siehe die früheren TEMMA-Räume, die zwei Jahre lang leerstanden, weil auch hier noch ein Mietvertrag, in diesem Fall mit Rewe, lief. 

Hinzu kommt folgende Information der Ortsvorsteherin: „Es werden schon jetzt händeringend Praxismöglichkeiten am Riedberg gesucht, die aber erst ab 2021 zur Verfügung stehen.“ In Neubauten im Westflügel. Andere Räume als das bisherige Ärztezentrum in so kurzer Zeit zu finden „ist fast unmöglich“.

Der Ortsbeirat sieht jetzt den Magistrat in der Pflicht, dabei mitzuwirken, dass die Versorgung im Stadtteil sichergestellt wird. Mehrere Anträge zu diesem Thema von CDU, SPD, Grünen und FDP wurden in der vergangenen Woche verabschiedet.

Fragen warf die Erklärung von FÄZ-Geschäftsführerin Korte auf, dass die Schließung des Riedberger Zentrums von beiden entscheidenden Gremien der GmbH „besprochen, beraten und getragen wurde“. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, zu der Tochtergesellschaften wie die Fachärztezentrum Frankfurt GmbH, aber auch das Nordwest-Krankenhaus gehören, sind eng mit der Stadt verbunden. Vorsitzender im Aufsichtsrat und Senior im so genannten Pflegamt ist Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Der war ebenfalls eingeladen, habe es aber abgelehnt zu kommen, so Ortsvorsteherin Carolin Friedrich. Auch kein Vertreter stand für Fragen zur Verfügung.

Foto: MAINRiedberg

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